Die Schwarze Armee 01 - Das Reich der Träume
zurückbringen.«
»Was gedenkst du zu tun?«
»Sag du es mir, du bist doch der große Stratege.«
Morfidio schluckte die Antwort hinunter. Es war nicht der richtige Augenblick für Vorwürfe. Wenn er seinen Kopf retten wollte, musste er sich jetzt etwas Vernünftiges einfallen lassen. Er konnte sicher sein, dass Oswald nicht zögern würde, ihn köpfen zu lassen, falls er es für angebracht hielt.
»Liest du gerne?«, fragte er.
»Machst du Witze? Ich kann nicht lesen, Klugscheißer!«
»Dann werde ich dir einen Ort zeigen, wo man es dir beibringen kann«, sagte der Graf. »Hast du schon mal von Ambrosia gehört?«
»Nein, der Name sagt mir nichts.«
»Das ist ein Kloster am Fuße der schneebedeckten Berge. Dahin reiten wir.«
Oswald hob den Arm und gab das Zeichen zum Aufbruch, ohne Morfidios Vorschlag infrage zu stellen. Er war es gewohnt, Befehle auszuführen, und diese Gewohnheit würde er nicht ausgerechnet jetzt ablegen. Schließlich trägt derjenige, der die Befehle gibt, auch die Verantwortung dafür.
XVI
Der Überfall auf den Bettler
I ch bin völlig fertig nach letzter Nacht. Ich gehe schnell duschen, um mich von dem anstrengenden Traum zu erholen. Natürlich weiß ich nicht, wie man gegen einen Drachen kämpft. Ich begreife das alles nicht und habe keine Ahnung, woher solche Träume kommen.
Bevor ich in die Schule gehe, schaue ich noch kurz bei meinem Vater vorbei, der gerade mit Stromber zusammensitzt. Er wirkt ziemlich aufgewühlt und gestikuliert wild. Das tut er immer, wenn ihn etwas stark berührt.
»Was ist passiert? Warum bist du so aufgeregt?«, frage ich ihn.
»Hallo, mein Sohn. Señor Stromber hat mir soeben eine wunderbare Nachricht überbracht. Möglicherweise sind wir unsere finanziellen Sorgen bald los.«
»In der Tat«, sagt Stromber. »Freunde von mir haben ein hervorragendes Angebot gemacht. Wir sind bereit, Arquimaes’ Zeichnungen zu erwerben, und das zu einem …«
»Die Zeichnungen sind nicht zu verkaufen!«, unterbreche ich ihn. »Du brauchst sie doch für deine Arbeit, Papa! Und außerdem sind das unsere wertvollsten Dokumente.«
»Langsam, langsam, wir wollen nicht übertreiben«, sagt Stromber. »Arquimaes war ein Hochstapler, der nie etwas Bedeutendes vollbracht hat. Er konnte sich nur gut verkaufen. Es ist besser, Sie gehen auf das Angebot ein, bevor meinen Freunden klar wird, dass die Dokumente nur von geringem Wert sind. Schließlich sind es bloß Zeichnungen. Arquimaes war kein großer Künstler.«
»Der Meinung bin ich auch, Arturo. Es ist ein sehr gutes Angebot, und es wird uns helfen, unser Problem zu lösen«, erklärt mein Vater.
»Du darfst die Zeichnungen nicht verkaufen, Papa! Tu das nicht!«
»Hör zu. Ich habe auf dich gehört, als du mich gebeten hast, die Stiftung nicht der Bank zu überlassen. Jetzt bitte ich dich zu verstehen, dass ich diese Chance ergreifen muss.«
»Du darfst die Zeichnungen nicht verkaufen! Sie sind ein Teil von uns! Das hast du an meinem Geburtstag selbst zu Norma gesagt.«
»Na ja, das sagt man so daher, wenn man jemanden beeindrucken will. Und bis vor Kurzem habe ich das ja auch noch selbst geglaubt, aber dann musste ich einsehen, dass es nicht wahr ist.«
»Arturo, du kannst nicht verlangen, dass dein Vater aus einer Laune heraus die Stiftung in Gefahr bringt … Übrigens, das mit deiner Haut ist gar kein Problem. Erinnerst du dich noch an den Arzt, von dem ich dir erzählt habe? Also, er hat mir versprochen, dass nichts zurückbleiben wird und du ein neues Leben anfangen kannst. Du wirst sehr gut aussehen ohne die Zeichnung.«
»Ich brauche keinen Hautarzt, der mir meine Tätowierung wegmacht! Ich möchte mit meinem Vater alleine über den Verkauf der Zeichnungen reden«, antworte ich energisch. »Papa, ich bitte dich, triff keine Entscheidung, bevor wir nicht unter vier Augen darüber gesprochen haben.«
»Na schön, einverstanden, aber du wirst mich kaum umstimmen können. Wir sind uns nämlich schon einig geworden«, sagt Papa.
»Warte bis heute Abend. Bitte.«
Ohne ein weiteres Wort verlasse ich das Arbeitszimmer und schließe leise die Tür. In mir brodelt es. Wir dürfen die Zeichnungen nicht verkaufen! Ich kann es nicht erklären, aber ich weiß, dass sie in der Stiftung bleiben müssen. Ich habe irgendwie das Gefühl, dass es unsere Aufgabe ist, sie zu schützen.
Auf der Treppe kommt mir General Battaglia entgegen. Er will in die Bibliothek, um sich wieder auf die Suche nach der Schwarzen Armee zu
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