Die Schreckensteiner auf der Flucht
Fleischbrühe, obwohl es auch ohne diese Wärmung von innen heiß herging.
„Und wenn wir zehn Jahre zu Gast wären, demütigen brauchen wir uns nicht zu lassen!“ schimpfte Andi. Dieser Satz hätte im „Wappenschild“ stehen können. Redaktionskollege Mücke pflichtete auch sofort bei.
„Darauf haben sie’s nämlich abgesehen. Nur darauf!“
„Wir müssen versuchen, sie mit ihren eigenen Waffen zu schlagen, irgendwie...“ meinte Ottokar. Alle dachten angestrengt nach.
„Es müsste etwas sein, womit wir die Kontrollen lächerlich machen“, schlug Hans-Jürgen vor. Da fiel bei Stephan der Groschen.
„Dann gibt’s, nur eins: Wir ziehen keine frischen Hemden mehr an, wir tauschen die getragenen untereinander.“ Sein Vorschlag wurde zwiespältig aufgenommen.
„Wie stellst du dir das vor? Schließlich haben wir dem Rex versprochen, dass wir jeden Tag ein anderes Hemd anziehen.“
„Genau!“ sagte Stephan. „Die Horn will jeden Tag ein anderes Hemd sehen. Dass es einem selber gehören muss, davon war nie die Rede.“
„Und wo bleibt die Hygiene?“ fragte Witzbold Klaus zu aller Belustigung.
„Frisch ist für mich ein Hemd, das ich noch nie angehabt habe“, erklärte Werner.
„Ist das fair?“ fragte Ottokar.
„Sind die Kontrollen fair?“ fragte Stephan dagegen. „Ich hab etwas gegen Misstrauen. Wir werden hier beleidigt.“
„Sehr richtig!“ sagte Dampfwalze. „Auch ein Gastgeber kann nicht einfach tun und lassen, was er will. Ich stelle mein Hemd zur Verfügung!“
Jetzt nickte auch Ottokar: „Meinetwegen.“
„Noch eins“, unterbrach Stephan, „jeder muss Buch führen: Wer wann wessen Hemd anhat. Pannen dürfen da keine passieren!“
Ruhig, ohne jede Spur von Unmut, ließen die Ritter die nächste Kontrolle über sich ergehen. Sie wussten, was sie wussten. Mochten die Mädchen noch so johlen. Dass sie die Hemden nur getauscht hatten, konnte eigentlich nicht herauskommen. Zu viele Mädchen wechselten sich mit dem Aufschreiben und Verlesen ab. Alles klappte. Sogar mit Dampfwalzes auffallendem Hemd, das heute Andi trug. Sabine schrieb ihn auf. Mit ihrer Brille sah sie sehr wichtig aus.
„Ts-ts-ts“, machte sie und deutete auf die rechte Kragenspitze. „Noch nicht gefrühstückt und schon vollgesabbert. So ein böser Bube!“
Andi war um eine Antwort nicht verlegen. „Das ist kein Fleck auf meinem Hemd, das ist Dreck auf deiner Brille! Ich würde es mal mit Putzen probieren.“ Die Stimmung der Ritter besserte sich merklich.
„Werner, kann ich morgen dein Hemd kriegen?“ fragte Dampfwalze am Nachmittag. „So einen Kragen hab ich noch nie probiert. Muss sehr bequem sein.“
„Keine Zweier machen!“ warnte Stephan. „Nicht du sein Hemd und er deins. Immer zu dritt tauschen!“
„Ist mir nur recht“, gab Werner zur Antwort. „Ich bin sowieso nicht scharf auf sein Papageienhemd. Soll’s der Dieter anziehen.“
Dieter, alles in allem ungefähr die Hälfte von Dampfwalze, war einverstanden. Vielleicht hoffte er, die Riesenkaros würden ihn größer und breiter machen. Seit sie auf Rosenfels waren, entwickelten manche Ritter ungeahnte Eigenschaften. Nicht nur Dampfwalze. Ein Hauptspaß war jetzt die Morgentoilette. Die Kleinsten hatten die größten Sorgen. Kuno schlotterte in Eugens Hemd.
„Mann, wie siehst du denn aus? Nimm wenigstens den Egon noch mit rein“, lästerte Andi.
„Was soll ich denn machen?“ fragte Kuno.
„Mehr essen oder im Bett bleiben“, antwortete Eugen. „Ich seh schon, wegen euch halben Portionen fliegt noch alles auf.“
„Das fehlt uns!“ schimpfte Ottokar. „Müssen sie halt ‘n paar frische Hemden dazunehmen!“
Wie es so geht, wenn sich etwas zu oft wiederholt — die Mädchen verloren den Spaß am Kontrollieren. Sabine versuchte ihren Notizblock Bettina aufzuschwatzen. Bettina wollte nicht. Sie hatte am ersten Tag aufgeschrieben. Also blieb Sabine nichts anderes übrig, als der aufsichtführenden Lehrerin die Aufzeichnungen des Vortages vorzulesen.
Dieter war an der Reihe. Während sie ihn auf ihrer Liste suchte, fand Elke ihn auf ihrem Block und las vor. So hatte Sabine Zeit, Dieters Hemd zu betrachten. Merkwürdig!, dachte sie, das schlottert ganz schön an dem rum. Da entdeckte sie an der rechten Kragenspitze einen Fleck. Genau wie gestern! wunderte sie sich und aller Ärger über Andis Bemerkung stieg wieder in ihr hoch.
„Die mogeln!“ rief sie. „Die tauschen ihre Miefhemden untereinander, die
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