Die Schriften von Accra (German Edition)
Traum auch die Werkzeuge gegeben hat, ihn zu verwirklichen.
Wenn du schwierige Zeiten durchlebst, vergiss nie: Magst du auch Schlachten verloren haben, du hast überlebt und bist hier.
Das ist ein Sieg. Zeige deine Freude, und feiere deine Fähigkeit voranzuschreiten.
Verteile deine Liebe großzügig über Felder und Weiden, über die Straßen der großen Stadt und über die Dünen der Wüste.
Zeige, dass dir die Armen etwas bedeuten, denn sie erlauben dir, dich in der Tugend der Barmherzigkeit zu üben.
Und zeige auch, dass dir die Reichen etwas bedeuten, die allem und allen misstrauen, ihre gefülltenGetreidespeicher verschließen, aber trotz ihres Reichtums die Einsamkeit nicht vertreiben können.
Lass keine Gelegenheit aus, deine Liebe zu zeigen. Vor allem jenen, die dir nahestehen, weil wir mit ihnen oft besonders nachlässig umgehen.
Von der Liebe wirst du als Erster etwas haben – und die Welt, die dich umgibt, wird dich belohnen, auch wenn du dir zunächst sagst: ›Sie werden meine Liebe nicht verstehen.‹
Liebe muss nicht verstanden werden. Sie muss nur gezeigt werden.
Daher hängt das, was deine Zukunft für dich bereithält, ganz und gar von deiner Fähigkeit ab zu lieben.
Daher musst du von dem, was du tust, vollkommen überzeugt sein. Höre nicht auf die anderen, wenn sie dir einzureden versuchen: ›Jener Weg ist besser‹ oder ›Jene Strecke ist weniger mühsam‹.
Gottes größtes Geschenk an uns ist die Gabe, frei zu entscheiden.
Uns wurde von unserer Kindheit an eingetrichtert, dass das, was wir leben wollen, unmöglich sei. Und je mehr Jahre vergehen, desto mehr Sand aus Vorurteilen, Ängsten und Schuldgefühlen wird angehäuft.
Befreie dich davon. Nicht morgen, nicht heute Abend, sondern jetzt.
Ich sagte bereits: Viele von uns glauben, dass wir die Menschen, die wir lieben, verletzen, wenn wir im Namen unserer Träume alles zurücklassen.
Aber jene, die uns wirklich Gutes wünschen, möchten uns glücklich sehen – auch wenn sie noch nicht verstehen, was wir tun, und auch wenn sie uns anfangs mit Drohungen, Versprechen oder Tränen aufhalten wollen.
Tage voller Abenteuer liegen vor dir, und es ist gut, sie auszukosten: Daher spüre, wenn du auf einem Pferd sitzt, den Wind in deinem Gesicht, und genieße das Gefühl von Freiheit.
Aber vergiss nicht, dass du eine lange Reise vor dir hast. Wenn du dich dem Überschwang der Gefühle zu sehr hingibst, könntest du stürzen. Und wenn du deinem Pferd keine Rast gönnst, könnte es vor Durst oder Erschöpfung sterben.
Wenn du reitest, lausche dem Wind, aber vergiss darüber das Pferd nicht.
Und wenn die Erfüllung deines Traumes zum Greifen nahe ist, musst du besonders aufmerksam sein, weil dann die größte Gefahr droht.
Du siehst dann, dass du an einem Punkt angelangt bist, an den es nur wenige schaffen, und du wirst glauben, nicht verdient zu haben, was das Leben dir schenkt.
Du wirst vergessen, was du überwunden, was duerlitten, auf was du verzichtet hast. Und du wirst aus einem unbewussten Schuldgefühl heraus alles zerstören, was du so mühevoll aufgebaut hast.
Dies ist das gefährlichste Hindernis, weil es dem Anschein nach um etwas Verehrungswürdiges geht: den Verzicht auf etwas Errungenes.
Aber wenn ein Mensch begriffen hat, dass er dessen, wofür er so hart gekämpft hat, würdig ist, dann wird er feststellen, dass er es in Wahrheit nicht allein geschafft hat. Und er muss der Hand, die ihn geführt hat, Achtung zollen.
Nur derjenige begreift seinen eigenen Wert, der imstande ist, jeden seiner Schritte zu würdigen.«
Und einer von denen, die schreiben
konnten, und der eifrig jedes Wort des
Kopten notiert hatte, ließ den Stift
sinken, und der Platz, auf dem
sich das Grüppchen versammelt
hatte – die müden Gesichter, die
Kirchenoberhäupter, die schweigend
zuhörten –, kam ihm wie ein Traum
vor. Und um sich zu beweisen, dass er
nicht träumte, stellte er eine Frage:
»Was bedeutet Loyalität?«
U nd der Kopte sagte:
»Loyalität ist wie ein Laden voll kostbarster Tongefäße, dessen Schlüssel uns von der Liebe anvertraut wurde.
Ein jedes dieser Gefäße ist schön, weil es sich von den anderen unterscheidet. So wie die Menschen, die Regentropfen oder die Felsen in den Bergen auch alle unterschiedlich sind.
Manchmal fällt aus Altersgründen oder wegen eines nicht entdeckten Schadens ein Regal in sich zusammen. Und der Besitzer des Ladens sagt sich: ›Da habe ich so viel Zeit und Liebe in diese
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