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Die schottische Braut

Die schottische Braut

Titel: Die schottische Braut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Hale
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einem feinen Haus lebe, werde ich meine Manieren pflegen müssen.”
    “Dann ist es abgemacht”, erwiderte Harris. Etwas in seiner Stimme und in seinem Blick ließen sie vermuten, dass ihre Antwort ihn enttäuschte. “Ich werde dich gegen sieben abholen.”
    “Sieben? Das ist die Zeit, zu Bett zu gehen.”
    “Die gehobene Gesellschaft speist später”, erklärte Harris. Mit etwas Ironie in der Stimme fügte er hinzu: “Du solltest dich besser daran gewöhnen.”
    Als er fort war, beeilte sich Jenny, so viele Arbeiten wie nur möglich für Maizie Glendenning zu erledigen.
    “Du bist für mich ein Geschenk Gottes, Jenny. Die Arbeit kann bis später warten. Jetzt werde ich dir das Haar machen. Du wirst es vielleicht nicht glauben, jedoch in der alten Heimat war ich flatterhaft und eitel. Was wirst du heute Abend anziehen?”
    Jenny durchwühlte ihre Seemannskiste, die trotz des Schiffbruches trocken geblieben war. Als sie ihre Aussteuer hervorholte, bezahlt mit dem Gold von Roderick Douglas, reagierte Maizie mit Ausrufen der Verzückung.
    “Schau dir diese Farbe an.”
    “Und dieses feine Tuch.”
    Als Jenny das letzte Gewand hervorholte, war ihre Gastgeberin sprachlos. “Sieh dir das bloß an”, hauchte sie.
    Lächelnd hielt Jenny das übel verknitterte Hochzeitskleid hoch. Es war aus Seide, hatte die Farbe des Heidekrauts und war nach der neuesten Mode gefertigt. Solange Jenny zurückdenken konnte, waren Frauen immer mit Gewändern bekleidet, die vom Busen abwärts glatt fielen. Doch sie hatte Bilder von altertümlichen Kleidern gesehen. Kleider mit eng anliegender Taille und ausladenden Röcken – aufreizend schön.
    Der Schnitt ihres Hochzeitskleides griff auf diese Mode zurück. Ein breites Band unterhalb der Brüste und ein weiter Rock, der durch spitzenbesetzte, knisternde Unterröcke gestützt wurde. Als Jennys Finger bewundernd über den feinen, glatten Stoff strichen, kämpfte sie gegen den Drang, das Kleid zum Souper mit den Jardines anzuziehen. Sie hatte andere gute Gewänder, die für diesen Anlass genauso passten, obwohl keines so schön war wie dieses. Außerdem verspürte sie eine abergläubische Vorahnung, das Hochzeitskleid vor der Vermählung zu tragen. Sie hatte Rodericks Gold für dieses besondere Gewand ausgegeben. Sie war es ihm schuldig, es für ihre Hochzeit aufzusparen.
    Doch als sie all das gegen Harris’ Blick abwog, wenn er sie zum ersten Mal in diesem Seidenkleid sehen würde, schwankte sie in ihrem Entschluss einen Augenblick.
    Doch gleich darauf wies Jenny ihre albernen Gedanken von sich und legte energisch das Hochzeitskleid zurück in die Kiste.
    Als Harris kam, um sie zu den Jardines zu begleiten, hatte Jenny das Gefühl, als würde eine ganze Kolonie Schmetterlinge in ihrem Bauch flattern. Sie musste die Hände fest gegeneinander pressen, um nicht von Angst überwältigt zu werden.
    “Hat man so etwas schon gesehen?” Der ehrfürchtige Ausdruck in Harris’ Stimme und der bewundernde Blick in seinen Augen drohte Jenny zu berauschen.
    Wie er sich wohl verhalten hätte, wenn ich in Seide gekleidet gewesen wäre, fragte sie sich und schalt sich gleich darauf als törichtes Frauenzimmer.
    “Ich wollte nicht, dass du dich mit mir schämen musst.” Sie versuchte, sachlich zu bleiben, doch ihre Stimme klang atemlos und gereizt.
    Mit förmlicher Höflichkeit hielt er ihr den Arm entgegen. “Jeder Mann wäre stolz, so eine feine Dame zu begleiten.”
    Jenny legte ihm die Hand auf den Arm. Jetzt lachte sie herzlich. “So hast du aufgepasst, als ich versuchte, dir Manieren beizubringen?”
    Harris stimmte in ihr Lachen ein. “Oh ja, Jenny. Doch wir sollten hier nicht herumtrödeln, während die Speisen kalt werden. Die Jardines führen eine gute Tafel.”
    Seine Behauptung stellte sich als wahr heraus, doch für Jenny bedeutete dieser Abend ebenso ein Fest des Geistes wie des Gaumens.
    Während sie im Wohnzimmer saßen und warteten, dass serviert wurde, bemerkte Mrs Jardine: “Mr Chisholm sagte mir, dass Sie die Werke von Walter Scott verehren, Miss Lennox.”
    “Ich habe sie nur gelesen”, gestand Jenny, versäumte es indes, einzugestehen, dass Harris den größten Teil gelesen hatte. “Ich mag sie sehr. Mr Scott erzählt schöne Geschichten.”
    Ihre Gastgeberin nickte. “Mr Chisholm war so freundlich, mir seine Ausgabe von ‘Ivanhoe’ zu leihen. Es erfreut mich sehr.”
    Ihr Gemahl fügte hinzu: “Welch ein Glück, dass Ihre Bücher bei dem Schiffsunglück nicht

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