Die Schöpfungsmaschine
Clifford erwartungsvoll an.
Clifford stellte bedächtig sein Glas auf der Tischplatte ab und ließ sich mit der Antwort Zeit. Nach dem, was er von Aub erfahren hatte, konnte er recht sicher sein, dass seine Arbeit in Washington eben nicht „streng vertraulich, mit einem guten Freund“ besprochen worden war. Das Thema hatte in den höchsten Kreisen einigen Wirbel verursacht, aber das verschwieg Edwards. Warum? Mehrere wichtige Forschungsinstitute beschäftigten sich mit diesem Stoff zu einem Zeitpunkt, da alles auf eine Weltkrise zusteuerte. Diese Situation war undenkbar, wenn die Militärs sich nicht für die Sache interessierten. Sie mussten ein gewaltiges Interesse daran haben. Doch Edwards war offensichtlich entschlossen, diesen Teil der Geschichte auszulassen; er schob vielmehr ein akademisches Interesse als Grund dafür vor, dass er seine Meinung geändert hatte. Warum?
Eine Kellnerin trat an ihren Tisch, um das Geschirr vom Hauptgang wegzuräumen. Sie saßen schweigend da, bis sie damit fertig war und den Tisch wieder verlassen hatte.
„Das ist ja wunderbar“, sagte Clifford, „ich habe meinen Antrag bereits unterschrieben. Jetzt brauchen Sie ihn nur noch weiterzuleiten.“
„Nun, so einfach ist das leider nicht“, antwortete Edwards. Clifford seufzte. Nie war etwas einfach. „Einige Ihrer Thesen sind sehr provokativ, um es einmal so zu nennen, und andere Teile gehen von sehr spekulativen Voraussetzungen aus. Ich fände es gut, wenn diese Teile noch einmal von Ihnen gründlich durchdacht würden, wenn Sie dafür unwiderlegliche Beweise finden könnten. Dann sind da noch ein paar mathematische Formulierungen, die Sie bitte etwas klarer fassen sollten. Wenn Sie das erledigt haben, wüsste ich nicht, was einer Veröffentlichung noch im Wege stehen sollte.“
„Es wäre doch blöd, wenn Washington die Sache aus eben diesen Gründen zurückschicken würde“, sprang Massey in die Bresche, „da ist es doch besser, wenn wir das Ding hier blitzsauber ausarbeiten.“
„Es ist so, dass ich die Vollmacht habe, Ihnen für diese Aufgabe alle technischen Möglichkeiten des FEK zur freien Verfügung zu stellen“, ergänzte Edwards. „Wir können sogar jemand anderem die Projekte übertragen, an denen Sie gerade arbeiten, damit Sie die Hände frei haben – das stimmt doch, Walt?“
Die letzte Frage war an Massey gerichtet. Massey nickte heftig, beugte sich vor und stützte die Ellbogen auf die Tischplatte. „Klar, Bill Summers ist nicht voll ausgefüllt, er kann sich damit beschäftigen. Er ist der ideale Mann.“
Edwards war mit seinem Bluff zu weit gegangen. Das stand für Clifford fest. Anerkennung für eine Arbeit von wissenschaftlichem, aber akademischem Interesse war eine Sache – dass jedoch dafür alles gekippt werden sollte, was bisher als ungeheuer wichtig galt, war eine andere Sache.
„Was wird Corrigan dazu sagen?“ fragte Clifford. Er bemühte sich, seiner Stimme einen uninteressierten Klang zu geben.
„Um den brauchen Sie sich keine Sorgen zu machen“, sagte Edwards beruhigend. „Ich kann Ihnen garantieren, dass er Ihnen nicht in die Quere kommen wird und dass er sich nicht in Ihre Angelegenheiten mischen wird.“
Edwards hatte den Köder geschluckt. Er hatte Clifford soeben erzählt, dass die ganze Angelegenheit bereits auf der höchsten Ebene des FEK erörtert worden war und dass man sich darüber geeinigt hatte. Das passte nun wirklich nicht zu seiner Arbeit, die von rein akademischer Wichtigkeit war. Also wurde die ganze Schau nur inszeniert, damit Clifford weiter an seiner Theorie arbeitete, damit seine Ideen nicht versiegten. Gleichzeitig jedoch verheimlichte man ihm, dass diese Ideen bereits eine große Aufmerksamkeit erregt hatten. Der Zug hatte sich in Bewegung gesetzt, und er sollte nicht mitfahren.
„Das hört sich nicht schlecht an, nicht wahr, Brad?“ lautete Masseys Kommentar. „Ich hätte gedacht, dass du vor Freude an die Decke springst.“
Entweder hatte Massey die Täuschung nicht durchschaut, oder er spielte seine Rolle außerordentlich geschickt. Clifford entschloss sich, Edwards ein letztes Mal die Möglichkeit zu geben, reinen Tisch zu machen. Er sah dem Professor genau in die Augen und sagte mit leiser, eindringlicher Stimme: „Ja, das hört sich alles wirklich gut an. Theorien taugen leider nicht viel, solange man sie nicht durch praktische Beweise belegen kann. Wenn Washington das Zeichen zum Weitermachen gegeben hat und Sie so interessiert sind, wie
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