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Die Schule der Spielleute

Die Schule der Spielleute

Titel: Die Schule der Spielleute Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: bonn
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doch ihre eigenen Kinder ab.Ť Gottfrid ließ sich nicht beirren.
    ťHier offensichtlich nichtŤ, beharrte Alheit, ťund überhaupt solltet ihr zwei im Wilden Mann sein. Vorwärts!Ť Sie gab beiden einen groben Stoß zur Stadt hin.
    Kaum waren sie in die Zwerchgasse eingebogen, da bemerkte Elbelin ein junges Mädchen, das mit seinem schweren Korb offenbar vom Markt heimkehrte. Er grüßte mit einer tiefen Verbeugung und stimmte ein französisches Liebeslied an.
    Das Mädchen schüttelte den Kopf. Alheit knuffte den Sänger noch einmal in die Seite, deutlich weniger heftig als beim ersten Mal.
    Sie kamen gerade rechtzeitig im Wilden Mann an, als Klaus das Mittagbrot verteilte.
    Elbelin und Gottfrid gaben ihr Abenteuer zum Besten und wurden dafür von Meister Wolfram und Robert Piper mit Vorwürfen bedacht.
    Alheit hatte keine Gelegenheit, sich am Schelten zu beteiligen. Burkhard nahm sie beiseite. ťUnd, hast du deine Schalmei wiederbekommen?Ť
    Alheit schüttelte den Kopf. ťDer Kerl streitet alles ab.Ť Sie erzählte, wie es ihr ergangen war.
    Burkhard seufzte. ťSpielleute sind ein Lumpenpack. Aber das brauche ich dir ja nicht zu sagen.Ť
    ťNein, inzwischen kenne ich sie.Ť
    ťPass aufŤ, begann Burkhard nach einer Weile, ťich kann dir vielleicht eine Schalmei verschaffen.Ť
    Alheit sah ihn erstaunt an.
    ťDie hat mir einer von eurem Gelichter zurückgelassen, als er seine Zeche nicht zahlen konnte.Ť
    Sie kniff die Augen zusammen. Wo war der Haken an dieser Geschichte? Vorerst schien der Wirt jedenfalls auf eine Antwort zu warten. ťWas willst du dafür haben?Ť
    Burkhard wandte sich von ihr ab, als schämte er sich ein wenig. ťBring mir alles bei, was du spielen kannst.Ť
    Das musste ein Vorwand sein. Dennoch erwiderte Alheit: ťWenn’s weiter nichts ist
    Ť
    Der Wirt lächelte in sich hinein und ging in die Küche. Eine Frauenstimme rief ungehalten nach ihm. Ein wenig später winkte er Alheit vom Hof her. Da die Spielleute sich allmählich wieder um ihren Meister scharten, folgte sie dem Wink. Der Wirt reichte ihr eine unterarmlange Schalmei aus hellem Holz. Am unteren Rand klebte ein wenig Wachs. Das Rohrblatt schien noch intakt zu sein. Alheit nahm es in den Mund.
    Burkhard schaute sie erwartungsvoll an.
    Sie probierte die ersten Töne. In ihren Ohren klangen sie richtig. Vielleicht würde Franz später die Fehler dabei finden. Sie spielte eine einfache Melodie, und auch diese gelang. ťIch hoffe, der Spielmann, der sie zurücklassen musste, hat eine große Zeche gemacht.Ť
    Burkhard zuckte die Schultern. ťWenn du nur etwas damit anfangen kannst.Ť
     
    Endlich war Wolfram seine Schüler los. Warum hatte er sich darauf eingelassen, diese Stümper zu unterrichten? Weil es eine Ehre war, den Platz eines Meisters aus Paris einzunehmen? Lange schaute er auf sein Instrument hinab. Er sollte jetzt niederknien, die Laute aufnehmen, sich zurechtsetzen, stimmen und spielen, die filigranen Verzierungen üben, die er seinen Schülern jeden Tag vorsetzte. Doch sein Körper gehorchte ihm nicht. Er sah alle Bewegungen vor sich, hörte die Musik, aber er stand noch immer aufrecht vor dem Kasten.
    Schließlich schob er ihn wieder ins Stroh und ging. Wenn man einen warmen Mantel hatte, so wie Wolfram, war es ein schöner Tag, klar und blau. Der nahende Frühling machte sich bemerkbar. So viele Lieder hatte Wolfram schon darüber gesungen, über den bitteren Winter, der dem grünen Maien weichen muss. Doch insgeheim bezweifelte er, dass mit der Sonne und der Wärme auch die Beweglichkeit seiner Finger zurückkehren würde.
    Während er die Kämmerergasse entlangging, wanderte sein Blick über die Stände der Instrumentenbauer. Bunt gekleidete Jüngelchen feilschten mit den Händlern, als ginge es um ihr ewiges Seelenheil. Dabei hatten sie das schon längst verspielt. Aber reichlich irdisches Leben vor sich. So viele Instrumente zu probieren, so viele Stücke zu lernen, so viele Zuhörer zu erfreuen. So viel, was Wolfram nicht getan hatte und nicht mehr tun würde.
    Er steuerte einen Weinausschank an. Das war vielleicht das beste Heilmittel für seine Melancholie. Er ließ sich auf einer der Bänke nieder, wo noch niemand saß, und schaute einer Gruppe Handwerksburschen beim Würfelspiel zu. Ein Mädchen brachte ihm einen Krug Wein mit Minze. Als er den ersten Becher halb geleert hatte, trat Regino ein. Wolfram hatte ihn lange nicht gesehen und hätte ihn weiter im Südosten vermutet, doch er war froh, den kleinen blonden

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