Die Schule der magischen Tiere, Band 1: Die Schule der magischen Tiere (German Edition)
schwarzen Helm raste heran. Er fluchte und versuchte dem Skateboard auszuweichen. Fast wäre er dabei in die Umzugsmänner geknallt, die genau in diesem Moment einen großen Spiegel über den Platz schleppten. Ein greller Pfiff ertönte. Der Radfahrer hob den Kopf und riss gerade noch rechtzeitig seinen Lenker nach links.
„Pass auf deinen Kram auf!“, rief er Benni im Davonfahren wütend zu.
Aber Benni achtete gar nicht auf ihn. Denn der Pfiff eben war eindeutig von dem Eichhörnchen gekommen, das vorher über den Platz gehuscht war. Jetzt saß es oben in der Kastanie, blickte auf ihn hinab und schlenkerte seinen buschigen Schwanz hin und her. Seltsam. Noch nie hatte Benni ein Eichhörnchen pfeifen hören. Und außerdem, seit wann hatten Eichhörnchen Streifen?
Gerade schleppten die Umzugsmänner eine Kommode ins Haus, die mit bunten Aufklebern übersät war. Benni stellte sich wieder auf sein Skateboard und rollte näher heran. Aua, das Knie tat immer noch weh!
Auf der Ladefläche des Lastwagens stand ein Schreibtisch mit lilafarbenen Schubladen. Lila? Als einem der Umzugsmänner ein Kinoplakat mit der Aufschrift „Nacht der Vampire“ aus den Händen fiel, stand für Benni fest: Da drüben zog ein Mädchen ein. Er zuckte mit den Schultern und machte sich endgültig auf den Heimweg. Einen Freund, den hätte er gut brauchen können. Aber ein Mädchen? Nein danke!
Benni fuhr langsam die Lerchenfeldstraße hinauf nach Hause. Plötzlich hörte er ein Zischen. Es kam direkt aus der Hecke. Als ob jemand Luft aus einer Luftmatratze ließ. Was war das?
Benni stieg vom Skateboard und setzte ganz leise eine Fußspitze vor die andere. Im Ganz-leise-Sein war Benni sehr gut. Vor der Hecke ging er in die Hocke. Er starrte in die dunkle Höhle aus Blättern und Ästen. Und zuckte zusammen: Vor ihm lag eine Schlange. Eine richtige, lebendige Schlange mit olivgrünen Schuppen. Sein Herz klopfte schneller.
Die Schlange hatte tiefbraune, wachsame Augen. Sie öffnete den Mund, eine Zunge schnellte nach vorne. Die Mundhöhle war blauschwarz.
Benni zitterte so sehr, dass er es kaum schaffte, zurück zur Straße zu schleichen.
Als er endlich bei seinem Skateboard angekommen war, zögerte er keine Sekunde. Benni gab Gas. Mit dem Beschleunigen hörte er erst auf, als er zu Hause war.
Ida Kronenberg saß auf dem Fensterbrett ihres neuen Kinderzimmers und ließ die Beine baumeln. Ein Bein drinnen, das andere draußen. So saß sie am liebsten da. Sie hatte genug von diesem Umzug. Erst hatte sie alles einpacken müssen. Und jetzt sollte sie wieder alles auspacken. Das konnte warten.
Es war Nachmittag und unten auf dem Johannisplatz hatte ein Straßenfeger seinen orangefarbenen Karren abgestellt. Ob er sich gerade im „Friseursalon Elfriede“ die Haare schneiden ließ? Ihre Eltern, die den Laden gemeinsam führten, konnten sich vor Arbeit kaum retten.
Sogar heute, am Umzugstag, mussten sie zu Kamm und Schere greifen. Lange hatte der Laden leer gestanden und anscheinend hatten sämtliche Bewohner des Stadtviertels nur darauf gewartet, dass im „Friseursalon Elfriede“ wieder geschnitten, geföhnt und gefärbt wurde.
Ida ließ den Blick über den Johannisplatz schweifen. Die Häuser hatten bunte Fassaden und kleine Balkone. Manche Fenster standen offen, jemand übte Geige. Ziemlich quietschig hörte sich das an. Ida wurde ganz wehmütig zu Mute: Ihre beste Freundin Miriam spielte auch Geige. Wie sehr sie sie vermisste! Miriams Stücke, fand Ida, klangen viel besser.
Morgen war ihr erster Schultag in der neuen Klasse. Wintersteinschule hieß die Schule, die Ida künftig besuchen würde.
Wie es wohl werden würde? Ida kannte niemanden. Auch in der Nachbarschaft hatte sie noch keine Kinder gesehen – außer diesem blassen Jungen, der so unbeholfen mit seinem Skateboard herumgeeiert war.
Da bimmelte unter Ida die Tür des Friseursalons und der Straßenfeger verließ mit seinem neuen Haarschnitt das Geschäft. Neugierig beugte sich Ida nach vorne – zu weit! Ein greller Pfiff ertönte. Gerade noch rechtzeitig krallte sie sich am Fensterrahmen fest. Ida stöhnte. Fast wäre sie nach unten gestürzt.
Ida schaute aus dem Fenster. Wer hatte gepfiffen?
In der Mitte des Platzes, im Kastanienbaum, saß ein Tier mit buschigem Schwanz und blinzelte ihr zu. Es winkte sogar. Ida sah es nicht.
Als unten der Straßenfeger seinen Karren packte und scheppernd über den Gehweg schob, huschte das kleine Tier davon. Es war schon zwischen
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