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Die Schrift an der Wand

Die Schrift an der Wand

Titel: Die Schrift an der Wand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gunnar Staalesen
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wollte den Fall überhaupt nicht
kommentieren, abgesehen davon, daß er ihn sowohl ›schockierend als auch sehr bedauerlich‹ fand.
    Der Tote in Sandviken wurde in keiner der Zeitungen erwähnt.
Es war nach ein Uhr, als sie von der Polizeiwache anriefen.
»Veum? Hier Muus. Wir haben Birger Bjelland festgenommen. Könnten Sie eventuell herkommen und eine umfassende
Erklärung abgeben?«
    »Jetzt? Sofort?«
»Sehen Sie einen Grund, es aufzuschieben?«
Ich sah mit einem bedauernden Blick zu Karin und murmelte:
»Nein, nein, eigentlich nicht.«
Eine halbe Stunde später war ich auf der Wache, wo mich
    Muus mit einem Gesicht empfing, als habe er die königliche
Verdienstmedaille in Gold bekommen. Ich konnte mich tatsächlich nicht erinnern, ihn jemals so gesehen zu haben. »Diesmal
haben wir ihn, Veum!«
»Hoffen wir’s.«
     
Ich ging mit ihm hinauf ins Büro, wo Atle Helleve saß und
wartend in einer Zeitung las.
    »Haben Sie heute auch keinen freien Samstag?« fragte ich
leichthin.
Er faltete die Zeitung mit einem kleinen Seufzer zusammen.
»An einem Tag wie diesem? Na, und wie geht’s dem einsamen
Wolf?«
»Na so was, ein gebildeter Polizist«, staunte ich.
»Uns gibt es in allen möglichen Ausführungen.«
Muus sah einen Augenblick leicht desorientiert aus. »Laßt uns
keine Zeit verschwenden. Setzen Sie sich, Veum, und laßt uns
alle Details durchgehen.«
Und genau das taten wir dann.
Noch einmal ging ich alles durch, was ich über Birger Bjellands Netz herausgefunden hatte, die ›sichere Liste‹, Jimmy und Pastell, Dr. Evensen und seine übrigen Mitarbeiter.
Dieses Mal fügte ich das hinzu, was ich in Stavanger erfahren
hatte, auch wenn es zu nichts weiter dienen sollte, als seine
Vorgeschichte ein wenig farbiger zu gestalten.
Helleve notierte. Er war nicht nur gebildet, er war auch ein As
auf der Tastatur.
Als ich bei den Ereignissen des vergangenen Tages angelangt
war, wuchs das Interesse beträchtlich. Die Schlägerei mit
Messer lockte wieder einen Hauch des alten Muus hervor. Er
beugte sich nach vorn, entblößte die Zähne und sagte: »Könnte
so aussehen wie das, was die Juristen als fahrlässige Tötung
bezeichnen würden, Veum …«
»Es war Notwehr«, sagte ich.
»… nicht zuletzt, wenn man die Vorgeschichte von euch
beiden mit in Betracht zieht – ich meine, die gemeinsame.«
»Tja, wenn wir euer Vorstrafenregister ansehen …«, begann
Helleve.
Muus unterbrach ihn. »Auf der anderen Seite … Das wäre eine
verdammte Menge Schreibarbeit.« Er schielte zu dem magischen roten Kreis auf dem Kalender.
Ich folgte seinem Blick. Dann sah ich auf das Datum meiner
digitalen Armbanduhr: 27. Februar. »Mensch, zum Teufel,
Muus! Herzlichen Glückwunsch! Ist dies – ist dies tatsächlich
Ihr letzter Tag?«
Er betrachtete mich hin- und hergerissen. »Im Prinzip, ja,
Veum, aber ich fürchte, daß es in der nächsten Woche noch ein
bißchen Papierkrieg geben wird, sozusagen Überstunden. Also
mit anderen Worten, ich denke, wir bedanken uns bei Messer für
die Mitarbeit, aber …«, er beugte sich etwas zur Seite und
heftete seinen Blick wieder an mich, »… sollte mir jemals zu
Ohren kommen, daß Sie in etwas Ähnliches verwickelt sind,
dann kehre ich aus meinem Rentnerdasein zurück, und wenn es
aus dem Jenseits sein sollte, verstanden?«
Ich nickte, unsicher, wie deutlich ich meine Dankbarkeit
zeigen sollte. »Aber … was ist mit dem Mord an Laila
Mongstad? Habt ihr da was gefunden?«
»Noch nichts Definitives.«
»Und die Todesursache?«
Muus ließ seinen Blick einen Augenblick auf mir ruhen, bevor
er sich entschied zu antworten. »Ein harter Schlag auf den
Hinterkopf, von dem sie bewußtlos geworden sein muß. Danach
wurde sie regelrecht erwürgt.«
Ein Kälteschauer durchfuhr mich. Geschlagen – und erwürgt
… Der Hals, den ich …
Muus fuhr fort: »Wir überprüfen auch da die Umgebung von
Birger Bjelland, ausgehend von der Datei, die sie gerade
bearbeitete. Aber bis auf weiteres sind wir in alle Richtungen
offen.«
»Es war ein ganz schön reges Treiben da, so spät abends,
glaubt man dem Protokoll der Rezeption«, sagte Helleve.
»Ja, ich habe jemanden getroffen.«
»Und wen?«
»Sidsel Skagestøl.«
»Das stimmt. Sie war da – mußte aber unverrichteter Dinge
wieder gehen. Die Frau und die Tochter von Furubø waren kurz
da …«
»Ach ja? Und wann?«
»Ganz knapp bevor Sie kamen. Sie waren im Kino gewesen
und kamen vorbei, um zu fragen, ob er schon mit nach

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