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Die Schuld

Titel: Die Schuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
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angemessener Fairness dokumentiert hatte. Als Mariani in Clays Haus eintraf, wurde er von Paulette begrüßt und durch die schmale Diele in die Küche geführt, wo die anderen warteten. Clay stellte sich selbst vor, dann humpelte er um den Tisch herum und erklärte, wer die anderen waren: Zack Battle, sein Anwalt, Rebecca van Horn, seine Freundin, und Oscar Mulrooney, sein Partner. Tonbandgeräte wurden eingestöpselt, und Rebecca machte mit der Kaffeekanne die Runde.
    »Es ist eine lange Geschichte«, begann Clay, »aber wir haben Zeit.«
    Er nahm einen Schluck Kaffee, holte tief Luft und fing an zu erzählen. Er begann mit Ramón »Pumpkin« Pumphrey, der von seinem Mandanten Tequila Watson erschossen worden war, nannte Datum, Uhrzeit, Ort der Geschehnisse. Clay hatte alles notiert und befand sich im Besitz sämtlicher Akten. Dann berichtete er von Washad Porter und dessen beiden Morden. Er erzählte von D-Camp, Clean Streets, der erstaunlichen Wirkung eines Medikaments namens Tarvan. Obwohl er den Namen Max Pace niemals erwähnen würde, schilderte er in allen Einzelheiten, was der ihm über Tarvan erzählt hatte: die geheime klinische Erprobung in Mexico City, Belgrad und Singapur, der Wunsch des Herstellers, das Medikament an Menschen afrikanischer Herkunft zu erproben, und zwar am liebsten in den Vereinigten Staaten. Das Eintreffen des Medikaments in Washington.
    »Wer war der Hersteller?«, fragte Mariani sichtlich erschüttert.
    Clay überlegte lange, bevor er antwortete: »Ich bin mir nicht ganz sicher, aber ich glaube Philo.«
    »Philo Products?«
    »Ja.« Clay griff nach einem dicken Dokument und schob es Mariani zu. »Das ist eine der Entschädigungsvereinbarungen. Wie Sie sehen werden, sind darin zwei Offshore-Firmen erwähnt. Wenn Sie die Hintermänner finden und deren Spur verfolgen, dürfte die Sie zu einer Mantelfirma in Luxemburg und von dort aus zu Philo führen.
    »Okay, aber warum verdächtigen Sie Philo?«
    »Ich habe eine Quelle. Mehr kann ich Ihnen nicht sagen.«
    Diese mysteriöse Quelle hatte Clay unter allen Anwälten in Washington ausgewählt und ihn überredet, seine Seele für fünfzehn Millionen Dollar zu verkaufen. Er hatte das OPD von einem Tag auf den anderen verlassen und seine eigene Kanzlei gegründet. Vieles wusste Mariani bereits. Clay hatte sich den Familien der Opfer als Anwalt angeboten und sie ohne große Mühe dazu überredet, fünf Millionen Dollar zu nehmen und den Mund zu halten. Innerhalb von dreißig Tagen war die Sache erledigt gewesen. Ein Detail folgte auf das andere, belegt durch Dokumente und Entschädigungsvereinbarungen.
    »Wenn ich diese Story veröffentliche, was passiert dann mit Ihren Mandanten, den Familien der Opfer?«, fragte Mariani.
    »Diese Frage hat mich ein paar schlaflose Nächte gekostet, aber ich glaube, ihnen kann nichts passieren«, erwiderte Clay. »Zunächst mal haben sie das Geld bereits vor einem Jahr erhalten, also gehe ich davon aus, dass sie einen Großteil ausgegeben haben. Außerdem wäre es für den Hersteller des Medikaments Wahnsinn, diese Vereinbarungen anzufechten.«
    »Die Familien könnten den Hersteller dann direkt verklagen«, unterstützte ihn Zack. »Und ein solches Urteil wäre das Ende jeder großen Firma. Das ist der explosivste Tatbestand, der mir je untergekommen ist.«
    »Die Firma wird die Entschädigungsvereinbarungen nicht infrage stellen«, erklärte Clay. »Die können froh sein, mit fünfzig Millionen davongekommen zu sein.«
    »Können die Familien die Vereinbarungen anfechten, wenn sie die Wahrheit erfahren?«, wollte Mariani wissen.
    »Das wäre schwierig.«
    »Was ist mit Ihnen? Haben Sie Vertraulichkeitsvereinbarungen unterzeichnet?«
    »Ich zähle nicht mehr, ich stehe vor der Insolvenz und werde meine Zulassung als Anwalt zurückgeben. Mir kann keiner was.« Das war ein trauriges Eingeständnis und für Clays Freunde ebenso schmerzhaft wie für ihn.
    Mariani machte sich ein paar Notizen. Dann fragte er: »Was geschieht mit Tequila Watson, Washad Porter und den anderen, die wegen Mordes verurteilt wurden?«
    »Erstens können sie den Hersteller des Medikaments wahrscheinlich verklagen, was ihnen im Gefängnis aber nicht viel nützen wird. Zweitens besteht die Chance, dass ihre Verfahren wieder aufgerollt werden, zumindest was die Höhe des Urteils angeht.«
    Zack Battle räusperte sich. Die anderen warteten. »Das ist inoffiziell, okay? Wenn sich die Aufregung nach der Veröffentlichung Ihres Berichts gelegt

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