Die Schule der Spielleute
klopfte seinem Freund auf die Schulter.
ťJetzt tut nicht so, als ob ihr kein Geld hättetŤ, fauchte Lene dazwischen. ťIhr nehmt es doch, wo ihr es kriegen könnt.Ť
Emich warf ihr einen finsteren Blick zu. ťBist du das, die schon seit Tagen dieses Gerücht verbreitet? Nimm dich in Acht!Ť
ťVor dir selbst ernanntem König? Pah!Ť Lene spuckte aus und ging mit großen Schritten davon.
Emich warf einen Stein hinter ihr her. ťGemeines Weib!Ť
ťSeid ihr euch einig?Ť, fragte Johann Schure.
ťVon mir aus, jaŤ, antwortete Elbelin.
Mit einem Ruck kehrte Emich in die Gegenwart zurück. ťJa, ja.Ť
ťDann lasst die Instrumente bei mir bis morgen, ich passe euch alles richtig an.Ť
Gottfrid gab dem Händler seine Schalmei, offenbar mit leisem Widerstreben. Johann packte sie sorgfältig ein und wandte sich dann Alheit und Franz zu: ťUnd was kann ich für euch tun?Ť
DIENSTAG NACH OCULI
Der Dienstag verlief erstaunlich ruhig. Nur Meister Wolfram erschien noch ein wenig schlechter gelaunt als sonst. Dafür legte er mehr Gefühl und Raffinesse in seine Verzierungen. Es schien, als wollte er seinen Schülern in diesen letzten beiden Tagen noch alles beibringen, wozu er bisher nicht gekommen war.
Elbelin vollführte ein paar Kunststücke mit Tamas Fidelbogen, bis der Ungar so etwas wie ein Lächeln hervorbrachte und wie verlangt seine Stimme spielte.
Jedem, der es hören wollte, erzählte der Junge: ťIch bekomme wieder einen Dudelsack. Emich der König hat mir das Geld geliehen. Johann Schure richtet Gottfrids Schalmei passend dazu ein. Heute Abend hole ich ihn.Ť
Die anderen beglückwünschten Elbelin und scherzten über die Großzügigkeit des Königs.
Meister Wolfram dagegen schnaubte, als er den Namen hörte. ťDer Kerl ist ein Blender und Betrüger. Ich kann nicht verstehen, warum ihm die Leute nachlaufen wie einem Bußprediger.Ť
Rechtzeitig zum Abendessen, Elbelin und Gottfrid waren noch nicht von ihrem neuerlichen Besuch bei Johann Schure zurück, erschien Werner im Wilden Mann, als ob nichts gewesen wäre. Er setzte sich an den Tisch, nahm den Löffel zur Hand und schaute erwartungsvoll in Richtung Küchentür.
ťWie ist denn dein Vorspiel ausgegangen?Ť, wollte Franz als Erstes wissen.
Werner schrak zusammen und schüttelte den Kopf. ťDieser Emich hat mich hereingelegt. Er wollte mich nur dabeihaben, damit sein Schüler gut dasteht.Ť
ťAber eine Schalmei hast du doch noch aufgetrieben?Ť, unterbrach Alheit. Sie würde nicht aufgeben, bis er sich verraten hatte.
Er nickte. ťKein gutes Instrument, und ich habe lange nicht mehr gespielt
Ť Seine Stimme wurde immer leiser.
ťHast du sie dabei?Ť, fragte Alheit weiter
ťNein, sie war nur geliehen.Ť
ťVon wem?Ť
Doch niemand achtete mehr auf ihre Frage. Aus dem Hof drang der näselnde Ton eines Dudelsacks herein. Jemand, vermutlich Gottfrid, riss die Tür auf, und Elbelin betrat mit seinem neuen Instrument den Saal. Einmal marschierte er rundherum, dann beendete er das Stück.
Die Anwesenden umringten ihn auf der Stelle und wollten viele Dinge von ihm wissen. Wer das Instrument gebaut hatte ein Handwerker aus Mainz, dessen Namen niemand kannte , aus welchem Holz, mit welchem Leder, wie es sich spielte
Robert musste es einmal ausprobieren, und Elbelin ruhte nicht eher, bis auch Alheit ein paar schräge Töne zum Besten gegeben hatte. Entweder fehlte ihr die Übung, oder diese Sackpfeife forderte sehr viel mehr Luft als Elbelins altes Instrument. Schließlich stimmte Elbelin eine Tanzweise an, und die anderen fielen mit ihren lauten Instrumenten ein. Wolfram stand auf und verließ geräuschvoll den Saal, zügig und aufrecht.
ťHolt er noch ein Instrument?Ť, fragte Werner in den Lärm hinein. Niemand schien ihn zu hören.
Alheit hielt nach Burkhard Ausschau. Die Küchentür war nur angelehnt. Wahrscheinlich stand er mit seiner Schalmei dahinter und versuchte, die schnellen Läufe für seine ungeübten Finger abzukürzen.
Als der Tanz endete, bat Marjorie: ťNun lasst uns aber etwas Leiseres spielen.Ť
Die Spielleute lachten, nahmen aber doch andere Instrumente zur Hand.
Kurz vor der Vesper erhielt der Platzmeister Besuch von einem jungen Domizellar. Er gab sich Mühe, ihn freundlich zu begrüßen. Dabei brachte ein Vertreter des Domkapitels meist nur Arbeit und Schwierigkeiten. Streng genommen waren sie die Herren der Stadt, auch wenn die Bürger in diesen Zeiten ohne Bischof einiges an Macht gewonnen hatten.
Der
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