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Die Schule der Spielleute

Die Schule der Spielleute

Titel: Die Schule der Spielleute Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: bonn
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ließ die Tür weit offen stehen und suchte den Boden ab. Doch in dem Stroh, das ihr Lager bildete, war nichts mehr zu entdecken. Zu viele Leute waren inzwischen hin und her gegangen, hatten mehr oder weniger ruhig geschlafen.
    Und wenn sie etwas fände, was würde ihr das sagen? Nichts Neues.
    Sie nahm die Schalmei aus dem Korb und blies sich die Wut aus dem Leib.
     
    Obwohl Franz das ganze Brot aufgegessen hatte, blieb ihm ein hohles Gefühl im Bauch. Alheit. Sie waren nun schon einige Jahre zusammen unterwegs, aber in der Bruderschaft der Spielleute war sie noch nicht angekommen.
    Doch ihm blieb keine Zeit, weiter zu grübeln. Meister Wolfram setzte sie wieder in den Stimmen zusammen wie vorher, doch diesmal sollte nur einer singen, die anderen beiden spielen.
    Der Meister bestimmte Israel, Robert und Elbelin als Sänger – offenbar gab er doch der Sprachkunst den Vorzug vor der Stimmgewalt. Marjorie und Katherine suchten sich selbst ihren Platz in der Gruppe.
    Im zweiten Durchgang, als die Sänger schwiegen, kam der Schmerz zurück. Franz verzog vielleicht das Gesicht, ließ sich aber sonst nicht beirren. Er konzentrierte sich darauf, die rechte Hand mit dem Plektrum so leicht und flink zu bewegen, wie es sein musste, auch wenn das Gelenk stach und biss. Dann setzten die Sänger wieder ein. Obwohl seine Ohren und sein Verstand ihm sagten, dass sie hier ein großartiges Klanggebäude errichteten, konnte Franz sich diesmal nicht dem Zauber des Gesangs überlassen. Er hatte Mühe, seine Stimme sicher auf den Schlusspunkt zu lenken, an dem sich alle trafen.
    Der scheppernde Gong zum Essen kam wie eine Erlösung. Franz legte die Laute so hastig beiseite, wie er es sonst nie tat. Ob er morgen lieber mit der Flöte kommen sollte? Schließlich wollte er Alheit die drei Stimmen beibringen, da war es besser, wenn er ihr genau vormachen konnte, was zu tun war.
    ťNimm es nicht zu leichtŤ, warnte Robert.
    ťWas?Ť
    ťWas auch immer dich dazu bringt, den Löffel so vorsichtig anzuheben, als wäre er aus Glas.Ť
    Franz schluckte. Er brauchte sich gar nicht umzusehen, um zu wissen, dass Alheit das Gespräch genau verfolgte.
    Robert fuhr fort: ťDu hattest vorhin schon Schwierigkeiten mit der Laute, nicht wahr? Nach der Übepause?Ť
    Wider Willen nickte Franz.
    ťAlso, wenn ich wüsste, dass es in der Stadt einen guten Apotheker gibt, würde ich dir eine alkoholische Einreibung mit Geißfuß empfehlen.Ť
    ťEine alkoholische
    was ist das?Ť
    ťOh, eine Art, die Essenz von Kräutern zu gewinnen, die hierzulande noch kaum bekannt ist.Ť Robert grinste, als ob es damit noch eine andere Bewandtnis hätte. ťJenseits der Alpen und der Pyrenäen ist sie aber schon weit verbreitet. Nicht zu vergessen jenseits der Irischen See!Ť Jetzt lachte er laut heraus.
    Franz nickte zu Roberts Vorschlag, als ob er ihn ausführen wollte. Apotheker kosteten vor allem Geld, und morgen früh würde der Schmerz wieder aufhören, genau wie heute. ťJa, wenn es hier einen guten Apotheker gäbeŤ, seufzte er.
    Alheit hielt Burkhard an, der eine neue Kanne Wein auf den Tisch gestellt hatte. ťKannst du uns eine Apotheke in der Stadt empfehlen?Ť
    Der Wirt warf einen schnellen Blick auf Franz. ťDie Kettenapotheke am Dom.Ť Das klang nicht recht überzeugt. ťAber geht vielleicht besser zu den Wilhelmiten im Heilig-Geist-Spital vor der Neuen Pforte.Ť
    ťNa, naŤ, protestierte Robert, ťKlostermixturen kann ich hier am Tisch zehn zusammenrühren, ohne dich oder mich zu ruinieren.Ť
    ťWieso? Was verstehst du denn davon?Ť, fragte Burkhard.
    ťMehr als so ein Kuttenbruder auf jeden FallŤ, behauptete der Pfeifer. Seine Frau zupfte ihn nachdrücklich am Ärmel. Die misstrauischen Blicke von allen Seiten entlockten ihm dennoch eine Erklärung: ťIch war ein paar Jahre bei einem Apotheker im Dienst, in Heidelberg. Da habe ich mir das eine oder andere abgeschaut.Ť
    ťSo arm seid ihr doch nichtŤ, fuhr Robert nach einer unbehaglichen Pause fort. ťGeh zum Stadtapotheker, Franz, du brauchst deine Hand noch.Ť
    Aber Franz fürchtete, dass ihn dieser Besuch teuer zu stehen kommen würde. Sein Geld konnte er für andere Zwecke besser gebrauchen. Nach dem Essen lockerte er gründlich seine Hände. Vielleicht ging es ja doch noch gut.
    Alheit erinnerte ihn an seinen Vorsatz vom Samstag. ťWolltest du nicht Herrn Heinrich melden, was geschehen ist?Ť
    ťOh ja, das ist wahr.Ť Er schien es völlig vergessen zu haben. ťIch dachte, er kommt wieder einmal zu uns zum

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