Die Schwarze Armee 01 - Das Reich der Träume
hat, noch, woher seine Macht kommt. Und ein ebenso großes Geheimnis ist es, warum der unterirdische Fluss, der den Staub herangetragen hat, ausgerechnet in dieser Grotte an die Oberfläche gekommen ist.«
»Unter einer Abtei. Unter Ambrosia.«
»Derjenige, der beschlossen hat, hier ein Kloster zu errichten – hat er das getan, weil er wusste, dass der schwarze Staub magische Kräfte besitzt oder war es purer Zufall?«
»Wahrscheinlich war es Zufall.«
»Es fällt mir schwer, an Zufälle zu glauben. Zum Beispiel glaube ich nicht, dass du zufällig in mein Leben getreten bist. Du bist im richtigen Moment gekommen, zu der Zeit, als ich dich am meisten brauchte. Ich weiß nicht, wer du bist und woher du kommst. Aber ich weiß, dass du die Schwarze Armee anführen wirst. Es gibt keine Zufälle, Arturo.«
Der Junge suchte tief in seinem Gedächtnis nach etwas, das Arquimaes’ Worte Lügen gestraft hätte, doch er fand nichts. Er konnte sich nicht daran erinnern, was vor seiner Ankunft in dem Turm von Drácamont gewesen war, vor jener Nacht, in der Graf Morfidio mit seinen Männern eingedrungen war und ihn verletzt und andere Gehilfen des Alchemisten umgebracht hatte. Er fand nur einzelne, unzusammenhängende Bilder, mit denen er nichts anfangen konnte.
* * *
»Und nun lasst uns ins Schloss von Königin Émedi zurückkehren«, schlug der Alchemist vor. »Es ist die Zeit gekommen, sich dem Schicksal zu stellen.«
Oben hatte Crispín bereits zahlreiche Steine herbeigeschafft, und mit Arturos Hilfe vermauerte er die Tür, die zur Grotte hinabführte. Danach überdeckten sie ihr Werk mit Lehm. Nach wenigen Tagen würde niemand mehr in der Lage sein, den Unterschied zwischen der alten und der neuen Mauer zu erkennen.
Als sich die drei Freunde auf den Weg machten, zeigte sich bereits die Sonne über dem Gipfel des Großen Berges. Einige Tage später erblickten sie frohen Herzens die Umrisse des königlichen Schlosses. Weit und breit war nichts von der Armee des Finsteren Zauberers zu sehen. Sie waren erleichtert.
»Wir kommen zur rechten Zeit«, sagte Crispín. »Die feindlichen Truppen sind noch nicht da.«
»Ja, aber wir haben keine Zeit zu verlieren«, entgegnete Arquimaes. Seine Augen hatten soeben Königin Émedi erblickt, die sie an derselben Stelle erwartete, an der sie sich von ihnen verabschiedet hatte. »Wir müssen unsere Vorbereitungen treffen. Es wartet viel Arbeit auf uns.«
VI
Übernatürliche Kräfte
I ch habe gerade das Schulgebäude betreten. Der Erste, den ich sehe, ist Horacio. Nicht schon wieder! Er steht da, umgeben von seinen Freunden, und grinst mich breit an und mir ist klar, dass es heute wohl wieder Ärger geben wird.
»Achte nicht auf ihn«, sagt Metáfora. »Du weißt doch, er will dich nur provozieren.«
»Er ist ein Idiot, der sich nur mit schmierigen Speichelleckern umgibt«, sagt Cristóbal. »Wir tun einfach so, als würden wir ihn nicht sehen.«
Ich versuche es, aber leicht fällt es mir nicht.
»Hey, Drachenkopf! Hab gehört, du gehörst jetzt zu einer Diebesbande!«, ruft er mir zu. »Wollt ihr demnächst auch hier einbrechen?«
Ich bleibe stehen, um ihm zu antworten, aber Metáfora und Cristóbal packen mich am Arm und ziehen mich weiter.
»Ist es dir egal, wenn man dich als Dieb bezeichnet?«, fragt Horacio lauernd.
»Komm weiter«, flüstert Metáfora.
»Also wirklich, Bettler sind doch alle gleich«, schreit er jetzt so laut, dass ihn alle hören können.
»Ja, man muss sich vor ihnen in Acht nehmen!«, stimmt ihm einer seiner Freunde zu. »Die beklauen einen, wo sie nur können.«
»Klar, einer, der seinen eigenen Vater beklaut, der beklaut auch andere«, fügt ein anderer hinzu.
»Wir sollten ihn von jetzt an nicht mehr Drachenkopf nennen, sondern Räuberhauptmann«, grölt Horacio. »Aber vielleicht gehört ja sein Vater auch zu der Bande.«
Ich versuche krampfhaft, mich zu beherrschen. Mercurio beobachtet uns, sagt aber nichts. Recht hat er! Ich glaube, ich muss selbst mit der Situation fertig werden.
Den ganzen Vormittag muss ich mir ihre dummen Witze und Beleidigungen anhören. Sie haben Zettel rumgehen lassen, auf denen ein Drachenkopf mit Verbrechermaske zu sehen ist. Außerdem haben sie eine Liste mit Vorsichtsmaßnahmen zusammengestellt, die man beachten muss, wenn man nicht von einem Drachen angegriffen werden will. Norma kriegt einen dieser Zettel in die Finger. Sie fordert denjenigen, der ihn geschrieben hat, auf, sich offen dazu zu bekennen, aber
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