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Die Schule der Spielleute

Die Schule der Spielleute

Titel: Die Schule der Spielleute Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: bonn
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Musizieren. Auf jeden Fall sollte Elbelin dabei sein.Ť
    Dieser schien ihn nicht zu hören. Als Franz ihn direkt ansprach, verzog er unwillig das Gesicht und sah sich im Schankraum um. ťEs wird mir nicht viel anderes übrig bleibenŤ, gab er zu. ťAber du weißt, wie viel geschehen muss, damit ein Spielmann auch nur den Schatten einer Buße erhält?Ť
    ťAuch dann, wenn er für den Erzbischof von Trier spielt?Ť
    Elbelin stand der Zweifel ins Gesicht geschrieben. ťDas könnte vielleicht helfen. Wenn wir bei diesem Ritter nichts erreichen, schicke ich eine Nachricht an Herrn Balduin.Ť
    ťMorgen früh gehen wir zu ihmŤ, entschied Franz. Insgeheim hoffte er, dass Herr Heinrich sich doch noch im Wilden Mann sehen lassen würde.
     
    Als es wenig später klopfte, trat jedoch ein Fremder ein. Er war klein und mager, braungrau von Kopf bis Fuß. Und allzu fremd war er nicht.
    ťWerner!Ť Franz lief ihm entgegen. ťWas führt dich hierher?Ť
    Werner antwortete nicht, setzte sich zu den anderen an die Tafel und warf sehnsüchtige Blicke in die leeren Schüsseln. Lene schenkte ihm einen Becher Kräuterwein ein.
    ťKannst du den bezahlen?Ť, fragte Alheit spitz.
    Der kleine Mann sackte in sich zusammen.
    ťAlso nicht.Ť
    Es wurde unbehaglich still.
    Zu guter Letzt warf Meister Wolfram eine große Silbermünze auf den Tisch. ťWas dieser elende Zwerg isst und trinkt, will ich schon noch bezahlen.Ť
    ťDanke, HerrŤ, murmelte Werner mit gesenktem Blick.
    ťWolfram LautenschlägerŤ, ergänzte der Sänger.
    Unsicher sah Werner ihn an und griff dabei nach der Münze. ťDankeŤ, wiederholte er. ťGott segne Euch.Ť
    In die Stille hinein begann Marjorie ihre Harfe zu stimmen. Sie zog die Augenbrauen hoch, fast bis zum Rand ihrer Haube, als Katherine ohne zu fragen Gottfrids Rebec aufnahm. Doch der nickte dazu und richtete sich aufs Zuhören ein. Elbelin tat es ihm mit einem breiten Grinsen nach.
    Alheit griff zur Flöte, auch wenn sie nicht wusste, ob sie spielen würde. Franz umfasste seine rechte Hand mit der linken. Er wollte sich schließlich zurückhalten.
    Dafür streckte Werner die Hand nach der Laute aus. ťIch darf doch?Ť
    ťHast du kein Instrument?Ť, fuhr Alheit ihn an.
    Sein Arm schnellte zurück wie von einer Peitsche getroffen.
    Meister Wolfram nahm seine Laute aus dem Kasten und reichte sie Werner mit einer feierlichen Geste. Dieser bedankte sich unterwürfig und machte sich ans Stimmen.
    Alheit stellte sich zu Marjorie und Katherine, und die drei spielten eine Folge von Tanzweisen, die sie in der vergangenen Woche gelernt hatten. Robert schaute Alheit mit traurigem Kopfschütteln an, dann versuchte er, sie mit ausgefallenen Verzierungen zu übertönen. Als sie endeten, richteten sich alle Blicke erwartungsvoll auf Werner.
    Er fuhr über die Saiten der Laute und begann ein Spottlied über den Niedergang der Grafen von Katzenelnbogen.
    Alheit lauschte beeindruckt seiner Stimme. Franz hatte recht; der Kerl mochte ein Jammerlappen und Betrüger sein, dafür aber auch ein großer Sänger. Ihr Mann lächelte zufrieden, als habe er es schon immer gewusst. Lene kicherte über den anzüglichen Text.
    ťGib her!Ť Bei der zweiten Strophe riss Meister Wolfram dem Sänger die Laute aus der Hand. Er hüllte das Instrument in seinen Mantel und schritt hinaus.
    ťWas war das?Ť, fragte Werner verwundert.
    ťOh, Wolfram hat schon vor Kaisern und Königen gespieltŤ, erklärte Lene großspurig. ťUnd zuletzt für die Grafen von KatzenelnbogenŤ, fügte sie hinzu.
    Werner schien noch kleiner zu werden. ťDas wusste ich nicht, wirklich. Warum sagt mir das keiner?Ť
    ťKomm, trink noch einenŤ, tröstete Lene. ťDas Geld hat er dir ja gelassen.Ť

DIENSTAG NACH REMINISCERE
    Am nächsten Morgen, als die anderen ihren Haferbrei aßen, musste Franz wieder sehr vorsichtig mit dem Löffel hantieren. Mehr als einmal verzog er schmerzlich das Gesicht, schließlich versuchte er es mit der Linken. Nach dem Frühstück entschuldigte er sich bei Meister Wolfram.
    Dieser sah ihn gequält an. ťDann soll deine Frau zu mir kommen.Ť
    Franz war zu verdutzt, um zu widersprechen oder nachzufragen.
    ťNur, solange du nicht spielen kannstŤ, fügte der Meister hinzu.
    ťDas werden wir ja sehen!Ť, murmelte Alheit und lief mit den anderen zum Bärenstall, um ihre Instrumente zu holen.
     
    Obwohl Elbelin nicht bei ihm war, ging Franz zunächst die Kämmerergasse hinauf zum Hof des Herrn von Alzey, um ihm den Zwischenfall vom Freitagabend zu melden.

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