Die Schule der magischen Tiere, Band 1: Die Schule der magischen Tiere (German Edition)
pfefferte.
„Morgen“, brummte sie.
„Good morning“, nuschelte er, weiter in sein Comicheft vertieft.
Ida warf einen Blick darauf: Ein riesiges grünes Monster tobte durch die Straßenschluchten von New York.
Dann, etwas interessierter, hob der Junge den Kopf: „Bist du die Neue?“
„Bin ich.“ Ida zog die Nase kraus. „Kann ich mich neben dich setzen?“
„Meinetwegen“, murmelte er und rutschte ein wenig zur Seite.
„Ich heiße Ida“, sagte Ida und schaute sich ihren Banknachbarn genauer an. War das nicht der Junge, der gestern vor ihrem Laden mit dem Skateboard unterwegs gewesen war?
„Du kannst mich aber auch Tante Elfriede nennen“, setzte sie mürrisch hinzu und zog Block und Stifte aus ihrer Schultasche.
„Ich heiße Benni“, antwortete der Junge und grinste. „Du kannst mich auch Monsterman nennen.“
Nach und nach füllte sich das Klassenzimmer. Die meisten kamen in kleinen Grüppchen und unterhielten sich. Angestrengt versuchte Ida möglichst viele Namen aufzuschnappen.
Ein Junge, der auf dem Weg zu seinem Platz drei Mal über seine eigenen Füße stolperte, hieß Eddie. Ein großer Typ namens Silas posaunte laut herum, er wäre in den Ferien jeden Tag im Freibad gewesen und vom Zehnmeterbrett gesprungen. Und der Junge mit der runden Brille hieß anscheinend Max …
Ein Mädchen mit ganz vielen Sommersprossen schleppte eine uralte Schultasche mit sich herum. War ihr Name Leonie?
Ida brummte der Kopf, so sehr versuchte sie all die Namen zu behalten.
Da betrat die Blonde mit der großen Klappe den Raum. Sie ließ sich von einer Mitschülerin ihren rosa Prinzessinnenrucksack tragen. Helene hieß sie, das war nicht zu überhören, und in den Ferien war sie in Südfrankreich gewesen. Ihre Familie besaß anscheinend in Nizza ein Ferienhaus mit großer Dachterrasse und Swimmingpool.
Drei Mädchen tummelten sich dicht um Helene wie die Hofdamen um ihre Königin: Finja, Katinka und Anna-Lena. Helene begrüßte Ida mit „Tante Elfriiiede“ und ihr Hofstaat fiel kichernd mit ein.
Ida wurde knallrot. Sie senkte den Kopf und begann in ihrer Schultasche zu kramen. Wer sonst noch das Klassenzimmer betrat, bekam sie nicht mehr mit.
Erst als der Schulgong ertönte und sich im gleichen Moment die Tür laut schloss, blickte Ida wieder auf.
Der Direktor stand im Klassenzimmer, begleitet von einer Frau.
Schlagartig wurde es still. Sogar die Blonde mit der großen Klappe hielt den Mund.
Herr Siegmann trug einen dunklen Anzug, Krawatte und ein fliederfarbenes Hemd. Die Frau neben ihm hatte schwarze Locken. Sie trug einen bunten Rock mit Sternenmuster, der fast bis zum Boden reichte. Ihre Augen blitzten erwartungsvoll.
Der Direktor hob die Arme. „Darf ich euch eure neue Klassenlehrerin vorstellen? Das ist Miss Cornfield. Miss Cornfield stammt aus Schottland, lebt aber schon seit vielen Jahren in Deutschland.“
Niemand sagte ein Wort. Alle sahen die neue Lehrerin an, die nun in die Runde lächelte.
Schließlich schnippte ein Junge mit Strickmütze ganz vorne in der ersten Reihe mit den Fingern. „Was ist mit Herrn Finke?“, fragte er. „Er sollte doch wieder unser Lehrer sein.“
„Herr Finke hat sich versetzen lassen. Wegen eines Krankheitsfalls in der Familie“, antwortete Herr Siegmann und schaute streng. „Bitte nimm sofort die Mütze ab.“
Der Junge steckte die Mütze brummelnd in das Fach unter seinem Pult.
„Das ist Schoki“, raunte Benni. „Wir nennen ihn so, weil er dauernd Schokokaba trinkt.“
Ida betrachtete seine schokoladenbraunen Haare und fand den Spitznamen sehr passend.
„Und wer sind die beiden hinter uns?“, fragte sie Benni. Die zwei Mädchen hatten die Köpfe dicht zusammengesteckt und tuschelten auf Türkisch.
„Das sind Sibel und Hatice“, flüsterte er zurück.
Der Direktor zog die Mundwinkel nach unten und räusperte sich. „Da Miss Cornfield neu an unserer Schule ist, werde ich euch von nun an öfters während des Unterrichts besuchen.“ Er zupfte an seiner Krawatte. „Als Unterstützung.“ Er hüstelte. „Aber ich bin mir sicher, wir werden alle gut miteinander auskommen.“
Der Direktor wollte gerade gehen, als er auf der Fensterbank eine kleine grüne Plastikgießkanne entdeckte. „Ah, die habe ich schon im ganzen Haus gesucht! Ich muss dringend meine Kohlrabipflanzen gießen.“
Die Klasse gluckste. Es sah lustig aus, als der Direktor mit seinem feinen Anzug und der grünen Gießkanne in der Hand das Klassenzimmer verließ.
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