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Die schottische Braut

Die schottische Braut

Titel: Die schottische Braut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Hale
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Zunge.
    Am unteren Ende der Leiter hörte Jenny, wie Harris John den Rat gab: “Warum gehst du nicht ins Bett, Junge? Du hast heute Nacht die Arbeit eines Mannes vollbracht.”
    Der Klang seiner Stimme erweckte in Jenny das Bedürfnis, die Leiter hinabzusteigen, um sich in Harris’ Arme zu werfen. Plötzlich wurde ihr bewusst, dass die Kinder sie erwartungsvoll ansahen. Sie räusperte sich und fuhr mit der Geschichte fort. Als John sich zu ihnen gesellte, waren seine Brüder und Schwestern einverstanden, dass Jenny nochmals von vorn begann, damit er nichts versäumte.
    Keinem von ihnen gelang es, wach zu bleiben, bis die Geschichte zu Ende war. Als der letzte von ihnen eingeschlummert war, waren Jennys Glieder steif und ihre Stimme heiser. Immer noch vernahm sie leise Stimmen und Geräusche von unten. Solange Betriebsamkeit herrschte, gab es noch Hoffnung.
    Eine Weile später – sie war inzwischen eingenickt – erwachte sie durch leises Schluchzen. Sie vernahm Mrs Girvans matte Stimme. “Es tut mir leid, Mädchen. Es gab nichts, was ich für das arme kleine Kerlchen tun konnte. Du benötigst jetzt Ruhe. Die anderen Kinder brauchen dich.”
    Jenny schauderte. Selbst ein angemessener Zeitraum zur Trauer war ein Luxus in diesem unwirtlichen Land.
    “Es tut mir leid für den Verlust, Angus”, sagte Harris. Jenny war nicht bewusst gewesen, dass er immer noch da war. “Kann ich irgendetwas tun?”
    “Es gibt nichts zu tun, als einen Sarg zu zimmern und ein Grab zu schaufeln”, erwiderte der Kapitän mit heiserer Stimme. “Wenn Sie so gut sein wollen, Mrs Girvan nach Hause zu begleiten. Und Dank sei Ihnen für Ihre Hilfe heute Nacht.”
    “Ich wünschte, ich hätte mehr tun können. Ich komme morgen früh und bringe Holz mit.”
    Jenny vernahm leise Schritte, dann wurde die Tür der Hütte geöffnet und wieder geschlossen.
    Kapitän Glendenning räusperte sich.
    Jenny wünschte sich sehnlichst zu schlafen oder tausend Meilen weit weg zu sein.
    “Kränk dich nicht, Maizie. Wir werden noch andere Kinder bekommen.”
    Ein bitteres Lachen erklang. “Glaub nicht, dass mich das tröstet, Angus. Ich habe nicht einmal dieses gewollt.”
    “Beruhige dich, Maizie. Das meinst du nicht so. Du bist völlig erschöpft.”
    “Ja, das bin ich wohl. Doch ich meine es trotzdem so.” Maizie Glendenning schluchzte laut. “Es ist unschicklich für eine Mutter, nicht um ihr Kind zu trauern. Dennoch bin ich froh, sein Geschrei nicht mehr vom frühen Morgen bis in die späte Nacht hören zu müssen.”
    Der Kapitän sagte eine Weile lang nichts. “Ich kann nicht schlafen. Ich werde den Sarg zimmern.”
    “Tue es. Und wenn du schon dabei bist, mach auch einen für mich. Ich beneide die Toten, die ihre Ruhe haben.”
    Jennys Magen krampfte sich zusammen. Sie blickte zu den Kindern, um sich zu überzeugen, ob sie auch schliefen und nichts davon gehört hatten. Der Kapitän würde die Gründe für die harten Worte seiner Frau in ihrer Trauer und Erschöpfung suchen. Indes die Kinder würden das nicht verstehen.
    Vielleicht verstanden sie nur zu gut.
    So wie die vierzehn Jahre alte Jenny das Flüstern ihrer sterbenden Mutter verstanden hatte. “
Weine nicht um mich, Jenny. Ich werde über die Ruhe froh sein. Wenn du Gelegenheit bekommst, sieh zu, dass du von hier fortgehst. Doch heirate gut oder gar nicht.”
    Jenny erinnerte sich an die Geschichten ihrer Mutter aus ihrer Jugendzeit. Wie hatte ihre Mutter gestrahlt, als Alec Lennox um Erlaubnis gefragt hatte, sie nach dem Kirchgang nach Hause zu bringen. Erfüllt von romantischen Träumen über ihr gemeinsames Leben, hatte sie das immer häufigere Zusammensein mit Alec Lennox genossen. Und war es bei Maizie nicht ähnlich gewesen? Es hatte einmal eine Zeit gegeben, da hatte Maizie sich aufgeputzt und schön gemacht, wenn ein ungestümer, gut aussehender Seemann mit ihr hatte ausgehen wollen. Auch sie hatte sich ein anderes Leben vorgestellt.
    Und wohin hatte es letztendlich geführt?
    Erschöpfung überkam Jenny erneut, und sie schlief eine Weile. Die Kinder regten sich, als der Hahn krähte.
    “Ich habe die Geschichte nicht zu Ende gehört, Jenny.”
    “Geht es dem Baby besser?”
    Jenny gähnte und streckte sich. Die Kinder sollten die traurige Nachricht besser von ihren Eltern hören. “Seid jetzt still. Eure Mutter schläft und braucht Ruhe. Lasst sehen, wer sich von euch am leisesten anziehen und sich aus dem Haus schleichen kann. Wenn ihr keinen Lärm macht, verspreche ich

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