Die Schwarze Armee 03 - Das Reich des Lichts
die Nacht erzittern.
***
K ÖNIG F RÓMODI HIELT die Lanze in der rechten Hand. Sein neuer Arm strotzte vor Kraft. Nach allem, was er erlitten hatte, fühlte er sich nun wieder rundum glücklich. Wie Górgula ihm versprochen hatte, war der Heilungsprozess schnell und unkompliziert verlaufen.
Er wusste, dass das Wildschwein, auf das er wartete, jeden Moment aus dem Unterholz hervorbrechen würde. Er war bereit, es zu erlegen. Jeder einzelne seiner Muskeln war angespannt, er schwitzte und wartete mit angehaltenem Atem.
Die Jagd hatte seit jeher zu seinen Lieblingsbeschäftigungen gehört. Jetzt, da es ihm wieder möglich war, ging er ihr nach, wann immer sich ihm die Gelegenheit dazu bot. Es war ein gute Möglichkeit, seine Sorgen zu vergessen.
„Wildschwein kommt!“, rief einer der Treiber.
Frómodi richtete sich auf, die Lanze zum Wurf bereit. Schon konnte er das Grunzen hören, und er sah, wie sich die Büsche bewegten.
Das Tier war ungewöhnlich groß, größer, als er erwartet hatte. Der König bekam einen Schrecken; doch dann, nach der ersten Überraschung, beschloss er, sein Leben so teuer wie möglich zu verkaufen.
Mit aller Kraft schleuderte er die Lanze auf das Tier.
Das Wildschwein wälzte sich am Boden und stieß ein markerschütterndes Grunzen aus. Die Lanzenspitze steckte zwischen seinen Augen.
„Ihr habt es getötet, Majestät!“, rief einer der Diener aus. „Ihr habt es voll erwischt!“
„Ich hätte es nicht ertragen, zu versagen!“, rief Frómodi zurück, noch immer am ganzen Körper zitternd. Er rieb sich den rechten Arm, der ihn nach der Anstrengung schmerzte. „Ein Riesenvieh! Woher kommt das Biest?“
„Aus dem tiefsten Urwald. Ab und zu kommen solche Prachtexemplare zum Vorschein.“
„Beim nächsten Mal seid ihr gefälligst vorsichtiger mit dem, was ihr mir vor die Lanze treibt! Sonst glaub ich noch, dass ihr das absichtlich macht! Sag das den Treibern“, fügte er drohend hinzu. „Ich will mir das lieber gar nicht vorstellen!“
„Es war reiner Zufall, das versichere ich Euch“, antwortete ein Ritter in unterwürfigem Ton. „Diese Tiere sind unberechenbar. Sie stoßen vor, wenn man es am wenigsten erwartet. Niemand kann das vorhersagen.“
Frómodi gab keine Antwort. Er beugte sich über die Beute, packte die Lanze, stellte einen Fuß auf den mächtigen Hals des Tieres und zog die Waffe mit einem Ruck heraus. Das Wildschwein grunzte ein letztes Mal und rollte zur Seite. Da riss der ehemalige Graf seinen Dolch aus der Scheide und stieß ihn dem Tier immer wieder in denNacken. Ein Schwall dunklen Blutes schoss hervor und färbte das Gras rot.
„Du verdammte Bestie!“, rief König Frómodi, während er die Klinge an dem haarigen Körper abwischte. „Du hast mir einen schönen Schrecken eingejagt!“
Die Umstehenden starrten ihn wie versteinert an. Die blinde Wut, die Frómodi dem Tier gegenüber zeigte, war unter Jägern nicht üblich. Der König legte eine unnötige Grausamkeit an den Tag, die seine Untergebenen beunruhigte.
„Zieht ihm das Fell ab!“, befahl er und rieb sich den Hals. Der schwarze Fleck, der immer größer wurde, juckte gehörig. „Ich werde dich als Bettvorleger benutzen! Und heute Abend werde ich dein Fleisch essen, du widerliches Vieh!“
Ein Diener kam eilig herbei und reichte seinem Herrn einen großen Becher Wein.
„Her damit, du Hund!“, schrie Frómodi und riss dem Diener den Becher aus der Hand. „Mehr Wein!“, grölte er, nachdem er ihn auf einen Zug geleert hatte. „Ich will mehr Wein! Los, ihr faulen Kerle!“
In diesem Augenblick näherte sich ein Reiter im Galopp.
„Herr!“, rief Escorpio und brachte sein Pferd direkt vor Frómodi zum Stehen. „Ich bringe wichtige Nachrichten!“
„Was für Nachrichten?“, fragte der König, indem er sich den Mund mit dem Ärmel seines Jagdrocks abwischte. „Gute oder schlechte?“
„Es geht um Arturo Adragón!“, antwortete der Spion. „Alexia und Émedi sind tot!“
„Bist du sicher?“, fragte Frómodi und warf den leeren Becher ins Gras, um einen zweiten, vollen entgegenzunehmen. „Kann man deinen Informanten trauen?“
„Ganz und gar, Herr. Arquimaes hat die Leichen der beiden Frauen nach Ambrosia gebracht.“
„Und wo ist Arturo Adragón?“
„Das weiß niemand. Er soll vor Kummer umgekommen sein und ist verschwunden. Aber ich werde seine Spur schon finden, seid unbesorgt.“
„Dann beeil dich! Ich will wissen, wo diese Missgeburt steckt!“, schrie der
Weitere Kostenlose Bücher