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Die Schule der Spielleute

Die Schule der Spielleute

Titel: Die Schule der Spielleute Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: bonn
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sich in einem Hof und stieg dann schwankend eine Treppe empor, die erbärmlich knarrte. Er öffnete eine Tür und betrat den Raum, in dem Alheit lag. Ein Lichtstrahl blitzte auf einem Gürtelbeschlag mit einem grünen Stein. Hinter der Tür legte der Narr seinen schwarzen Umhang ab und grinste sie mit fleischlosem Gesicht an. Alheit rief die Muttergottes an und der Spuk verschwand.
    Sie hörte Schnarchen, ihr Bett war kalt ohne Franz. Sie rollte sich klein zusammen und schlief endlich mithilfe des Lebenswassers wieder ein.
    Irgendwann kam das Schnarchen näher und sie fand ein warmes Fleckchen für ihre Füße. Franz war wieder da.

DONNERSTAG NACH OCULI
    Jemand rief ihren Namen, wie aus weiter Ferne. Franz war es nicht. Vielleicht eine Stimme aus der Vergangenheit. Alheit brummte unwillig und drehte sich zur Seite.
    Da fasste sie jemand an der Schulter, als ob er das rechte Maß zwischen Wirksamkeit und Grobheit nicht finden könnte. ťAlheit, bitte schau, ob du noch Leben in ihm findest.Ť
    ›In wem? Warum?‹, wollte sie zugleich fragen, doch sie brachte nur ein weiteres Brummen zustande.
    ťWas ist los?Ť, fragte Franz schlaftrunken.
    ťElbelinŤ, sagte Gottfrid, die Finger noch immer in Alheits Schulter gekrallt. ťEr regt sich nicht mehr und
    Ť
    Alheit setzte sich auf und schaute zu dem Deckenbündel neben der Tür. Die Kälte an ihrem Rücken brachte ihr Sinne und Verstand zurück. Es sah in der Tat aus, als ob sich dort seit dem vergangenen Abend nichts mehr gerührt hätte. Das mochte an dem seltsamen Getränk vom vergangenen Abend liegen, das auch Alheit den Schlaf und wirre Träume gebracht hatte. Dennoch steckte ihr die Angst in der Kehle wie ein großer, harter Bissen Brot. Endlich ließ Gottfrid sie los und ging aus dem Weg, damit sie aufstehen konnte. Langsam kam auch Franz zu sich. Die Decke um die Schultern geschlagen, ging Alheit zu Elbelin hinüber.
    Der lag noch fest in seinen Mantel gerollt, obwohl bereits Tageslicht in den Raum fiel.
    ťHe, wach auf, ElbelinŤ, rief Gottfrid und rüttelte seinen Gefährten, wie er es sicher schon zuvor getan hatte.
    Elbelin regte sich nicht, nur eine blonde Locke schwankte vor seiner Stirn hin und her.
    Alheit hockte sich neben ihn und schälte ihn aus seiner Decke. Er war steif und kalt, sie fühlte weder Atemhauch noch Herzschlag.
    Ohne nachzudenken griff sie in sein Haar, tastete am Hals hinab und zu seiner Brust. Doch sie fühlte kein Blut, keine gebrochenen Knochen, und schüttelte den Kopf.
    Inzwischen stand Franz hinter ihr, eine Hand auf ihrer Schulter.
    Nein, sie wand sich nicht heraus, sie lehnte sich zurück an seine Beine.
    ťWas ist das da neben seinem Kopf?Ť, murmelte Franz.
    Alheit sah genauer hin. Ein dunkler Wollfaden hatte sich in einem gespaltenen Strohhalm verfangen. Unwillkürlich fasste sie mit spitzen Fingern danach. Er war dunkler als Elbelins Mantel.
    Die Bodenbretter knirschten, als Lene zu ihnen trat. Schnell ließ Alheit den Faden in ihrer Hand verschwinden und zupfte stattdessen etwas Stroh aus Elbelins Haar.
    ťWas gibt es?Ť, fragte Lene und beugte sich über den Toten. Aus ihrer Neugier machte sie keinen Hehl.
    ťEr ist tot.Ť
    ťGeschieht ihm recht.Ť
    Alheit blickte verärgert auf.
    Franz zuckte ebenfalls zusammen. ťWarum?Ť, fragte er, als hätte er nie von dem angeblichen Diebstahl
    gehört.
    ťDarumŤ, antwortete Lene und sah ihn herausfordernd an. ťAber vielleicht tut er auch nur soŤ, fuhr sie fort. ťDem trau ich’s zu.Ť
    ťDann hol doch unseren gelehrten Apotheker, wenn du mir nicht glaubstŤ, erwiderte Alheit.
    Lene kicherte. ťDer wird ihn schon wieder auf die Beine bringen – Lebenswasser, ha!Ť Sie schaute in ihren kleinen Spiegel und schien mit ihrem Gesicht zufrieden, denn sie lief gleich nach draußen. Vielleicht trieb sie auch die Neugier.
    ťAber er ist doch tot, nicht wahr?Ť, fragte Gottfrid.
    Franz nickte. ťUnd vielleicht
    Ť
    Alheit stieß ihn unsanft mit dem Ellenbogen an.
    Der Junge schüttelte traurig den Kopf. ťWarum nur? Er war doch nicht krank.Ť
    Tamas schnürte inzwischen ruhig sein Bündel. Weder achtete er auf die vielen Leute um Elbelins Lager noch auf Lenes Betriebsamkeit.
    Lene kehrte mit Robert Piper zurück. ťDa liegt erŤ, sagte sie und stieß Elbelin mit dem Fuß an. Gottfrid schob sie weg.
    Der Engländer betrachtete den leblosen Körper und wollte schon nach der Flasche an seinem Gürtel greifen, doch er besann sich. Er ließ sich neben Elbelins Kopf nieder und brachte seine Nase an

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