Die Schwarze Armee 03 - Das Reich des Lichts
aufgebraucht. Aber ich hoffe, es lohnt sich.
„Estrella erwartet euch“, teilt der Mann uns mit, nachdem er den Schein eingesteckt hat. „Aber die Sitzung wird nur kurz sein. Estrella ist krank, sie darf sich nicht zu sehr anstrengen.“
„Sie sollten die Website wieder öffnen“, sagt Metáfora. „Sie war sehr interessant.“
Wortlos führt uns der Mann in das Zimmer, das wir noch vom letzten Mal her kennen. Bunte Lampen sorgen für eine geheimnisvolle Atmosphäre.
Estrella sitzt aufrecht auf ihrem Stuhl und sieht uns mit traurigen, glanzlosen Augen an. Sie hustet.
„Ach, der Junge mit den Träumen“, lacht sie, als sie mich erkennt. „Was willst du denn noch? Ich hab dir doch schon alles gesagt, was ich weiß.“
„Genau deswegen bin ich hier. Sie müssen mir erklären, was Ihre Visionen bedeuten.“
„Soll das ein Witz sein? Meinst du, ich wüsste, was deine Träume symbolisieren? Ich sehe sie nur, aber was sie bedeuten, kann ich dir nicht sagen. Ich habe keine Ahnung.“
„Sie haben mir prophezeit, dass ich ein Leben voller Leiden leben werde. Dass ich doppelt so viel leiden muss wie andere. Das muss doch etwas bedeuten.“
„Na ja, manchmal habe ich Visionen und empfange Botschaften, die ich übermitteln kann. Aber deuten kann ich sie nicht. Übrigens ist deine Geschichte nicht besonders interessant … Die Sitzung ist beendet. Lasst mich in Ruhe.“
Ich will schon aufstehen, aber Metáfora hält mich am Arm zurück.
„Wir haben hundert Euro bezahlt und verlangen klare Antworten“, sagt sie ernst. „Entweder beantworten Sie unsere Fragen, oder die Polizei ist in weniger als zehn Minuten hier.“
„Ich habe keine Angst mehr vor der Polizei, Kleine“, antwortet die Frau mit einem bitteren Lächeln. „Man hat uns schon vor Monaten verklagt, und seitdem haben wir nichts als Probleme. Ich bin vollkommen ruiniert, nichts kann mir helfen.“
„Aber wenn wir Sie jetzt auch noch wegen Betrügerei verklagen, wird es noch schlimmer“, warnt Metáfora.
„Was soll uns schon geschehen! Gefängnis? Dann bekämen wir zumindest jeden Tag eine warme Mahlzeit. Mir machen deine Drohungen keine Angst. Das Leben hat uns übel mitgespielt. Mir ist alles egal.“
„Ich möchte doch nur ein paar Antworten“, versuche ich es im Guten. „Dann gehen wir wieder, versprochen!“
„Sie wissen mehr, als Sie gesagt haben“, fügt Metáfora hinzu. „Erzählen Sie uns, was Sie in den Karten gelesen haben. Wir müssen es unbedingt wissen.“
Estrella lächelt geheimnisvoll und nimmt meine Hand.
„Dein Schicksal ist vorgezeichnet, mein Junge“, murmelt sie. „Du bist ein außergewöhnlicher Fall. Die Dinge, die dir passieren, sind nicht normal. Das ist alles, was ich weiß.“
„Sie wissen noch mehr“, dränge ich sie. „Ich muss wissen, wer ich bin.“
„Glaubst du, für hundert Euro sage ich dir, wer du bist? Meinst du, dafür würde ich dir die Zukunft vorhersagen?“
„Ich bin mir sicher, dass Sie viel mehr über mich sagen könnten. Ich weiß es, denn einige von den Dingen, die Sie mir gesagt haben, sind bereits eingetreten. Mein Leben ist eine Hölle. Nichts als Probleme! Ja, ich kann behaupten, dass ich doppelt so viel leide wie andere. Sie haben es mir vorausgesagt!“
„Und deine Leiden sind noch nicht zu Ende“, meint die Frau. „Du bist ein ganz besonderer Mensch, Arturo Adragón. Ich kenne dich sehr gut.“
„Dann klären Sie mich doch bitte auf! Sagen Sie mir, was mich noch erwartet!“
„Probleme und unvorstellbare Leiden. Und das Schlimmste wäre, wenn du herausfinden würdest, wer du bist. Ich rate dir, nicht weiter danach zu forschen. Manchmal ist es besser, nicht alles zu wissen. Nicht immer ist es gut, die Zukunft zu kennen … oder zu tief in die Vergangenheit einzudringen.“
„Wenn man weiß, was einen erwartet, kann man sich besser darauf vorbereiten“, entgegnet Metáfora.
„Oder man fällt in ein tiefes Loch. Was geschehen muss, wird geschehen, ob du es nun weißt oder nicht“, erklärt Estrella. „Wenn du willst, gebe ich dir die hundert Euro zurück, und du gehst friedlich nach Hause.“
„Ich möchte, dass Sie mir alles sagen, was Sie über mich wissen!“, rufe ich aus. „Es ist wichtig für mich!“
„Dann mach dich auf etwas Fürchterliches gefasst“, warnt sie mich.
„Ich habe vor nichts mehr Angst“, versichere ich ihr. „Früher ja, aber jetzt nicht mehr.“
„Wir werden ja sehen … Besser, deine Freundin geht hinaus. Ich glaube
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