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Die Schule der Spielleute

Die Schule der Spielleute

Titel: Die Schule der Spielleute Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: bonn
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wollte eine bissige Antwort geben, doch die Zunge lag ihr schwer im Mund und brachte kein verständliches Wort hervor.
    An ihrer Stelle wandte Meister Wolfram ein: ťIhr tut, als ob ihr den Grafen von Geldern schon in der Tasche hättet.Ť
    ťHerzogŤ, verbesserte Robert halblaut.
    Doch Elbelin übertönte ihn: ťHaben wir auch.Ť Er begann, an seiner Gürteltasche zu nesteln. ťDer Herr Erzbischof hat uns eine so glänzende Empfehlung mitgegeben, da will ich den Grafen sehen, der darüber hinweggeht.Ť Manche Laute kamen schon recht undeutlich heraus.
    Gottfrid fiel ein, als habe er den Satz auswendig gelernt: ťEin geschickter Sackpfeifer und sein Geselle, ein flinker Schalmeibläser.Ť
    ťAch nein, das Ding liegt ja obenŤ, murmelte Elbelin und zitierte mit einigen Holperern weiter: ťDie beiden verstehen sich ebenso vorzüglich auf Gesang und Saitenspiel.Ť
    ťImmerhin gibt es im Gefolge des Erzbischofs noch ein paar ChristenŤ, schloss Gottfrid zufrieden.
    Robert lachte. ťDie Beschreibung trifft es doch recht gut.Ť
    ťWenn euch der Graf trotzdem nicht haben willŤ, brachte Alheit mühsam heraus, ťdann kommt nur mit uns.Ť
    Doch vorerst hatte der Aufbruch keine Eile. Es gab noch viel zu singen, zu erzählen und zu trinken.
    Als sie schließlich auseinandergingen, gelang es Herrn Heinrich kaum, die Stufen zum Hof hinabzusteigen. Eilig übergab sein Knappe die Laute dem Wirt und griff dem Herrn unter die Arme. Burkhard brannte ihm kurz darauf eine Fackel an.
    ťOh, LichtŤ, rief Else.
    ťDaran habe ich nicht gedachtŤ, murmelte Baldwin.
    ťKommt mit mirŤ, lud der Knappe sie ein. ťWenn ich den Herrn nach Hause gebracht habe, geleite ich euch. Ihr wohnt doch im Gudelmannkonvent?Ť
    ťJaŤ, sagte Else.
    ťGott segne dichŤ, antwortete Baldwin. Er hakte Else unter, die deutlich schwankte, und folgte dem jungen Mann hinaus auf die Gasse.
     
    Der Weg über den Hof erschien Alheit unendlich weit.
    Franz tappte zur Küchentür und stieß sie auf, wohl weiter als beabsichtigt. ťO holde Herrin des HerdfeuersŤ, begann er, ťhabt Ihr wohl noch ein Stücklein Brot für einen armen Spielmann?Ť
    Die Antwort war nicht zu hören, doch als er sich wieder umwandte, kaute er und hielt Alheit den angebissenen Kanten Brot hin.
    Sie schlug danach, verfehlte ihn aber. ťGeh doch zu der Alten in die KücheŤ, keifte sie. ťDa steckst du doch sowieso dauernd.Ť
    ťHe!Ť, erwiderte er schwach.
    ťBei der hast du’s warm und immer gut zu essen.Ť
    ťHeŤ, sagte Franz noch einmal.
    ťMach schon, geh!Ť Alheit winkte, als ob sie Hühner verscheuchen wollte, und wandte sich ab. Fast verlor sie dabei das Gleichgewicht.
    ťUnd du legst dich derweil zu deinen bartlosen JüngelchenŤ, erklang es hinter ihr. ťFür die hast du ja schon immer eine Schwäche.Ť
    Die Treppenstufen tanzten vor Alheits Augen einen wilden Reigen. Sie musste die Füße genau im richtigen Augenblick setzen, um eine Stufe niederzuhalten und einen Schritt voranzukommen. Ihr Kleid war so schwer, dass die schwingenden Falten sie aus dem Gleichgewicht brachten. Nicht einmal das Geländer bekam sie zu fassen, wenn sie es brauchte. So wurde es ein langsamer, vorsichtiger Aufstieg wie im Gebirge.
    Die anderen waren wohl schon alle oben. Umso besser. Es musste ja nicht alle Welt hören, wie Franz sie beschimpft hatte. Wenn der nur wegblieb. Wenn es nach ihr ging, konnte er die Nacht auf dem Misthaufen verbringen. Lump, der er war. Schäkerte mit Lene und den Küchenmägden und wollte Alheit verbieten, einen anderen auch nur anzusehen.
    Vor Wut übersah sie, dass die Tür zu ihrem Quartier geschlossen war, und stieß dagegen. Dennoch gab sie sich Mühe, leise zu öffnen.
    Mehrstimmiges Schnarchen erklang, als sie eintrat. Gleich an der Tür lag Elbelin lang ausgestreckt. Alheit stolperte über seine Füße, er schnaufte und zuckte zusammen.
    Ihr Lager war leer, Franz bummelte noch irgendwo herum. Alheit setzte sich sehr sorgfältig nieder und begann, die Schnürungen an ihrem Kleid zu lösen. Aber sie waren nicht mehr da, wo sie hingehörten. Es dauerte ein Weilchen, bis sie alles gefunden hatte und entkleidet unter ihrer Decke lag. Auch da fühlte sie sich noch wie auf einem Rheinkahn, der im Hochwasser schaukelte. Die Wellen wiegten sie in den Schlaf.
    Die Berge am Ufer glitten vorüber, die Kuppel des Doms blinkte in der Ferne. War das Speyer? Worms? Oder schon Mainz? Die Fastnachtsnarren sprangen lärmend durch die Straßen und tranken Wein im Übermaß. Einer übergab

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