Die Schwarze Armee 02 - Das Reich der Dunkelheit
„Besser, wir beobachten noch ein wenig die Lage. Überall stehen Soldaten, sie dürfen uns nichts anmerken!“
„Ich könnte zu den Frauen da gehen“, schlug Amarofet vor. „Sie werden keinen Verdacht schöpfen. Ihr haltet inzwischen das Feuer in Gang.“
„Gut“, sagte Arturo. „Vielleicht kannst du ja was rauskriegen.“
Sie näherte sich einer Gruppe von Frauen, die Wäsche zum Trocknen über die Brombeersträucher hängten. Amarofet ließ das Bündel Brennholz auf den Boden fallen und begann damit, die dicken Zweige mit ihrem Messer zu schälen. Eine der Frauen kam auf sie zu.
„Du wirst doch wohl aus dem Schrott da keine Pfeile schnitzen wollen, hm?“, fragte sie die Neue.
„Na ja, ehrlich gesagt … Ich mach das zum ersten Mal …“
„Dafür brauchst du lange, glatte und gerade Zweige. Mit dem Zeug da wird das nichts! Damit kann dein Mann nicht auf die Jagd gehen, und ihr werdet verhungern!“
„Ich werd mal Forester fragen“, antwortete Amarofet, „vielleicht hilft er mir ja.“
„Viel Spaß dabei!“, lachte die andere. „Die haben Forester in seiner Hütte eingesperrt, niemand darf rein zu ihm … Aber sag mal, wer bist du eigentlich? Ich kenn dich noch gar nicht …“
„Bin soeben erst angekommen. Zusammen mit meinen Schwestern. Man hat uns aus unserem Land vertrieben.“
„Werdet ihr gesucht? Seid ihr Hexen? Wenn Górgula das hört, wir sie nicht gerade begeistert sein …“
„Nein, wir sind keine Hexen. Unser Vater hat sich geweigert, die hohen Steuern zu zahlen, da hat man ihn umgebracht … Jetzt gehören wir zu den Geächteten, wie ihr.“
„Da habt ihr aber Pech gehabt! Dieses Lager ist von König Frómodi und seinen Leuten besetzt!“
„Was wollen die denn hier? Gibt es bei euch irgendwas, das für sie von Nutzen sein könnte?“
„Sie wollten zu Górgula.“
„Und dafür mussten sie das Lager überfallen? Das ergibt doch keinen Sinn!“
„Die werden schon wissen, was sie tun. Frómodi braucht einen Arm, um … Na ja, er hat seinen in der Schlacht verloren und will einen neuen haben. Górgula meint, der von Forester eignet sich am besten dafür.“
Die Auskunft der Frau verblüffte Amarofet. So etwas hatte sie noch nie gehört.
„Willst du damit sagen, dass sie Forester einen Arm abschlagen wollen, um ihn Frómodi … dranzumachen? Soll das ein Witz sein? Das geht doch gar nicht!“
„Doch! Die Hexe Górgula kann noch viel mehr! Angeblich soll sie König Benicius die Lepra an den Leib gehext haben! Jeder weiß, dass Könige sich nicht mit Lepra anstecken können, aber Górgula hat’s fertiggebracht!“
Während Amarofet damit fortfuhr, Zweige zuzuschneiden, erzählte ihr Lavinia, wie es im Lager der Geächteten zuging. Als ihre neue Freundin mit dem Wäscheaufhängen fertig war und sich entfernte, ging Amarofet wieder zu ihren Freunden.
„Hast du was rausgekriegt?“, fragte Arturo.
„Weißt du was von meinem Vater?“, bedrängte Crispín sie.
„Ja, ich hab was rausgekriegt, aber es wird dir nicht gefallen“, antwortete Amarofet. „Es wird dir ganz und gar nicht gefallen, mein Freund.“
***
G EGEN A BEND GELANGTEN Arquimaes und Alexander de Fer ins Tal von Ambrosia.
Eine ganze Zeit lang hatten sie den demoniquianischen Patrouillen ausweichen können; aber dann wurden sie von einem Trupp Soldaten entdeckt und verfolgt.
„Überall wimmelt es hier von Feinden“, sagte Alexander und gab seinem Pferd die Sporen. „Was hat Demónicus vor?“
„Er will die Emedianer einkesseln und sie vom Erdboden vertilgen“, antwortete Arquimaes. „Er hat sogar vor, ihre Königin umbringen zu lassen! Ich hoffe nur, dass ihm das noch nicht gelungen ist …“
„Habt keine Sorge, ich bin sicher, dass Ballestic uns angelogen hat. Er wollte uns gewiss nur einen Schrecken einjagen.“
„Möglich, aber wir können uns dessen nicht sicher sein“, erwiderte der Alchemist. „Wenn nötig, werden wir sie mit unserem Leben verteidigen!“
„Ihr könnt Euch auf mich verlassen, Meister!“
Trotz der wilden Verfolgungsjagd erreichten sie heil die Schutzmauer der emedianischen Festung. Die Verteidiger öffneten ihnen die Tore und empfingen die Feinde mit einem Pfeilhagel.
„Wo sind Arturo und Crispín?“, fragte Ritter Leónidas.
„Es geht ihnen gut“, antwortete Arquimaes. „Und die Königin?“
„Ist in ihrem Zelt. Sie wird gut bewacht.“
„Siel lebt also?“, fragte der Alchemist erleichtert.
„Natürlich, Meister Arquimaes“, antwortete
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