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Die Schwarze Katze Von La Guadana: Horror-Roman ; ["Ein Meisterwerk Des Poetischen Horrors"]

Die Schwarze Katze Von La Guadana: Horror-Roman ; ["Ein Meisterwerk Des Poetischen Horrors"]

Titel: Die Schwarze Katze Von La Guadana: Horror-Roman ; ["Ein Meisterwerk Des Poetischen Horrors"] Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Cadnum
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wie mit einer großen Nadel in seiner Seite. Er zwang sich, weiter zu laufen. Er hatte nur ein einziges, klar umrissenes Verlangen: Flucht. Er war nicht auf der Suche nach Hilfe. Er rannte davon, ein besiegter Mann.
    Er klammerte sich an das Tor und keuchte mit geschlossenen Augen.
    Das war die Barriere, die ihn schon früher an diesem Tag blockiert hatte, vor so langer, langer Zeit. Ham hatte nichts von dieser Kette gewußt. Bell hatte sie schlicht vergessen, und nun stand er da. Es gab keinen Weg über das Tor hinweg. Die Worte hämmerten sich seinem Gehirn mit geradezu masochistischer Feierlichkeit ein: kein Weg. Auf der Zunge verspürte er einen Geschmack nach Eisen.
    Die schwarzen eisernen Spieße mußten eingefettet worden sein. Er fand jedenfalls keinen Halt. Er strampelte, kämpfte, kletterte und rutschte jedesmal wieder ab.

    Es gab keinen Weg über das Tor, und es war ihm recht. Er ließ sich auf der Innenseite des Tores herunter und keuchte schwitzend vor sich hin, entschlossen, zum Haus zurückzurennen und Sarahs Leben zu retten.
    Und dann roch er es.
    Der Geruch war dunkel, der Geruch von Erde, die sich in Gift verwandelt hat, der Geruch von Leben, das sich in Hitze und Licht aufgelöst hat.
    Bell klammerte sich fest, er kämpfte und erzwang sich seinen Weg auf die obere Abdeckung des Tores. In der Ferne hatte sich der Himmel knapp über dem Horizont verdunkelt. Dunkle Streifen stiegen auf und verschmutzten das Blau.
    Wind strich ihm durchs Haar und ließ das dürre Gras leise knistern, und er konnte den Rauch jetzt riechen, als er auf der Reihe von Spießen entlangbalancierte. Er atmete tief durch, er schwitzte, aber er schaffte es einfach nicht, von den Spießen herunter zu springen. Seine Kleider waren zerrissen, die Hose zerriß genau im Schritt, oder vielleicht war es auch eine Beinnaht. Eine Speerspitze berührte kühl seine Wade. Er zitterte und wollte sich einfach fallen lassen.
    Du schaffst es nicht, sagte eine kleine Stimme in seinem Kopf. Du schaffst es nicht. Versuch’s erst gar nicht.
    Bis er schließlich fiel. Mit deutlich hörbarem Geräusch schlug er auf dem Boden auf und rollte zur Seite weg. Er hatte einmal die Feuerwehr von Oakland zu einem Einsatz begleitet, und er wußte, wie man von einem Dach auf einen Betonboden springt. Mein Atem, stellte er danach fest, mein Atem geht nicht mehr. Aber gleich werde ich wieder atmen können.
    Aber er konnte sich nicht aufsetzen, und kriechen konnte er auch nicht. Er trat in den Staub, aber es brachte ihn nicht weiter. Ich habe mich verletzt, ging es ihm wie ein elektrischer Schlag durch den Kopf.
    Ich kann mich nicht bewegen.

    Speke rannte den Hang hinauf, und Sarah folgte ihm. Der Schatten in der Luft schloß sich um die beiden, so als sei die Luft nicht länger mehr Luft, sondern werde über grauen Dunst zu dunklem undurchdringlichem Stein.
    Noch war von den Flammen nichts zu sehen. Da war nur der Tumult wie von einem Aufruhr, eine geifernde, geisteskranke Armee, die gegen die Eichen kämpfte.
    Das Garagentor wollte sich nicht öffnen lassen. Das alte Eichentor knarrte, und die Nagelköpfe stöhnten unter ihrer hellen, stets frischen Narbe. Der Griff löste sich. Speke spürte die Kraft seiner Arme, seiner Beine, seines Rückens, die Kraft seines Lebens.
    Er konnte das Feuer jetzt hören wie wilden Applaus.
    Brothers’ Werkzeugremise ließ sich gleichfalls nicht öffnen.
    Bell hatte die Tür, so schien es, so hart zugeschlagen, daß sich das Holz verzogen hatte. Speke riß so energisch an ihr, daß die Werkzeuge und Geräte, die an der Rückseite hingen, leise klingelten. Er rüttelte und zerrte an ihr, und endlich ging die Tür kreischend auf. Im Halbdunkel des Schuppens fand er eine Schaufel. Er rief nach Sarah, aber zu seiner Überraschung war sie direkt hinter ihm.
    »Sie müssen nicht bleiben«, sagte er. »Sie könnten die Straße hinauf laufen…«
    Ihre Finger berührten seine Lippen.
    Er wußte nicht, wie es geschah, aber auf einmal lagen sie sich in den Armen, umgeben von den Stielen und den schwach blinkenden Klingen der einzigen Waffen, die sie hatten. So war es immer gewesen. Er hatte ein Kapitel erreicht, das er vor langer Zeit einmal gelesen, dann aber bewußt wieder vergessen hatte. Sie war seit jeher entschlossen gewesen, an seiner Seite zu kämpfen.

    Draußen breitete sich das Feuer aus. Zu zweit schlugen sie das Unterholz am Waldrand weg. Ein Grashüpfer sauste geräuschvoll durch die Luft.
    Die Hitze zerklüftete die

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