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Die Schuld

Titel: Die Schuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
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dieser Informationen war oder sie aus einem der Zeugen herauspresste, würde das für Goffman das Aus bedeuten. Zu diesem Zeitpunkt des Verfahrens trauten sie Mooneyham alles zu. Schließlich beschloss der CEO, dem Elend ein Ende zu setzen.
    Als das Gericht um neun Uhr morgens zusammentrat, verkündete Roger Redding, die Beweisführung der Verteidigung sei abgeschlossen.
    »Keine weiteren Zeugen?«, fragte der Richter. Damit hatte sich das zweiwöchige Verfahren auf die Hälfte reduziert. Das hieß, eine Woche Golf für ihn!
    »Das ist richtig, Euer Ehren«, sagte Redding, der die Geschworenen anlächelte, als stünde alles zum Besten. »Irgendwelche Einwände, Mr Mooneyham?«
    Der Anwalt der Klägerin erhob sich langsam, kratzte sich am Kopf, blickte Redding finster an und meinte dann: »Wenn die anderen fertig sind, sind wir es auch.«
    Der Richter erklärte den Geschworenen, dass sie sich nun für eine Stunde zurückziehen würden, während er einige Fragen mit den Anwälten besprach. Nach ihrer Rückkehr würden sie die Schlussplädoyers hören, und gegen Mittag würde die Entscheidung in ihren Händen liegen.
    Wie alle anderen stürzte Oscar mit dem Handy in der Hand aus dem Saal. Doch in Clays Zimmer im Krankenhaus meldete sich niemand.
     
    Clay musste sich in der Röntgenabteilung drei Stunden lang gedulden. Drei Stunden auf einer fahrbaren Krankentrage, während Schwestern und Pfleger an ihm vorbeiliefen und Belanglosigkeiten austauschten. Er hatte sein Handy im Zimmer gelassen und war so drei Stunden lang vom Rest der Welt abgeschnitten, während er in den Tiefen des Krankenhauses der George-Washington-Universität wartete.
    Das Röntgen selbst dauerte fast eine Stunde. Allerdings wäre es schneller gegangen, wenn der Patient nicht so unkooperativ, aggressiv und manchmal geradezu beleidigend gewesen wäre. Der Pfleger rollte ihn in sein Zimmer zurück und verschwand erleichtert.
    Clay war eingenickt, als Oscar anrief. Bei Clay war es zwanzig nach fünf, in Flagstaff zwanzig nach drei.
    »Wo waren Sie?«, wollte Mulrooney wissen.
    »Fragen Sie nicht.«
    »Goffman hat heute gleich in aller Früh das Handtuch geworfen und versucht, einen Vergleich zu erreichen, aber Mooneyham ließ nicht mit sich reden. Danach ging alles sehr schnell. Die Schlussplädoyers fingen so gegen zehn an, glaube ich. Pünktlich um zwölf ging der Fall an die Geschworenen.«
    »Heißt das, die Geschworenen beraten schon?« Clay brüllte geradezu ins Telefon.
    »Berieten.«
    »Was?«
    »Berieten. Es ist vorbei. Nach dreistündiger Beratung haben die Geschworenen zugunsten von Goffman entschieden. Es tut mir Leid. Wir stehen hier alle unter Schock.«
    »Nein!«
    »Ich fürchte doch.«
    »Sagen Sie mir, dass das nicht wahr ist.«
    »Das würde ich gern. Ich weiß auch nicht, was passiert ist. Niemand hat eine Ahnung. Reddings Schlussplädoyer war spektakulär, aber ich habe die Geschworenen genau beobachtet. Ich dachte, Mooneyham hätte sie in der Tasche.«
    »Dale Mooneyham hat einen Fall verloren?«
    »Nicht irgendeinen Fall. Unseren Fall.«
    »Aber wie ist das möglich?«
    »Ich weiß es nicht. Ich hätte alles darauf gesetzt, dass Goffman verliert.«
    »Wir haben alles darauf gesetzt.«
    »Es tut mir Leid.«
    »Hören Sie, Mulrooney. Ich liege hier mutterseelenallein im Bett. Ich schließe jetzt die Augen und möchte, dass Sie weiterreden, okay? Lassen Sie mich nicht allein. Hier ist sonst niemand. Reden Sie mit mir. Erzählen Sie mir irgendwas.«
    »Nach dem Urteil wurde ich von Fleet und zwei anderen Typen - Bob Mitchell und Sterling Gibb - in die Enge getrieben. Richtig nette Menschen. Sie wären vor Freude fast geplatzt. Zuerst haben sie mich gefragt, ob Sie noch am Leben sind - wie finden Sie das? Dann trugen sie mir Grüße auf, so richtig von Herzen. Und dann haben sie gesagt, sie würden den ganzen Zirkus - Roger die Rakete und Konsorten - nach Washington schicken, zum Verfahren gegen Mr Clay Carter, den König der Sammelklagen, der, wie wir alle wissen, noch nie mit einem Schadenersatzverfahren vor Gericht gegangen ist. Was sollte ich sagen? Sie hatten soeben einen großen Anwalt auf eigenem Terrain geschlagen.«
    »Unsere Fälle sind wertlos.«
    »Das denken die auch. Mitchell sagte, sie würden keinen einzigen Cent für einen Maxatil-Fall bieten. Sie wollen Verhandlungen, Rehabilitation, ihren Namen reinwaschen. Blablabla.«
    Clay hielt Oscar Mulrooney eine Stunde lang am Telefon fest. Weil er das Licht nicht einschaltete,

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