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Die Schrift an der Wand

Die Schrift an der Wand

Titel: Die Schrift an der Wand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gunnar Staalesen
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Treppe herunter. »Und was zum Teufel
will er?«
»Ich muß kurz mit Åsa sprechen«, wiederholte ich.
Er trug eine Art Trainingsanzug aus glattem, dunkelblauem
Stoff. Das Oberteil stand offen. Darunter trug er ein weißes TShirt mit dem Aufdruck ›Bergensløpet‹ und den Namen einiger
gewichtiger Sponsoren. »Nicht ohne daß wir dabei sind«, sagte
er scharf.
Ich warf einen Seitenblick auf seine Frau. »Wenn Sie glauben,
daß das klug ist –«
»Wir wollen alles wissen!« sagte sie schnell, mit einem Gesichtsausdruck, als wäre sie den Tränen nahe. »Es hat keinen
Sinn, noch etwas zu verbergen.«
Trond Furubø warf den Kopf in den Nacken. »Wir gehen rauf.
Holst du sie, Randi?«
Sie nickte, und ich folgte Furubø nach oben in das große
Wohnzimmer. Ganz richtig. Der Fernseher lief, und Furubø hate
es sich schon im Sessel mit den Totoscheinen, einer halben
Flasche Bier und einer Schale Chips bequem gemacht. Jetzt
drehte er den Sessel etwas herum, machte den Fernseher leiser
und wandte sich mit irritiertem Gesichtsausdruck wieder an
mich. »Ist denn das nötig, Veum, an einem Samstagnachmittag?«
Ich seufzte. »Wenn es nach mir ginge, nicht.«
»Und wer zum Teufel entscheidet das? Gott Vater im Himmel?«
»Da haben Sie ja schon mal zwei von ihnen genannt.«
Åsa und ihre Mutter kamen die Treppe herauf. Åsa mit der
Miene eines beleidigten Kleinkinds, die Mutter auf dem Weg in
ein ewiges Martyrium.
»Hallo, Åsa«, sagte ich und versuchte wieder einmal, einen
leichten Ton anzuschlagen. Das war nicht so einfach.
Sie zog nur eine Grimasse, ohne etwas zu sagen.
Randi Furubø sah ihren Mann an. »Kann er ein Bier haben,
wenn er möchte?«
»Er muß noch fahren, deshalb würde er ein alkoholfreies
vorziehen«, sagte ich.
Randi Furubø nickte und ging in die Küche.
»Veum hat gesagt, daß er dir ein paar Fragen stellen will,
Åsa«, sagte Furubø.
Sie sah in meine Richtung, aber ohne den Blick zu heben. Sie
trug hellblaue Jeans und eine weiße Hemdbluse. Ihr Haar sah
frisch gewaschen aus, an den Spitzen noch naß. Das einzige,
was nicht stimmte, war ihr verschlossenes, fast versteinertes
Gesicht.
»Ich würde gern noch mal ein bißchen über den Tag sprechen,
als Torild verschwand – und den Tag danach«, begann ich
vorsichtig.
»Den Tag danach?«
»Freitag.«
Sie sah ihren Vater an. »Ich hatte von Freitag an Hausarrest.«
Randi Furubø kam aus der Küche mit einem runden Tablett,
auf dem eine geöffnete Flasche Clausthaler und ein Glas
standen.
»Doch keinen Hausarrest«, sagte sie. »Das war nur, weil wir
Angst um dich hatten, Åsa!« Sie sah mich an und stellte das
Tablett auf den Tisch neben mich. »Wir hatten ja keine Ahnung,
was da passiert sein konnte!«
»Nein … Danke«, sagte ich und schenkte mir ein. »Und von
wann an hattest du Hausarrest?«
»Nachdem ich aus der Stadt zurückkam. Wir hatten ja schulfrei an dem Tag.«
»Wir haben erst am Nachmittag erfahren, daß Torild nicht
nach Hause gekommen war«, fügte die Mutter hinzu.
Trond Furubø räusperte sich. »Hören Sie, Veum, worauf
wollen Sie eigentlich hinaus?«
Ich hielt meinen Blick auf Åsa gerichtet. »Am Tag davor wart
ihr, du und Torild, zusammen im Jimmy, als sie einen Anruf
bekam, richtig?«
Sie wand sich.
»Richtig?« wiederholte ich.
»Mmh.«
»Du wußtest, wo sie hin sollte, richtig?«
»Sie mit Ihrem ›richtig‹, ey! Woher sollte ich das wissen?«
»Du hattest solche Anrufe doch selbst schon mal bekommen,
oder nicht?«
»Veum!« Jetzt war es die Mutter, die eingriff. »Was wollen
Sie damit andeuten? Das hier geht entschieden zu …«
»Sehen Sie sie an! Leuchtet ihr nicht die …« Ich hielt rechtzeitig inne und wandte mich in deutlich milderem Ton an Åsa.
»Man konnte damit Geld machen, stimmt’s? Viel mehr, als du
von zu Hause erwarten konntest, und wenn du noch so sehr um
eine Taschengelderhöhung gekämpft hättest.«
Furubø stellte mit einem Knall sein Bierglas ab. »Wollen Sie
… Sie kommen doch nicht etwa hier an und …«
»Torild und Astrid haben … Ich war nur dabei«, sagte Åsa mit
schwacher Stimme. »Ich bin nicht so.«
»Aber sie?«
Sie nickte.
»Sie nahmen Drogen, stimmt’s?«
»Nicht richtig! Haben nur probiert.«
»Tabletten?«
»Helge hatte was aus England bekommen, irgendwelche
Pillen, die – die dich – sogar wenn du …« Ihr Blick flatterte
heimatlos zwischen Mutter und Vater hin und her.
»Sogar wenn du …«, wiederholte ich.
»Sogar wenn du es mit dir selbst gemacht

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