Die Schule der Spielleute
dafür bezahlen.Ť
ťDas mach ich schon. So armselig war die Fastnacht in Mainz nun auch wieder nicht.Ť Franz betrat die Weinstube.
ťFür mich schonŤ, murmelte Werner, ging aber mit seinem alten Gefährten hinein.
Der bestellte einen heimischen Weißen und forderte Werner auf: ťUnd jetzt erzähl weiter von deinem Zisterzienser und dem Psalter.Ť
ťJa, dieser Kantor war schwer enttäuscht, dass ich nicht als Laienbruder bei ihnen schuften wollte, damit ich fünfmal am Tag die Messe singen darf.Ť
ťAber?Ť
ťAber er ließ mich dann doch ziehen und schenkte mir für meine Mühen den Psalter. Ein altes Teil, nur die Saiten waren neu und stimmten überhaupt nicht.Ť
Franz nickte verständnisvoll. ťAber du hast ihn wieder zurechtgemacht.Ť
ťSoweit es ging, ja. Aber er ist einfach sehr leise. Natürlich singe ich dazu, aber draußen auf der Straße
Ť
ťHast du keinen Gesellen?Ť
Werner schüttelte den Kopf.
ťUnd das Fräulein in Prag?Ť
Mit einer wegwerfenden Handbewegung antwortete Werner: ťDie hat andere Gesellschaft gefunden.Ť
ťUnd was machst du hier?Ť
ťPsalter spielen.Ť Werner verzog das Gesicht. ťIch bin in einem Haus voller Sänger, die um die Wette Verse schmieden. Dabei begleite ich sie.Ť
ťUnd, hier?Ť Franz rieb die Finger der rechten Hand aneinander.
ťUnterkunft und Verpflegung.Ť
ťHeilige Kümmernis. So kommst du nie zu was.Ť
ťImmerhin war mal ein Bad drin
Ť
Gedankenverloren starrte Franz an die Decke. ťKannst du keine gebrauchte Schalmei irgendwo bekommen?Ť
ťUnd ein gutes Rohr dazu?Ť
ťAch, ist das alles
Ť
Eine Weile blickten sie schweigend in ihre Weinbecher. Schließlich fragte Werner: ťUnd bei dir?Ť
Franz lächelte unwillkürlich. ťAch, weißt du, wir sind vor, na, ungefähr zwei Jahren mit Herrn Heinrich von Alzey zusammengekommen, der hier im Martinsviertel wohnt. Für den sind wir ab und an auf Reisen, jetzt zahlt er für unseren Unterhalt hier. Ein paar Dutzend Heller für Instrumente hat er uns auch überlassen
Ť
Werner atmete resigniert ein. ťJa, es ist schon besser, Verbindungen zu einem Herrn zu haben. Meinst du nicht, du könntest deinen Drachen überreden, dass ich mit euch weiterziehe?Ť
Franz zögerte. Wenn er heute, wo er ein einigermaßen gutes Leben führte, über Werners Flucht mit der Reisekasse lachen konnte, so hatte sie ihn damals doch in arge Schwierigkeiten gebracht. In Amberg hatte er sich seitdem nicht mehr sehen lassen, weil er noch Schulden beim Wirt hatte. Er war froh, dass er Alheit vorschieben konnte.
ťIch werds versuchenŤ, sagte er etwas lahm, ťaber versprechen kann ich dir nichts.Ť
Werner sah ihn mitleiderregend an. ťDanke.Ť
Alheit war stolz, nun auch in dieser auserwählten Runde zu spielen. Die anderen schienen über ihre Anwesenheit nicht weiter erstaunt. Dafür berieten sie, wo Israel stecken mochte.
ťVielleicht ist er krank. Er war doch am Samstag auch nicht daŤ, vermutete Katherine.
ťAm Sabbat kommt er natürlich nicht zu unsŤ, erwiderte Alheit.
Katherine schaute sie verwirrt an.
ťIn England leben keine JudenŤ, erklärte ihr Vater. ťIhre Sitten sind dort wenig bekannt.Ť
ťGlückliche InselŤ, murmelte Gottfrid. Elbelin und er tauschten einen verschwörerischen Blick.
ťDer Jude wird heute nicht kommenŤ, sagte Meister Wolfram, als ob er nicht weiter darauf eingehen wollte. ťLasst uns noch einmal die Motette von gestern spielen.Ť
Alheit schloss sich Marjories Stimme an, doch ihr Lehrmeister war damit nicht zufrieden. Sie sollte Tamas begleiten. Mit einem zweifelnden Blick auf ihren neuen Gesellen versuchte Alheit, sich auf diese Stimme einzustellen. Die Flöte klang viel höher als die Fidel des Ungarn. Außerdem schienen alle Grifflöcher von ihren Plätzen verrutscht, und die Töne kamen nicht in der Reihenfolge, die Alheit gestern gelernt hatte. Sie mussten mehrmals neu ansetzen, bis die Melodie ins Fließen kam. Dass Robert immer, wenn er Gelegenheit hatte, hämisch herübergrinste, machte die Sache nicht leichter.
Kaum hatte Meister Wolfram seine Schüler zum Üben geschickt, da verließen Elbelin und Gottfrid den Hof.
ťWo wollt ihr hin?Ť, rief Robert ihnen nach.
ťSpazieren gehenŤ, antwortete der eine, ťIsrael holenŤ, der andere.
ťFaules PackŤ, schimpfte der Meister. ťAls ob die es nicht nötig hätten.Ť Missmutig zog er sich in sein Quartier hinter den Vorhang im Kaminzimmer zurück.
Elbelin und Gottfrid liefen inzwischen die Kämmerergasse hinunter, als ob
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