Die Schöpfungsmaschine
stumm. Er spürte, wie Sarahs und Aubs Spannung stieg.
Zimmermanns Gesicht auf dem Bildschirm schwieg lange Zeit. Doch sie konnten ihm ansehen, dass sein Verstand eine Liste von Möglichkeiten überflog.
„Ich mache nie irgendwelche Versprechungen, solange ich nicht sicher sein kann, dass ich sie auch einhalten werde“, sagte er endlich. „Darum werde ich Ihnen auch nichts versprechen. Ich möchte, dass Sie in den nächsten vierundzwanzig Stunden in der Nähe Ihres Gerätes bleiben. Während dieser Zeit – und das verspreche ich – wird entweder ich oder jemand anders Sie anrufen. Mehr kann ich im Moment nicht sagen. Und je schneller wir unsere Unterhaltung beenden, desto eher werde ich mich um die Dinge kümmern können, die ich im Sinn habe. Haben Sie noch dringende Fragen?“
Die drei sahen einander an. Es gab keine weiteren Fragen.
„Ich glaube nicht, Herr Professor“, antwortete Clifford.
„Also schön, dann auf Wiedersehen. Und vergessen Sie nicht: Einer sollte ständig am Gerät bleiben.“
„Ja, natürlich … Auf Wiedersehen und danke … Vielen, vielen Dank.“
„Danken Sie mir, wenn es etwas gibt, für das Sie sich bedanken können“, sagte Zimmermann; damit erlosch der Bildschirm.
„Du hast es geschafft!“ brüllte Clifford. „Das ist ja sagenhaft, Aub! Du hast es wirklich geschafft!“
„Ich nicht“, sagte Aub und zeigte mit dem Finger auf Sarah. „Ich habe nur auf die richtigen Knöpfe gedrückt. Wenn ich mich nicht irre, war es ihre Idee. Sie war’s.“
„Vielen Dank, Aub; du bist ein Gentleman“, schmollte sie. „Siehst du, Brad, du weißt gar nicht, was du an mir hast.“
„Woher nimmst du nur solche Ideen?“ fragte Aub.
„Ach“, sagte sie. „Wenn man mit Brad verheiratet ist, gewöhnt man sich schnell daran, dass man für das ganze Denken zuständig ist.“
Am späten Nachmittag des folgenden Tages saßen Aub und Clifford über einem Schachspiel und Sarah las, da ertönte der Infonetz-Summer. Die Männer sprangen so hastig auf, dass sie den Spieltisch umstießen, und als sie sich aus dem Durcheinander befreit hatten, hatte Sarah den Anruf bereits angenommen. Der Bildschirm zeigte einen dunkelhaarigen Mann. Er war Mitte Vierzig und vermutlich von mediterraner Abstammung. Offensichtlich sprach er von einem Zimmer in einer Privatwohnung aus. Durch ein Fenster hinter ihm konnte man über eine Wasserfläche blicken, deren fernes Ufer von Pinien gesäumt war.
„Frau Clifford?“ fragte er.
„Ja.“
„Ah, ist Ihr Mann da?“
„Im Moment versucht er gerade, sich von seinem Kaffeetisch zu befreien …“ Der Mann auf dem Bildschirm war einen Moment lang verwirrt, dann lächelte er. „Jetzt hat er es geschafft“, sagte Sarah, „hier bitte …“ Sie stand auf und räumte Clifford ihren Platz ein. Aub trat gespannt neben sie.
„Hallo, entschuldigen Sie bitte die Verzögerung. Ich bin Bradley Clifford.“
„Keine Umstände“, sagte der Anrufer und lächelte wieder. „Meinetwegen brauchen Sie doch nicht die Möbel zu demolieren.“ Dann wurde sein Tonfall förmlicher: „Ich bin Al Morelli, Professor Al Morelli. Ich bin ein alter Freund von jemandem, den Sie – so viel ich gehört habe – gerade erst kennengelernt haben: Heinrich Zimmermann.“
„Ja …?“
„Ich dachte, ich hätte zwei Gesprächspartner.“ Morelli runzelte leicht die Stirn. „Ist dort nicht auch ein Dr. Philipsz, er schreibt seinen Namen so seltsam …“
„Ja, ich bin hier.“ Aub kam zu Clifford herüber.
„Schön! Guten Tag!“ Morelli dachte eine Sekunde lang nach. „Heinrich hat mir etwas von der Arbeit erzählt, die Sie im Bereich der K-Physik geleistet haben. Es hat mich ganz schön verblüfft, wenn ich mich so ausdrücken darf. Ich interessiere mich besonders für die Schwerkraft-Impulse. Haben Sie diesen Bereich schon weiter ausgearbeitet?“
„Nein, eigentlich nicht“, antwortete Clifford. „Aber Aub hat einige Versuche unternommen, als er noch in Berkeley gearbeitet hat. Diese Tests haben die Aussagen über die Dauerrotationen bestätigt. Die Schwerkraftimpulse gehören in den gleichen Problembereich, also kann man sagen, dass die Zeichen sehr ermutigend sind. Mehr kann ich im Moment nicht mitteilen.“
Morelli erwiderte seinen Blick und nickte bedächtig, so als ob sich seine Hoffnung bestätigt hätte.
„Nun, wir brauchen im Moment nicht weiter in die Einzelheiten einzusteigen“, sagte er. „Heinrich hat mir bereits einen kurzen Abriss übermittelt,
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