Die Schöpfungsmaschine
Mann sprechen, der sie verfasst hatte. Aber als ich versuchte, das herauszubekommen, wollte mir niemand eine Antwort geben. Sie sagten, das spiele überhaupt keine Rolle, ich sollte mich mit ihnen in Verbindung setzen, wenn ich Fragen hätte, außerdem sei die ganze Sache in Geheimhaltungsstufe eins eingestuft. Aber wenn ich eine Frage hatte – oft ganz einfache Probleme –, dann waren sie nicht in der Lage, mir die Antworten zu liefern. Da dachte ich zum ersten Mal, dass die Sache komisch riecht … Weißt du, es schien mir, dass sie gar nicht wirklich mit dem Typ redeten, der die Arbeit geschrieben hatte.“
Clifford folgte seinen Worten atemlos.
Aub fuhr fort: „Die ganze Angelegenheit behagte mir nicht mehr. Mir gefiel die Vorstellung nicht, dass ich als Drehorgel fungieren sollte, in die man eine Walze einsetzt und die dann eine Melodie erklingen lässt. Da habe ich angefangen, mich im stillen ein wenig umzuhören, habe meine Kontakte spielen lassen und Gerüchte verfolgt, die von Leuten stammten, die jemand kannte, den einer kannte … Du weißt ja, wie das läuft. Da lassen sich schon Mittel und Wege finden. Naja, ich will dir weitere Einzelheiten ersparen, ich habe die Arbeit jedenfalls bis zu dem Platz zurückverfolgt, wo sie entstanden ist, zum FEK. Kennst du einen Burschen namens Edwards und einen anderen namens Jarrit?“
„Edwards ist hier die Nummer zwei“, bestätigte Clifford, „Jarrit ist sein Boss.“
„Aha … Die beiden hatten ihre Finger im Spiel. Es scheint, dass sich irgendein berühmter Deutscher mit ihnen in Verbindung gesetzt hat, der auf der Rückseite des Mondes hockt …“
„Zimmermann?“
„Zimmermann! So hieß er. Ich habe nicht herausbekommen, wieso er von der Arbeit erfahren hat, aber …“
„Das ist in Ordnung. Darüber weiß ich Bescheid“, unterbrach ihn Clifford. Er konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen, während er Aub erzählte, wie ihn die nackte Verzweiflung dazu getrieben hatte, Zimmermann die Sache anzuvertrauen. Dass er dabei den Dienstweg dreist umgangen hatte, schien Aub von ganzem Herzen zu billigen.
„Was geschah danach?“ fragte Clifford.
„Tja, es sieht so aus, als ob dein Kumpel Zimmermann und seine Meute eine Menge Probleme mit der kosmischen Hintergrundstrahlung haben.“ Aub erläuterte kurz, dass sich die Astronomen im Joliot-Curie-Institut mit der Messung der Hintergrundstrahlung befassten. Das Spektrum dieser Strahlung ist in jeder Region des Weltraums absolut regelmäßig. Die Urknall-Theorie von der Entstehung des Universums behauptet, dass für das frühe Stadium des Knalls eine strahlungsbeherrschte Situation charakteristisch war. Bei der Ausdehnung und Abkühlung, die folgten, löste sich diese Strahlung von der Materie und existierte weiter als ständig kühler werdendes Hintergrundfeld. Das Spektrum der Energieverteilung entsprach dem eines Schwarzkörpers. Wenn man von diesem Modell ausging, konnte man errechnen, dass in den zwölf Milliarden Jahren, die seit dem Urknall vergangen sein sollen, die Temperatur dieser Strahlung soweit abgesunken ist, dass sie jetzt bei fünfzehn Grad über dem absoluten Nullpunkt liegt.
Messungen, mit denen man gegen Ende der sechziger Jahre begonnen hatte, hatten nun ergeben, dass es wirklich ein isotropisches Feld gab mit einer einheitlichen Temperatur von drei Grad über dem Nullpunkt. Wenn man gewisse Unsicherheitsfaktoren in Betracht setzte, kam also die gemessene Zahl der theoretischen sehr nahe. Die Vorhersagen der Urknall-Theorie schienen bestätigt.
Da die Erdatmosphäre die Beobachtungsmöglichkeiten jedoch wie ein schmales Fenster beschränkte, konnte man bei den frühen Messungen nur Wellen in einem Bereich von 3 Millimetern bis zu 70 Zentimetern aufnehmen. Innerhalb dieses Bereiches gab es eine gute Übereinstimmung zwischen der gemessenen Energieverteilung und der eines idealen Schwarzkörpers. Aber später, als Beobachtungs-Satelliten und Stationen auf dem Mond weitergehende Informationen lieferten, wurde eine ständig wachsende Abweichung von den theoretischen Werten deutlich. Je weiter der Wellenbereich ausgedehnt werden konnte, desto größer wurde die Abweichung. Die Urknall-Theorie wurde sorgfältig überprüft, aber die Antwort blieb die gleiche: Die Energieverteilung der kosmischen Hintergrundstrahlung entsprach in der Theorie der Hohlraumstrahlung eines Schwarzkörpers. Doch so war es nicht! War es denn möglich, dass die entdeckte Strahlung gar nicht vom Urknall
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