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Die Schwarze Keltin

Die Schwarze Keltin

Titel: Die Schwarze Keltin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellis Peters
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hat.
    »Bruder Cadfael, es freut mich, Euch unversehrt zu sehen.
    Zuletzt sah ich Euch, als wir bei dem Durchbruch in der Befestigung auseinandergerissen wurden.« Sie ließ den Blick über das Meer schweifen, wo die Schiffe mittlerweile zu schwarzen Flecken auf dem funkelnden Wasser geschrumpft waren. Mit den Augen verfolgte sie die ganze lange Linie. Es schien beinahe, als wollte sie sie abzählen. »So sind sie also ungehindert mit ihrem Silber und ihrem Vieh abgezogen. Wart Ihr dabei?«
    »Das war ich«, sagte Cadfael.
    »Sie haben mir nie etwas zuleide getan«, sagte sie und schaute mit einem leichten, erinnernden Lächeln der fortsegelnden Flotte hinterher. »Ich hätte ihnen gern zum Abschied gewunken, aber Ieuan meinte, es sei nicht sicher für mich.«
    »Um so besser«, sagte Cadfael ernst, »denn es war keine ganz friedliche Abreise. Und wohin geht Ihr jetzt?«
    Sie drehte sich um und sah ihnen mit großen, unschuldigen, nachtblauen Augen offen ins Gesicht. »Ich ließ etwas im Lager der Dänen zurück, das mir gehört«, sagte sie. »Nun will ich es wiederfinden.«
    »Und Ieuan läßt Euch gehen?«
    »Er gab mir die Erlaubnis«, sagte sie. »Jetzt, wo sie alle fort sind.«
    Ja, sie waren fort, und so konnte er seine hart erkämpfte Braut in das verwaiste Lager zurückkehren lassen, wo sie eine Zeitlang gefangen gewesen, sich aber nie ihrer Freiheit beraubt gefühlt hatte. Sie schauten ihr zu, wie sie entschlossen ihren Weg wieder aufnahm. Es war nur etwa eine Meile zu gehen.
    »Du hast ihr nicht angeboten, sie zu begleiten«, sagte Mark mit ernstem Gesicht.
    »Ich wäre doch nicht so grob. Aber laß sie nur erst einen Vorsprung gewinnen«, sagte Cadfael versonnen, »dann könnten wir beide ihr wohl hinterhergehen.«
    »Glaubst du, unsere Gesellschaft wird ihr auf dem Rückweg willkommener sein?« fragte Mark.
    »Ich glaube nicht«, gestand Cadfael, »daß sie überhaupt zurückkommen wird.«
    Mark nickte zustimmend und keineswegs überrascht mit dem Kopf. »Das hatte ich mir auch schon gedacht«, sagte er.
    Es war Ebbe, aber das Meer hatte sich noch nicht so weit zurückgezogen, daß es die lange, schmale Sandzunge freigegeben hätte, die sich wie eine begierige Hand an ihrem Gelenk nach der Küste Angleseys ausstreckte. Bisher lag sie nur wie blasses Gold im flachen Wasser, dessen Oberfläche hier und da von einem hartnäckigen Grasbüschel oder einer Bodenwelle durchbrochen wurde. Cadfael und Mark standen oben am Rande des Abhangs und schauten herunter. Es war nicht das erste Mal, und das Schauspiel war das gleiche. Das immer gleiche, das sich jeden Tag wiederholt hatte, auch ohne Zeugen. Sie traten sogar ein wenig zurück, damit sie sich weniger deutlich gegen den Himmel abhoben, für den Fall, daß sie zu ihnen heraufschaute. Aber sie sah nicht hoch. Sie sah in das im Abendlicht blaßgrüne Wasser hinunter, das ihr beinahe bis zu den Knien reichte, als sie über den goldenen Pfad dem meerumschlungenen Felsenthron entgegenging. Ihre noch immer vom Reisen und dem Leben im Freien zerlumpten und verschmutzten Röcke hatte sie mit den Händen hochgerafft und beugte sich vor, um zu beobachten, wie das um ihre Beine zitternde Wasser ihre geschmeidigen Umrisse zu körperlosen Zacken verzerrte, als würde sie nicht durchs Wasser waten, sondern dahintreiben. Sie hatte alle Nadeln aus dem Haar gezogen. Es hing ihr in einem schwarzen, wogenden Schwall über die Schultern und verdeckte ihr ovales Gesicht, das sie nach unten geneigt hielt, um zu sehen, wohin sie trat. Sie bewegte sich wie eine Tänzerin, langsam und mit träger Grazie, denn sie war zu früh gekommen zu ihrem Stelldichein mit wem auch immer, und sie wußte es. Aber sie war sich ihrer Sache sicher. Deshalb war auch diese Zeit ein Geschenk. Das Warten würde die Vorfreude nur vergrößern.
    Hier und da hielt sie inne und stand ganz still, bis das Wasser um ihre Füße sich vollkommen beruhigt hatte, und dann beugte sie sich vor, um das bebende Abbild ihres leidenschaftlichen Gesichts in den sich ins Meer zurückziehenden Wellen aufleuchten zu sehen. Die Strömung war nur schwach, kaum ein Wind regte sich. Aber Otirs Segler hatten zu dieser Stunde den halben Weg nach Dublin bereits hinter sich.
    Sie ließ sich auf dem Felsenthron nieder, wrang das Wasser aus den Säumen ihres Gewandes und sah auf die See hinaus.
    Sie wartete, geduldig, sorglos. Ein anderes Mal hatte sie an dieser Stelle unendlich einsam und verloren ausgesehen, aber selbst das war eine

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