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Die schwarze Feder

Die schwarze Feder

Titel: Die schwarze Feder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
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auch nicht zehnmal. Exakt neun Mal.«
    Billy trat so nah an die Glasscheibe, dass er sie fast mit der Nase berührte. Seine blauen Augen waren voller Drohung und Hass, doch zugleich sahen sie aus wie trostlose Tümpel, in deren einsamen Tiefen irgendetwas ertrunken war.
    Der Polizist und der Junge betrachteten einander lange Zeit, bevor John fragte: »Hast du sie denn nie lieb gehabt?«
    »Wie hätte ich sie lieben können, wo ich sie doch kaum kannte?«
    »Aber du kanntest sie doch seit deiner Geburt!«
    »Ach Johnny, Sie kenne ich besser, als ich die vier gekannt habe.«
    Eine dumpfe, aber hartnäckige Unruhe hatte John dazu gebracht, hierher in die Klinik zu kommen. Der bisherige Verlauf der Begegnung hatte diese Unruhe verstärkt.
    Er erhob sich von der Sessellehne.
    »Sie wollen doch nicht schon gehen?«, fragte Billy.
    »Hast du mir denn noch etwas zu sagen?«
    Der Junge kaute auf seiner Unterlippe.
    John wartete, bis ihm das Warten sinnlos vorkam, dann ging er zur Tür.
    »Warten Sie«, sagte der Junge. »Bitte.« Seine zitternde Stimme hatte sich verändert.
    Als John sich umdrehte, sah er ein qualvoll verzerrtes Gesicht und Augen, in denen Verzweiflung loderte.
    »Helfen Sie mir«, sagte der Junge. »Nur Sie können das.«
    John ging zu der gläsernen Trennwand zurück. »Selbst wenn ich es wollte, könnte ich nichts für dich tun«, sagte er. »Niemand kann das.«
    »Aber Sie wissen es. Sie wissen Bescheid .«
    »Was meinst du denn, was ich weiß?«
    Einen Moment lang sah Billy Lucas noch wie ein verängstigtes, unsicheres Kind aus. Doch dann glitzerte Triumph in seinen Augen.
    Die rechte Hand glitt an seinem flachen Bauch hinab und unter den elastischen Bund seiner grauen Hose. Mit der linken Hand riss er die Hose nach unten, während er mit der rechten den Strahl seines Urins auf das untere Gitter in der Glasscheibe richtete.
    Als der stinkende Strahl durch die Öffnung prasselte, wich John zurück, um außer Reichweite zu gelangen. Noch nie hatte er so ranzigen Urin gerochen und noch nie welchen gesehen, der so dunkel aussah, bräunlich wie der Saft einer verdorbenen Frucht.
    Als Billy Lucas sah, dass sein Opfer sich erfolgreich zurückgezogen hatte, zielte er höher und lenkte den Strahl von links nach rechts und wieder zurück. Hinter der fauligen Flüssigkeit, die an der Scheibe herablief, verschwommen die Gesichtszüge des Jungen, bis seine Gestalt sich wie bei einem Gespenst aufzulösen schien.
    John Calvino drückte die Taste der Sprechanlage neben der Tür und sagte zu Coleman Hanes: »Ich bin hier fertig.«
    Um dem stechenden Uringestank zu entkommen, wartete er nicht, bis der Pfleger auftauchte, sondern trat gleich auf den Flur hinaus.
    »Sie hätten mir was mitbringen sollen!«, rief der Junge ihm nach. »Sie hätten mir ein Opfer darbringen sollen!«
    Der Detective schloss die Tür und warf im fluoreszierenden Schein der Neonlampen einen Blick auf seine Schuhe. Kein einziger trüber Tropfen verunzierte deren Glanz.
    Als sich die Tür zum Vorraum öffnete, ging John auf Coleman Hanes zu, dessen Größe und Ruhe ihm die fast mythische Aura einer Gestalt verliehen, die mit Riesen und Drachen kämpfte.
    Sie wollen die ganze Geschichte von
Alton Turner Blackwood kennen?
    Dann lesen Sie weiter in
    Dean Koontz
    Der Rabenmann
    ISBN 978-3-453-26735-0
    Ab Dezember 2011 im Buchhandel erhältlich
    E-Book ISBN 978-3-641-07058-8

Interview mit DEAN KOONTZ
    Mit 400 Millionen verkauften Büchern ist Dean Koontz einer der meistgelesenen Autoren weltweit. Im nachfolgenden Interview gewährt er einen Blick hinter die Kulissen.
    Wie kamen Sie auf die Idee, Die schwarze Feder zu schreiben?
    Es war mein amerikanischer Verleger, der mich fragte, ob ich nicht Lust hätte, einen vielleicht 25-seitigen Kurzroman um Alton Turner Blackwood zu schreiben, den Bösen in Der Rabenmann . Er plante, diesen Kurzroman vor dem Roman erscheinen zu lassen, und zwar ausschließlich als E-Book. »Super Marketing « , meinte er. »Und wahrscheinlich amüsant zu schreiben .«
    Kaum hatte ich den Vorschlag gehört, erschien vor meinem geistigen Auge die Figur des jungen Howie Dugley. Ich fand Howie sofort so spannend, dass es mir unmöglich wurde, die Geschichte nicht zu schreiben. Schnell wuchs sie auf über 50 Seiten, und als ich sie abschloss, war ich traurig, dass Howie meine Fantasiewelt schon wieder verließ.
    Was war leichter für Sie zu schreiben, der Roman – normalerweise Ihre bevorzugte Gattung – oder der Kurzroman?
    Nun,

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