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Die Schule der Spielleute

Die Schule der Spielleute

Titel: Die Schule der Spielleute Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: bonn
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den Knechten und verließ hinter ihnen den Hof.
    Noch einmal lief Elbelin ihm nach. ťWas soll das? Was hast du dich hier einzuschleichen?Ť
    ťIch hole meine Instrumente.Ť
    ťWo waren sie? Nicht in der Truhe?Ť
    ťNein.Ť
    Einen Augenblick starrten die beiden einander an. Dann sah Israel an Elbelin vorbei und fragte die anderen: ťOder will jemand einen Dudelsack kaufen?Ť
    ťSelbst, wenn ich noch Geld hätte – dir würde ich es nicht geben!Ť Elbelin trat einen Schritt zurück und verschränkte die Arme.
    Auch sonst wollte niemand auf das Angebot des Juden eingehen.
    ťUnd du?Ť, fragte Marjorie den Juden.
    Israel schüttelte den Kopf. ťIch werde Handelsknecht bei Baruch ben Jakob.Ť
    ťSchadeŤ, sagte Franz. ťDas kann jeder vertrocknete Strohwisch.Ť
    Der Jude ließ sich nicht beirren. ťSingen und spielen können auch viele, sogar Christen. Geduldige Abakusschieber gibt es weniger.Ť
    Robert nickte vor sich hin. ťLebt im Hause ben Jakob nicht auch eine Rahel?Ť
    ťJa, auch.Ť
    Katherine kicherte.
    ťDann wünsche ich viel GlückŤ, sagte Marjorie.
    Alheit ging trotz allem auf Israel zu. Sie wollte sich die Sackpfeife ansehen. Doch er machte keine Anstalten, ihr das Instrument zu geben.
    Meister Wolfram drängte sich an ihr vorbei. ťIch kann dir die Guiterne abkaufen, wenn du das Geld brauchst.Ť
    Israel warf ihm einen ungläubigen Blick zu, tat aber, als ob er nichts gehört hätte. ťDann nicht. Lebt wohl.Ť Damit wandte er sich zum Gehen.
    Elbelin rief Flüche hinter ihm her.
    Alheit starrte ihm finster nach. Warum bot er seine Instrumente erst an, wenn er sie doch nicht verkaufen wollte?
    ťLass gut seinŤ, riet Franz, der ihr nachgekommen war. ťUnser Geld reicht einfach nicht.Ť
    ťWenn ich meinen Dudelsack einmal nicht mehr brauche, bekommst du ihnŤ, sagte Elbelin. ťDas Judenzeug musst du nicht anfassen.Ť
    Wider Willen lächelte Alheit. ťWann wird das sein? Wenn du als zahnloser Greis kaum noch den Sack unter dem Arm halten kannst?Ť
    ťWenn sie ihm endlich die diebischen Finger abhacken!Ť, giftete Lene. Doch niemand achtete auf sie.
    Wolfram hielt einen ausführlichen Vortrag über die Nachteile der Guiterne im Vergleich zur Laute, während sie in die Gaststube zurückkehrten.
    Drinnen fischte Klaus Reste aus den verlassenen Schüsseln.
    Wenig später erschien Herr Heinrich von Alzey, wie immer in Begleitung des Knappen, der ihm die Laute nachtrug. Der Ritter ließ sich bei den Spielleuten nieder und stimmte flüchtig. Als Burkhard dem Herrn seinen besonderen Wein einschenkte, ging die Tür auf und ein neuer Gast trat ein. Eine stämmige Gestalt in grauer Kutte, die Kapuze weit ins Gesicht gezogen, gestützt auf einen Pilgerstab.
    Alheit wollte schon aufspringen und ihn begrüßen, doch der Wirt war schneller: ťGeschlossen. Such dir eine andere Herberge, Schüler.Ť
    ťFriede sei mit euchŤ, grüßte der Neuankömmling. ťIch suche Herrn Heinrich von Alzey, da hat man mich hierher gewiesen.Ť
    Nun konnte Alheit doch nicht mehr sitzen bleiben. ťBaldwin!Ť Sie rannte auf ihn zu und umarmte ihn. Franz folgte dicht hinter ihr.
    Schließlich kam auch Herr Heinrich zum Zug. ťWer du auch bist, sei willkommen.Ť
    Burkhard schnaufte nur und deutete mit dem Weinkrug unbestimmt zum Tisch. ťSetz dich.Ť
    Elbelin und Gottfrid rückten bereitwillig näher zusammen, Lene zeigte sich hocherfreut, dass Gottfrid nun noch dichter an ihrer Seite saß.
    Baldwin legte Mantel und Kapuze ab. Nun war die Tonsur in seinem dichten grauen Haar deutlich zu sehen.
    ťWillkommen, BaldwinŤ, sagte Elbelin. ťWas führt dich zu uns fahrenden Spielleuten?Ť
    ťWirst du in deiner Kirche nicht vermisst?Ť, fügte Gottfrid hinzu.
    ťMeine Kirche ist der MarktplatzŤ, erwiderte Baldwin. ťDort predige ich und singe das Lob Gottes und der Heiligen Jungfrau.Ť
    Die beiden Jungen lachten laut heraus und sangen ein Stück aus einer Goliardenmesse.
    Baldwin beachtete sie nicht weiter.
    Dafür fragte Alheit: ťWas ist geschehen? Wir dachten, du bist längst sicher in Amt und Würden.Ť
    ťJa, das dachte ich auch.Ť Baldwin seufzte. ťDer Lindenfelser Burgkaplan und ich waren uns schon einig. Die Hauptgottesdienste haben wir gemeinsam gefeiert, die kleinen Horen habe meistens ich gelesen, und er hat sich mehr mit seiner Gemeinde befasst. Die Leute kennen ihn seit Jahrzehnten, sie müssen sich erst an den Gedanken gewöhnen, dass sich bald ein anderer um ihr Seelenheil kümmern wird. Doch dann kam der Sonntag Sexagesimä und mit ihm der

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