Die Schwalbe, die Katze, die Rose und der Tod - Svalan, katten, rosen, döden
habe während der Fahrt keine Pause gemacht.«
Baasteuwel lachte wieder und vergrub seine Finger in seinem verfilzten Haar.
»Mon dieu«, sagte er. »Entschuldige mein Versäumnis. Bleib hier ganz gemütlich sitzen, dann werde ich in zwei Blitzminuten zurück sein. Zucker und Milch?«
»Milch«, sagte Moreno. »Aber nur einen Tropfen.«
Baasteuwels mündliche Rekapitulation des Falls Kristine Kortsmaa nahm eine halbe Stunde in Anspruch, enthielt aber nichts wesentlich Neues. Während er sprach, spürte sie, wie ein Gefühl des Missmuts ihre Konzentration sabotierte. Trotz des starken Kaffees. Und die Sabotage war ziemlich nachdrücklich, sie meinte, alles schon bis zum Überdruss gehört zu haben, und erst als er einen dunkelbraunen Karton aus einem Aktenschränkchen hervorzog, schimmerte schwach die Hoffnung wieder auf.
Ein Karton, dachte sie, das war jedenfalls etwas Konkretes. Etwas Substantielles, wie man so sagt.
»Was ist das?«, fragte sie.
»Eindeutige Beweise«, sagte Baasteuwel und zündete sich die elfte Zigarette des Tages an.
»Eindeutige Beweise? Jetzt fantasiert der Herr Inspektor aber.«
»Ich fantasiere nur in meiner Freizeit«, stellte Baasteuwel klar. »Und auch dann nur äußerst selten. Aber Spaß beiseite, Beweise ist vielleicht zu viel gesagt.«
Er nahm den Deckel ab und holte Plastiktüten aus dem Karton. Legte sie mit einer gewissen Sorgfalt auf den Schreibtisch vor sich. Moreno beobachtete ihn schweigend, bis er fertig war. Er zählte die Dinge.
»Dreizehn schwerwiegende Beweise«, stellte er dann fest. »Wollen wir sie lieber Indizien nennen, da das gnädige Fräulein so pedantisch sind. Bist du eigentlich immer noch Fräulein?«
»Gerade noch«, antwortete Moreno. »Was ist das?«
»Was das ist?«, gab Baasteuwel die Frage zurück. »Sichergestelltes Zeug aus ihrer Wohnung natürlich.«
»Von Kristine Kortsmaa?«
»Von wem denn sonst? Natürlich hatten wir noch eine Unmenge anderer Tüten mit Fäden und Staub und allem möglichen Mist, aber das hier ist irgendwie greifbarer.«
Er hob eine der Tüten hoch, damit Moreno den Inhalt sehen konnte.
»Ein Stift?«, fragte sie.
»Genau«, antwortete Baasteuwel. »Es ist doch ein Vergnügen, dass es in der Truppe Leute mit so scharfem Beobachtungsvermögen gibt. Hrrm… ich habe nämlich drei Freundinnen von Frau Kortsmaa gebeten, die Wohnung durchzusehen und die Dinge herauszupicken, von denen sie annahmen, dass sie fremd sein könnten. Dass sie möglicherweise… und das ist natürlich das dünnste
Möglicherweise
der Geschichte… dem Kerl gehören könnten, den sie aus der Disco mit nach Hause geschleppt hatte. Ihrem Mörder mit anderen Worten… ja, und hier sitze ich also mit dreizehn rätselhaften Dingen. Bist du nicht auch der Meinung, dass dieses Kriminalbusiness ungemein spannend ist?«
Er hielt eine neue Tüte hoch, in der etwas war, das aussah wie eine Bus- oder Straßenbahnfahrkarte.
»Ich habe damit schon einige Zeit verbracht«, fuhr Baasteuwel mit finsterer Miene fort. »Habe es gedreht und gewendet und seit neunzehn, zwanzig Monaten alles immer wieder angestarrt, oder wie lange das nun her ist. Du bist herzlich willkommen, den ganzen Krempel zu übernehmen.«
Moreno stand auf und versuchte, sich einen Überblick über die dreizehn schweren Indizien zu verschaffen, die er über den Papierstapeln auf seinem Schreibtisch verstreut hatte.
Ein Kronkorken. Eine Streichholzschachtel. Eine kleine Nagelfeile.
Plötzlich konnte sie das Lachen nicht mehr zurückhalten.
»Eine Nagelfeile? Warum in Herrgottsnamen sollte er denn eine Nagelfeile am Tatort zurücklassen? Machst du dich lustig über mich?«
»Absolut nicht«, versicherte Baasteuwel mit ernster Miene. »Ich mache mich nie über jemanden lustig, nicht einmal in meiner Freizeit. Die Nagelfeile wurde auf dem Boden gefunden, unter dem Tisch in dem Zimmer, in dem auch die Leiche gefunden wurde. Und keine der Freundinnen ist sicher, dass sie dem Opfer gehörte.«
Moreno setzte sich wieder.
»Gut«, sagte sie. »Hervorragende Detektivarbeit, er hat also seine Nägel gefeilt, bevor er sie erwürgt hat. Ihr habt in dem Staub nicht zufällig Nagelreste gefunden?«
»Leider nicht«, sagte Baasteuwel. »DNA kannst du vergessen. Nein, ehrlich gesagt bin ich froh, wenn du den ganzen Mist mitnimmst… obwohl – es gibt da eine Sache, die wirklich ein bisschen interessant sein könnte.«
»Ja?«, sagte Moreno. »Und welche?«
»Diese hier.«
Er hielt eine weitere
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