Die Schule der magischen Tiere, Band 1: Die Schule der magischen Tiere (German Edition)
bewunderte. Er dachte an Benni, der verträumt und schüchtern wirkte. Und er dachte an Ida, die neu in der Klasse war und ziemlich einsam. Dauernd wollte sie die Beste sein, das konnte auf Dauer nicht gut gehen. Wer hatte es wohl am nötigsten?
Mr. Morrison schaute gedankenverloren aus dem Fenster seines Omnibusses und hätte vor Schreck fast eine Vollbremsung hingelegt.
Neben ihm flog Pinkie.
„Hallöchen! Hier bin ich!“ Pinkie winkte ihm fröhlich zu und versuchte einen Looping. Fast hätte sie die Fensterscheibe gestreift.
„Lass das!“, brüllte Mr. Morrison.
„Macht doch Spaa-haaß!“, jauchzte Pinkie und machte eine 180-Grad-Drehung. Sie flog jetzt mit dem Kopf nach unten.
Da sah Mr. Morrison, dass in der Luft etwas glitzerte.
„Umdrehen!“, befahl er mit barscher Stimme. „Kopf nach oben!“
„Mach ja schon“, kam es schnippisch zurück.
„Was hast du da?“ Mr. Morrison musste sich zwingen das Tempo zu drosseln. Fast hätte er die rote Ampel übersehen!
Er hielt an und kurbelte das Fenster herunter. „Reinfliegen, aber dalli!“ Jetzt erkannte er, was Pinkie in ihrem Schnabel hatte: einen Glitzerohrring.
Ashanti zischelte, dann zog sie den Kopf ein und rollte sich in ihrem Weidenkorb zusammen. Sie sah gerade ziemlich harmlos aus.
„Wo hast du den Ohrring her?“, raunzte Mr. Morrison die Elster an, die mit einem wackeligen Hüpfer auf dem Beifahrersitz gelandet war.
„Och, der lag einfach so im Klassenzimmer rum“, antwortete Pinkie unbekümmert. „Auf einem Tisch, er hat sicher niemandem gehört. Ohrringe heißen ja Ohrringe, weil sie an Ohren hängen. Wenn sie es nicht tun, darf man sie nehmen. Altes Elsterngesetz.“
„Bist du verrückt?“, donnerte Mr. Morrison. „Ich erzähl den Kindern etwas von wegen treuer Begleiter und bester Freund und du machst so was! Wie oft hab ich dir schon gesagt, dass man nichts klauen darf?“
„Aber er glitzert doch so schööön!“, jammerte Pinkie.
Die Ampel sprang auf Grün, Mr. Morrison schaltete in den ersten Gang. Er schaute streng. „Abflug! Du weißt, was du zu tun hast.“
Während Mr. Morrison über die Kreuzung knatterte, flog Pinkie beleidigt zurück in Miss Cornfields Klassenzimmer. Dort ließ sie den Ohrring in den erstbesten Turnbeutel fallen. Es war der von Benni.
7. Kapitel
Alles läuft schief
Im „Friseursalon Elfriede“ dröhnten die Föhne und brummten die Trockenhauben.
Ida half wie jeden Samstagnachmittag mit. Sie hatte viel zu tun: Kaffeetassen abwaschen, Haare zusammenfegen, Handtücher in die Waschmaschine stecken. Wenn die Familie Kronenberg nach Ladenschluss etwas gemeinsam unternehmen wollte, musste Ida mit anpacken.
Heute wollte sie noch mit ihren Eltern in die „Eisdiele Roma“ in der Fußgängerzone. Ida freute sich schon. Eifrig warf sie die nächste Ladung Handtücher in den Trockner. Bennis Geburtstagseinladung hatte sie komplett vergessen.
Um 14:30 Uhr war der Tisch in der Lerchenfeldstraße 46 festlich gedeckt.
Um 14:45 Uhr schaute Benni gespannt aus dem Fenster und freute sich auf Ida.
Um 15 Uhr klingelten Onkel Thorsten und Tante Ehrentraud.
Um 15:10 Uhr rief Onkel Johnnie an und entschuldigte sich. Sein Motorrad hatte eine Panne.
Um 15:15 Uhr verteilte seine Mutter den Kuchen, obwohl Benni sie bat noch zu warten. „Ida kommt bestimmt gleich.“
Um 15:30 Uhr machte er das Geschenk auf, das sein Onkel und seine Tante mitgebracht hatten. Es war ein Teddybären-Schlafanzug.
Um 17 Uhr verabschiedete sich die Verwandtschaft mit freundlichen Worten.
Um 21 Uhr sagte ihm seine Mutter Gute Nacht und strich ihm über die Stirn.
Um 21:05 Uhr lag Benni in seinem Bett und weinte.
Als Ida am Montag zur Schule kam, war der Platz neben ihr leer. Benni saß jetzt in der ersten Reihe neben Schoki und würdigte sie keines Blickes. Was hatte er denn? Egal. Ida zuckte mit den Schultern und zog ihr Mäppchen aus der Tasche.
Da entdeckte sie ihren Glitzerohrring. Er lag am Boden. Oh, den Schmuck hatte sie ja am Freitag bei dem Trubel um Mr. Morrison und seine magische Zoohandlung ganz vergessen. Wo war denn der zweite Ohrring? Ida suchte den Boden ab, konnte ihn aber nirgendwo sehen.
Auch aus der Klasse konnte ihr niemand weiterhelfen.
„Am Freitag habe ich den einen noch gesehen“, meinte Sibel.
„Und den anderen?“, fragte Ida. Sie wurde nervös.
Sibel zuckte mit den Schultern. „Vielleicht hat ihn die Putzfrau gefunden.“
In der Pause fragte Ida beim Hausmeister nach. Sie musste
Weitere Kostenlose Bücher