Die Schwarze Armee 02 - Das Reich der Dunkelheit
ist weiter rechts, und der Felsen ist hier, in der Mitte des Lagers.“
„Sobald es dunkel geworden ist, werden wir uns getrennt an die Hütte heranschleichen. Zuerst werden wir deinen Vater befreien, dann kümmern wir uns um die anderen.“
„Wir brauchen Pferde für die Flucht“, sagte Amarofet. „Wir müssen uns beeilen und …“
„Nein!“, unterbrach Arturo sie barsch. „Wir brauchen keine Pferde.“
„Meinst du nicht, wir sollten danach so schnell wie möglich fliehen?“, fragte Crispín.
„Wir werden nicht fliehen“, entgegnete Arturo. „Wir müssen das Problem an Ort und Stelle lösen, ein für allemal.“
„Es sind so viele!“, warnte Amarofet ihn.
„Aber wir sind tapferer als sie“, hielt der junge Ritter dagegen. „Nachdem wir deinen Vater befreit haben, Crispín, werfen wir die Besatzer aus dem Lager. Deine Leute werden wieder frei sein, das schwöre ich dir!“
VI
D ER H ELD
M IT UNGLAUBLICHER G ESCHWINDIGKEIT fliegt der Drache auf die Waffenmündung zu. Nur ich habe es bemerkt, und nur ich weiß, dass er jetzt dort ist.
Der Schuss hat alle Anwesenden erstarren lassen. Metáfora sieht mich entsetzt an.
„Jemand wird sterben!“, höre ich sie an meiner Seite murmeln.
Aber nichts passiert. Es ist, als wäre kein Schuss gefallen.
Hinkebein und Flavius ringen verbissen miteinander. Ich will meinem Freund zu Hilfe eilen, als eine donnernde Stimme mich davon abhält.
„Niemand rührt sich von der Stelle!“, brüllt ein Mann, der, gefolgt von mehreren Uniformierten, die Treppe hinaufgestürmt kommt. „Polizei!“
Flavius hört nicht auf, Hinkebein mit seinen Fäusten zu bearbeiten. Mein Freund, der Archäologe, kann sich kaum gegen ihn zur Wehr setzen. Er ist dem Scharfrichter körperlich hoffnungslos unterlegen.
Adela ist wie gelähmt vor Schreck. Mit weit aufgerissenen Augen starrt sie auf das, was um sie herum geschieht. Sie kann nicht glauben, was sie da sieht.
Wenn nicht bald jemand eingreift, wird es für Hinkebein böse enden. Flavius lässt seine ganze Wut an ihm aus. Anscheinend rächt er sich für alles Schlechte, das ihm im Leben je zugestoßen ist. Und das ist nicht wenig, nach den Schlägen zu urteilen, die er austeilt!
„Du verdammter Krüppel!“, schreit er. „Wer hat dir gesagt, dass du dich einmischen sollst, he?“
Die Polizisten halten Flavius nicht davon ab, Hinkebein weiter zu schlagen. Sie sind vollauf damit beschäftigt, die anderen in Schach zu halten.
„Aufhören!“, befiehlt schließlich einer von ihnen, der ein Gewehr in der Hand hält. „Oder ich schieße!“
Seine Drohung scheint Flavius noch mehr in Rage zu versetzen. Wie ein Besessener prügelt er auf sein Opfer ein.
Da steht Adela auf, nimmt einen Stuhl und lässt ihn auf den Kopf des Scharfrichters niedersausen. Die Holzsplitter spritzen nach allen Seiten, während Flavius wie eine Statue stehen bleibt. Dann bricht er zusammen und stürzt mit lautem Getöse zu Boden.
„Jetzt reicht’s aber, Mann!“, schreit Adela. „Schluss jetzt!“
Zwei Polizisten werfen sich auf Flavius, um ihm Handschellen anzulegen. Ein anderer kümmert sich um Adela.
„Der Mann hier braucht einen Arzt!“, ruft ein weiterer Polizist, der Hinkebein untersucht hat. „Er ist verletzt!“
Papa, Norma und Sombra kommen, begleitet von zwei Polizisten, aus dem Büro. Metáfora und ich fallen ihnen um den Hals.
„Alles in Ordnung, Mama?“, fragt Metáfora.
„Aber ja, Kind!“, beruhigt Norma ihre Tochter. „Die Polizei hat uns befreit.“
„Papa! Sombra! Ich hatte solche Angst um euch!“, rufe ich.
„Es ist vorbei, mein Sohn“, sagt Papa. „Wir leben!“
„Ja, wenn auch nur durch ein Wunder“, fügt Sombra hinzu. „War verdammt knapp …“
„Gut, dass sie uns gezwungen haben, Schach zu spielen“, sagt Norma. „Das beruhigt.“
Unten an der Treppe erscheinen Mohamed und Mahania. Sie sehen mich erleichtert an. Einen Moment lang habe ich das Gefühl, dass es Mama ist, die mich anblickt.
Hinkebein wird auf eine Tragbahre gelegt. Ein Sanitäter sorgt dafür, dass er bei Bewusstsein bleibt. Es heißt, die Verletzungen seien nicht schlimm, aber sein Gesicht ist blutüberströmt.
„Ich bleibe bei ihm!“, sagt Adela, als ein Polizist versucht, sie von der Bahre wegzuziehen. „Der Mann hat mir das Leben gerettet, verstehen Sie? Er hat für mich sein Leben riskiert!“
Inzwischen sind auch Presseleute da und schießen die ersten Fotos.
***
I NSPEKTOR D EMETRIO SIEHT mich wieder so
Weitere Kostenlose Bücher