Die Schwarze Katze Von La Guadana: Horror-Roman ; ["Ein Meisterwerk Des Poetischen Horrors"]
Richtung das nächste Gehöft zu finden sein könnte. Er wußte nur, daß die Landstraße verlassen war. Da war auch nicht ein einziges Auto unterwegs.
Bis zu diesem Augenblick war ihm nie bewußt geworden, –
welch trostloser Ort ein Highway sein kann. Bell blieb keuchend und schwitzend mitten auf der Fahrbahn stehen, als ihn wieder ein Krampf heimsuchte. Er zwang sich, weiter zu laufen. Er hatte keine Zeit, stillzustehen.
In den Flammen umkommen – der Gedanke ließ die Luft in seiner Kehle vibrieren. Bestimmt kam bald ein Auto. Da mußte doch irgend jemand diese Route benutzen.
Bell schleppte sich durch die Hitze, als sei sie ein ständig dicker werdendes Gel.
Seine Gedanken waren Fragmente. Bestimmt bald. Ein Auto.
Jeden Augenblick.
Die Landstraße war leer.
Speke vertrieb die Flämmchen mit hartem Wasserstrahl von dem Dach. Um ihn herum stand alles in Flammen. Sarahs Blockhütte qualmte, und vom Dach stiegen Rauchsäulen auf.
Er blickte zurück zu Sarah, die hinter ihm stand. Ihr Blick sagte: Mach dir keine Sorgen. Wir werden überleben.
Sie schaute mit einer Gelassenheit zu, die sie bis zu diesem Tag nur vorgetäuscht hatte. Sie stieg kurz von der Leiter, um den Spaten vom Rasen zu holen, dann trug sie ihn die Leiter hinauf und benutzte ihn, um umherfliegende Asche damit plattzuschlagen, bevor sie wieder zur Flamme werden konnte, oder sie schaufelte sie in den Wirkungsbereich von Spekes Wasserstrahl oder einfach vom Dach herunter und kehrte dann wieder auf ihren Posten auf dem First zurück.
Als junges Mädchen war sie vom Leben der Jungfrau von Orleans fasziniert gewesen. Der Grund dafür war womöglich ganz simpel. Johanna von Orleans war eine junge Frau, die wie ein Krieger kämpfte mit lauter kämpfenden Männern hinter ihr. Ihr Vater, muß sie sich wohl vorgestellt haben, würde sie nur um so höher schätzen, wenn er sehen konnte, wie sie Männer in die Schlacht führte. Allein diese Faszination hatte sie als Teenager ernsthaft einen Übertritt zum Katholizismus erwägen lassen. Das letzte Wort der Jungfrau von Orleans war für Sarah immer so etwas wie ein Mysterium gewesen.
Eingehüllt von den Flammen, umgeben vom Feuer, die Kleider und das Fleisch bereits geläutert, war ihr letztes Wort, als die Flammen sie bereits in Besitz genommen hatten: Jesus. Sarah hatte sich immer schon gefragt, wie dieser Name wohl durch das zerbrechende Gefängnis ihrer Körperlichkeit geklungen haben mußte. Wie ein Schrei? Wie ein Gebet, gesprochen in absolutem Vertrauen? Wie der Ruf nach ihrem Helden, endlich zu Hilfe zu kommen?
Die Menschen, die Johannas letzten Schrei gehört hatten, waren erschüttert gewesen und hatten sich für den ganzen Rest ihres Lebens gewandelt. Gleich nach ihrem Tod waren die Reisigbündel entfernt worden, damit die Menge den halb verbrannten Leichnam sehen und sich überzeugen konnte, daß ihre Heldin auch wirklich tot war. In diesem Augenblick, als Speke den Regen aus heißer Asche bekämpfte und Sarah die fliegenden Funken mit der flachen Seite des Spatens totschlug, wurde sie von einem umherschwirrenden Glutpartikel getroffen, der vom Himmel fiel. Nur eine kleine Brandwunde, sagte sie sich. Nichts weiter.
Das Stückchen Glut hinterließ einen schwarzen Fleck auf ihrem Arm, und jetzt kam es Sarah so vor, daß Johannas Schrei auch nur ein menschlicher Schrei gewesen war, geboren aus der Agonie, gerichtet an den Himmel, von dem noch nie eine Antwort gekommen war.
Speke wandte sich nach ihr um. »Es ist immer noch Zeit.«
Sie stand ganz oben auf dem First, wo das Dach nach beiden Seiten gleichmäßig abfiel. Sie erwiderte nichts.
»Daß du davonläufst«, fügte Speke hinzu. Sein Tonfall sagte: Ich weiß, du hast dich schon entschieden, aber ich muß es trotzdem sagen, um meinetwillen.
Sie lächelte. Manchmal, das sah sie jetzt, ist es nicht so wichtig, was du glaubst. Es zählt nur, daß du handelst, als ob das, was du glaubst, wirklich ist. Die Himmel nehmen dich in ihre liebenden Arme – oder auch nicht.
Sie kletterte hinunter zu einer anderen rauchenden Stelle.
Es war ein Lieferwagen, und er kam schnell. Bell warf sich ihm in den Weg. Der Fahrer sah nicht, wie er die Arme schwenkte, herumtanzte und dem Auto entgegen rief, um Gottes willen anzuhalten.
Der Kleinlaster kam schnell heran.
Im letzten Augenblick trat der Fahrer so hart in die Bremsen, daß blauer Rauch von den Reifen aufstieg und der Wagen von einer Seite zur anderen schlitterte.
Dann kam der
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