Die Schwalbe, die Katze, die Rose und der Tod - Svalan, katten, rosen, döden
Grund.
Oder eine Schlange im Gras? Warum nicht? Irgendetwas musste es ja schließlich bedeuten.
Jemand musste sie getragen haben. Von irgendeinem Mantel- oder Jackettkragen musste sich die kleine Nadel gelöst haben, heruntergefallen sein und sich in einem Schuh versteckt haben. Leider nicht in einem der schwarzen Pumps, die Kristine Kortsmaa an diesem Tag getragen hatte, also konnte es sein, dass sie auch früher dort hingefallen war. Wann auch immer.
Aber dennoch ein Beweis für irgendetwas? Ein verschwindend kleiner Informationsfetzen, der vielleicht der Schlüssel war?
Ein unbewusster Gruß vom Mörder?
Wunschdenken?, fragte sie sich.
Das dritte Thema, das ihre Gedanken beschäftigte – besonders während der letzten halben Stunde vor Maardam, als die Sonne verschwunden war und die Plastiktüten im Halbdunkel neben ihr lagen – war eine Rechenübung.
Sie war ganz simpel, aber sie hatte sich dennoch zu einer leichten Irritation entwickelt, die sie bereits beim Gespräch mit Inspektor Baasteuwel gespürt hatte – sowohl in seinem Büro auf dem Revier als auch im Restaurant Bodenthal, wo sie ein ganz ausgezeichnetes Lammfrikassee gegessen hatten, ein ebenso ausgezeichnetes Zitronensorbet und sich über Leben, Tod und die Frage unterhalten hatten, was für einen Sinn es eigentlich hatte, Bulle zu sein.
Sie hätte am Samstag ihre Regel bekommen sollen.
Jetzt war sie vier Tage über die Zeit.
38
»Warum sitzen wir hier?«, fragte Rooth.
»Da war was mit einer Nadel«, erklärte Jung. »Reinhart klang fast enthusiastisch, vielleicht ist das sogar eine Art Durchbruch im Fall?«
»Du redest vom Würger?«, fragte Rooth gähnend.
»Ich denke schon«, nickte Jung.
»Wäre nicht schlecht«, stellte Rooth fest. »Wenn etwas passieren würde, meine ich. Es ist jetzt fast ein halbes Jahr her, und das ist etwas zu lange, wie mir mein Ermittlungsgefühl sagt.«
»Ester Peerenkaas ist erst seit einem Monat verschwunden«, wies Jung ihn hin.
»Wenn sie ihm wirklich zum Opfer gefallen ist, ja«, sagte Rooth. »Ich muss sagen, dass ich langsam dran zweifle… aber da war etwas, das ist mir heute Morgen in den Sinn gekommen.«
»Ach wirklich?«, sagte Jung. »Willst du damit sagen, dass du bereits morgens anfängst zu denken?«
Rooth runzelte die Stirn und starrte aus dem Fenster. Draußen regnete es. Der Wollerimspark sah aus, als würde er am liebsten in der Erde versinken. Vielleicht tat er das aber auch schon.
»Und?«, fragte Jung nach. »Hast du einen Pfropf?«
»Warte«, sagte Rooth und streckte einen warnenden Zeigefinger in die Luft. »Es kommt.«
Jung seufzte.
»Es ist doch jedes Mal wieder interessant, dabei sein zu dürfen, wenn ein großes Gehirn arbeitet«, sagte er und schaute auch aus dem Fenster. »Das sieht wirklich zu trübselig aus! Kaum zu glauben, dass es tatsächlich so viel Regen gibt. Das ist ja, als ob…«
»Da, jetzt hab ich’s!«, unterbrach Rooth ihn. »Ihre Eltern, das war es, was mir in den Sinn gekommen ist…«
»Wessen Eltern?«
»Die von Ester Peerenkaas natürlich. Oder genauer gesagt ihre Mutter. Dass sie nichts mehr von sich hören lässt.«
»Was?«, fragte Jung. »Was meinst du?«
»Sie hat nicht wieder angerufen.«
»Ich höre schon, was du sagst«, bemerkte Jung leicht irritiert. »Und was ist damit?«
»Keine Ahnung«, sagte Rooth und breitete die Arme aus. »Krause hat das nur erwähnt, während der ersten Wochen hat sie doch ein- oder zweimal die Woche angerufen, aber dann hat sie schwuppdiwupp aufgehört damit.«
Jung überlegte.
»Ich verstehe nicht, was du damit sagen willst. Frau Peerenkaas hat aufgehört, die Polizei täglich mit ihrer verschwundenen Tochter zu nerven… und das soll etwas zu bedeuten haben?«
»Ich bin nicht allwissend«, sagte Rooth. »Nur fast. Aber wo zum Teufel steckt Reinhart? Ich dachte, er hätte gesagt, um…«
»Hier«, sagte Reinhart, der gerade zur Tür hereinkam. »Der Inspektor brütet doch nichts aus?«
»Im Augenblick nicht«, sagte Rooth. »Es ist ja trotz allem noch lange hin bis Ostern.«
»Außergewöhnlich deutliche Anweisungen«, stellte Jung fest, als Reinhart die beiden wieder allein gelassen hatte. »Da gibt’s nichts zu meckern.«
Rooth nickte mürrisch und starrte auf die Pinnadel, die er in der Hand hielt.
»Wir sollen herauskriegen, woher du kommst, und unser Ergebnis spätestens bei der Besprechung morgen Nachmittag verkünden«, sagte er. »Wenn wir es nicht schaffen, wird uns bei lebendigem
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