Die Schule der magischen Tiere, Band 1: Die Schule der magischen Tiere (German Edition)
den Ästen der Kastanie verschwunden, als ein zweiter Pfiff ertönte. Das war ein Abschiedsgruß. Aber Ida hörte ihn nicht.
Zu Hause verstaute Benni sein Skateboard wieder im Kellerabteil. In seinem Zimmer schlug er das Tierlexikon auf. Er blätterte viele Seiten um, bis er fand, was er suchte: Das Foto einer Schlange, die olivgrüne Schuppen und einen blauschwarzen Mund hatte.
SCHWARZE MAMBA Eine der gefährlichsten Schlangen der Welt! Sie ist sehr schnell, ihr Gift ist oft tödlich. Stammt aus Ostafrika.
Er blätterte weiter und entdeckte ein Tier, das einem Eichhörnchen ähnelte, aber keines war.
STREIFENHÖRNCHEN Das Streifenhörnchen hat ein braunes Fell und schwarze Streifen auf dem Rücken. Oft macht es durch lautes Pfeifen auf sich aufmerksam. Sein Lebensraum ist Nordamerika.
Verwirrt schlug Benni das Buch zu. Was hatten eine Schlange aus Ostafrika und ein Streifenhörnchen aus Nordamerika vor seiner Haustür zu suchen?
Die Nacht war lau und voller Sternschnuppen. Benni lag in seinem Piratenbett und wälzte sich unruhig hin und her. Ihn plagte ein schrecklicher Traum. Er musste gegen eine gestreifte Schlange und ein grünes Eichhörnchen um die Wette laufen. Aber er kam nicht vom Fleck. Die Tiere lachten ihn aus und lachten und lachten …
Verschlafen öffnete Benni die Augen. Draußen leuchtete es auf.
Benni bekam es kaum mit. „Ich will nicht immer der Letzte sein“, schniefte er und drehte sich zur Wand.
Ein paar Häuser weiter saß Ida am Fenster. Sie konnte nicht schlafen. Sie war viel zu aufgeregt. Morgen würde sie in die neue Klasse kommen. Ob sie schnell Freunde finden würde?
Da, schon wieder eine Sternschnuppe! Ida wünschte sich ganz schnell, nun schon zum siebten Mal, dass es ihr in der neuen Schule gefallen würde.
2. Kapitel
„Tante Elfriiiede!“
Die Wintersteinschule war eine alte Backsteinvilla mit zwei runden Türmen links und rechts und einer breiten Treppe in der Mitte. Direkt über dem Eingang befand sich das Büro des Direktors Heribert Siegmann. Wie immer am ersten Tag eines neuen Schuljahres stand er am Fenster und beobachtete zufrieden die herbeieilenden Schüler. Ein neues Schuljahr begann! Hoffentlich würde es ein ruhiges Jahr sein.
Als Ida die anderen Kinder am Schultor stehen sah, sank ihr Mut. Wie eine Mauer standen die Mädchen und Jungen nebeneinander. Dabei plapperten sie laut durcheinander.
„Bestimmt reden sie über mich“, dachte Ida. Sie klemmte die Daumen fest unter die Träger ihres Rucksacks und warf die Zöpfe nach hinten. Ihre Mutter hatte kleine Perlen hineingeflochten und ihr bunte Seidenbänder ins Haar gebunden. Als Friseurmeisterin fielen ihr immer neue Sachen ein. Heute Morgen hatten Ida die Perlenzöpfe gut gefallen, aber jetzt war sie sich nicht mehr sicher. Auf einmal fürchtete sie sich vor den Bemerkungen der anderen.
„Hi, Indianerin!“ war das Erste, was sie hörte. Der Spruch kam von einem Mädchen mit langen blonden Haaren, das einen rosa Prinzessinnenrucksack trug. Drei Mädchen standen um die Blonde herum, die nun mit ziemlich hoher Stimme fragte: „Bist du die Neue?“
Ida schluckte.
Die Blonde hob das Kinn. „Willst du dich nicht vorstellen?“
Ida brachte vor Aufregung keinen Ton heraus. Der Kloß im Hals war einfach zu groß.
„Dann nennen wir dich eben Tante Elfriede.“ Das Mädchen mit dem Prinzessinnenrucksack lachte. Es klang falsch und unfreundlich.
„Ich bin Ida“, sagte Ida schnell, aber da stimmten die anderen Mädchen schon mit ein.
„Tante Elfriiiiede, Tante Elfriiiiede!“, riefen sie.
Ihre blonde Anführerin deutete mit dem Zeigefinger auf die geringelte Strumpfhose, die Ida unter ihren Shorts trug. „Übrigens: Deine Strümpfe sind so was von uncool.“ Wieder kicherten ihre drei Begleiterinnen.
Ida wusste nicht, was sie sagen sollte: An ihrer alten Schule waren alle Mädchen so herumgelaufen. Miriam hatte sogar genau die gleiche Strumpfhose gehabt. Hier aber waren anscheinend Prinzessinnen mit Haarreifen, Kleidchen und Ballerinas angesagt. Damit konnte sie nicht dienen.
Ida ging an der Gruppe vorbei. Wütend stapfte sie die Treppe hoch. Sie wusste, dass ihr Klassenzimmer im ersten Stock lag. Der Direktor hatte es ihr und ihrer Mutter bei der Anmeldung gezeigt.
Ida ging den langen Gang entlang, am Getränkeautomaten vorbei und öffnete die Tür. Ein Junge mit Karohemd saß an einem Tisch in der Mittelreihe. Er schaute nicht einmal auf, als Ida ihre Tasche auf den Boden
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