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Die Schwalbe, die Katze, die Rose und der Tod - Svalan, katten, rosen, döden

Die Schwalbe, die Katze, die Rose und der Tod - Svalan, katten, rosen, döden

Titel: Die Schwalbe, die Katze, die Rose und der Tod - Svalan, katten, rosen, döden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Håkan Nesser
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Leibe die Haut abgezogen. Ja, der Inspektor hat Recht, das war ziemlich deutlich.«
    »Ist doch schön, wenn der Rahmen so klar abgesteckt ist«, sagte Jung. »Wie gehen wir vor?«
    Rooth zuckte mit den Schultern.
    »Was schlägst du vor? Das Telefonbuch ist doch immer ein guter Anfang.«
    »In Ordnung«, stimmte Jung zu und stand auf. »Mach du den Anfang, ich habe noch eine halbe Stunde Papierkram zu erledigen. Dann können wir ausrücken, wenn du Witterung aufgenommen hast.«
    Rooth grub in seiner Jackentasche und warf sich zwei, drei Karamelbonbons in den Mund.
    »Einverstanden«, sagte er. »Wie schätzt du die Wahrscheinlichkeit ein?«
    »Welche Wahrscheinlichkeit?«
    »Dass diese kleine Teufelsnadel wirklich von Kristine Kortsmaas Mörder stammt.«
    »Nicht besonders groß«, sagte Jung. »Null ungefähr.«
    »Und die Wahrscheinlichkeit, dass sie überhaupt mit unserem Würger zu tun hatte?«
    »Knapp Null«, sagte Jung.
    »Verdammter Pessimist«, sagte Rooth. »Lass mich in Ruhe, damit ich überhaupt was zustande bringe.«
    Der Laden war nicht größer als zehn, zwölf Quadratmeter, aber vielleicht gab es ja noch mehr Platz zum Hof hin, wo dann Herstellung und Reparaturen stattfinden konnten. Die Firma hieß jedenfalls Kluivert & Goscinski und lag eingeklemmt zwischen einer Lagerhalle und einer Schlachterei ganz hinten in der Algernonstraat – einem dunklen, leicht gebogenen Straßenstumpf, der von der Megsje Boisstraat zur Langgraacht verlief und der kaum die ideale Lage für jemanden bieten konnte, der darauf aus war, für sein Geschäft Aufmerksamkeit zu finden. Die Schlachterei schien schon seit langem geschlossen und aufgelöst zu sein.
    Aber vielleicht hatten sich Kluivert & Goscinski ja einen derart attraktiven Nischenplatz erobert – wie Jung gelernt hatte, sich auszudrücken –, dass es keine besonders große Rolle spielte, wo man zu finden war. Medaillen, Plaketten, Siegerpokale, Vereinsabzeichen und Nadeln – Herstellung und Verkauf! – Konkurrenzlose Preise! – Schnelle Lieferung! – Branchenführer seit den Vierzigern!
    All das stand in Golddruck auf der brusthohen Teaktheke mit Glasscheibe, auf der Rooth mit einer gewissen Geziertheit die Plastiktüte mit der Wallburgschen Nadel platzierte. Der Verkäufer – ein magerer Herr in dunklem Anzug, wohl in den Sechzigern, mit einer Nase wie ein Schiffskiel und einem Schnurrbart wie eine pelzige Wurst (der außerdem höchstwahrscheinlich nie die Gelegenheit verstreichen ließ, etwas Essbares zu sich zu nehmen, wie Jung dachte) – schob seine Brille auf die Stirn und betrachtete das Ding vor sich mit einem Ernst, als ginge es um den Nabeldiamanten der Königin von Saba. Jung merkte, dass er selbst den Atem anhielt. Und dass Rooth genau das Gleiche tat.
    »Ja, und?«, fragte Rooth nach zehn Sekunden.
    Der Verkäufer schob die Nadel wieder in ihre Tüte und ließ die Brille zurück auf den Kiel fallen. Genau dort, wo sie landete, gab es einen roten Strich, und Jung vermutete, dass er dieses elegante Manöver mehrere Male am Tag ausführte.
    »Tut mir Leid«, sagte er. »Kann ich nicht identifizieren. Sie stammt nicht von uns… jedenfalls nicht aus den letzten zwanzig Jahren. Aber sie kann natürlich älter sein.«
    »Ach wirklich«, meinte Rooth. »Kennen Sie denn das Symbol an sich?«
    »Tut mir Leid«, wiederholte der Verkäufer.
    »Also nein?«
    »Also nein.«
    »Haben Sie eine Vermutung?«
    Er zögerte.
    »Ich denke, sie ist etwas älter. So dreißig, vierzig Jahre alt.«
    »Wie kommen Sie darauf?«
    Er drehte die Handflächen nach oben und bewegte leicht die Finger, was immer eine derartige Geste zu bedeuten haben mochte.
    »Aus unserem Land?«
    »Das ist unmöglich zu sagen. Aber ich denke schon.«
    »Warum?«
    »Wegen der Einfassung der Emailplatte. Aber das ist nur eine äußerst vorläufige Vermutung. Was suchen Sie eigentlich?«
    »Einen Mörder«, sagte Rooth. »Tatsache ist, dass wir sehr interessiert daran sind, dieses kleine Teufelsding identifiziert zu kriegen. Sie haben nicht zufällig eine Idee, an wen wir uns wenden könnten, um in dieser Angelegenheit weiterzukommen?«
    Der Verkäufer grub eine Weile in seinem Schnurrbart und blinzelte ganz versunken hinter seinen dicken Brillengläsern.
    »Goscinski«, sagte er schließlich.
    »Goscinski?«, wiederholte Jung. »Derjenige, der… ?«
    »Eugen Goscinski, ja. Der Gründer dieses Unternehmens. Er ist neunundachtzig, aber es gibt nichts, was er über Heraldik und Symbole nicht

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