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Die Schwarze Armee 02 - Das Reich der Dunkelheit

Die Schwarze Armee 02 - Das Reich der Dunkelheit

Titel: Die Schwarze Armee 02 - Das Reich der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Santiago García-Clairac
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geöffneten Bürotür taucht der Wachmann auf, die rechte Hand an der linken Schulter, auf der ein Blutfleck zu sehen ist.
    „Alles in Ordnung, Señorita Adela!“, ruft er seiner Chefin zu. „Wirklich!“
    „Dann bringen wir es jetzt hinter uns, Flavius“, sagt Adela und geht mit erhobenen Händen auf die Tür zu.
    Metáfora, Hinkebein und ich sehen uns entsetzt an. Adelas Unerschrockenheit verursacht uns eine Gänsehaut. Man muss schon sehr mutig sein, wenn man sein Leben aufs Spiel setzt, um andere Menschen zu retten.
    „Seien Sie vorsichtig, Señorita Adela“, flüstert Hinkebein. „Der Typ hat nichts zu verlieren! Er ist unberechenbar!“
    Doch Adela schlägt seine Warnung in den Wind und geht ruhig weiter.
    Flavius richtet die Waffe direkt auf ihren Kopf und kommt langsam auf sie zu.
    „Sie gehen jetzt vor mir her, Señorita Adela“, sagt er zu ihr. „Und dann verlassen wir ganz ruhig das Haus. Draußen lasse ich Sie frei und mische mich unter die Passanten. Einverstanden?“
    „Einverstanden. Aber du darfst nicht nervös werden, keiner will dich reinlegen. Und denk dran: Wenn es Tote gibt, bist du dafür verantwortlich.“
    Flavius tritt hinter Adela, schlingt den linken Arm um ihre Taille und hält ihr mit der Rechten die Pistole an die Schläfe.
    „Wenn etwas schiefgeht, sind Sie die Erste, die dran glauben muss“, warnt er sie. „Meine Hand zittert nicht! Ich mach so was nicht zum ersten Mal.“
    Flavius und Adela gehen langsam und dicht hintereinander über den glatten Fußboden der Eingangshalle. Es sieht aus, als würden sie schweben.
    Doch wie immer geschieht etwas Unerwartetes, das alles durcheinanderbringt: Die Sirenen der Polizeiautos kommen immer näher!
    Flavius bleibt erschrocken stehen und sieht sich nach allen Seiten um. Er fühlt sich in die Enge getrieben. Die Sache droht übel für ihn auszugehen.
    „Du verdammtes Biest!“, schreit er. „Du hast mich reingelegt!“
    „Nein!“, antwortet Adela. „Ich kann nichts dafür!“
    Aber Flavius glaubt ihr nicht und entsichert seine Pistole. Er ist übernervös, hat die Kontrolle verloren.
    Ich habe das Gefühl, dass ich etwas tun müsste. Soll ich eingreifen, oder ist es besser, wenn ich mich still verhalte, bis alles vorüber ist?
    In diesem Augenblick versetzt Adela Flavius einen kräftigen Tritt mit dem Absatz gegen das Schienbein. Er stöhnt auf. Sie versucht, sich zu befreien, aber der Scharfrichter hat sie fest im Griff. Sie rammt ihm den Ellbogen in den Magen, er lässt sie los und krümmt sich vor Schmerzen. Sie will weglaufen, aber er kriegt sie wieder zu fassen und wirft sie zu Boden. Wütend stiert er sie an und hebt die Waffe, um zu schießen.
    Da richtet Hinkebein sich auf und schleudert seine Krücke wie eine Lanze auf den Verbrecher … Treffer! Die Krücke hat Flavius voll im Gesicht erwischt. Er schwankt.
    Überraschend flink hüpft mein Freund auf seinem einen Bein zum Ort des Geschehens und wirft sich auf den Scharfrichter. Der ist zwar benommen, hebt aber soeben wieder seine Waffe und will abdrücken …
    Höchste Zeit für mich, einzuschreiten.
    „Adragón!“, rufe ich.
    Peng!

V
    F RAUEN FÜR F ORESTER
    N IEMAND ACHTETE AUF die drei Frauen, die im Morgengrauen in das Lager der Geächteten kamen. Es war nichts Ungewöhnliches, dass Frauen schon früh in die Wälder gingen, um Brennholz zu sammeln und Kaninchen zu erlegen.
    Diese drei nun hatten einen guten Morgen gehabt. Sie brachten trockenes Brennholz mit, und an ihren Gürteln hingen ein paar Wildhühner. Langsam, fast schleichend kamen sie heran, halb versteckt hinter hohem Farn und Bäumen, um keine Aufmerksamkeit zu erregen.
    Auch einige Männer waren bereits auf den Beinen und wärmten sich durch Kniebeugen oder Streckübungen auf. Die Frauen machten Feuer und begannen damit, Suppe zu kochen.
    Arturo, mit Kopftuch, weitem Rock, einem Umhang und einer langen Jacke, deren hochgestellter Kragen fast sein ganzes Gesicht bedeckte, beobachtete die Wachen, deren Uniformen ihm bekannt vorkamen. Er hatte sie schon einmal gesehen, und zwar im Schloss von König Benicius. Das machte ihn stutzig. Warum hatten sie das Lager der Geächteten überfallen, das doch gar nicht zu ihrem Gebiet gehörte? Wer war ihr Herrscher? Etwa dieser König Frómodi, von dem Crispín gesprochen hatte?
    „Folgt mir“, flüsterte Crispín den Freunden zu, „wir gehen zur Hütte meines Vaters. Ich muss ihn sehen!“
    „Sei nicht so ungeduldig!“, flüsterte Arturo zurück.

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