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Die Schwarze Keltin

Die Schwarze Keltin

Titel: Die Schwarze Keltin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellis Peters
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seines Pferdes spritzen, bis er die Dünen hinter sich gelassen und das grasbewachsene Oberland erreicht hatte. Wer sonst hätte sich wohl in ähnlich leidenschaftlicher Eile Gwions Auftrag gewidmet als Cuhelyn, der für kurze Zeit die Fähigkeit verloren hatte, das eigene Gesicht im Antlitz seines Gegenübers zu erkennen. Auch das war nun vorüber.
    Gwion lag mit geschlossenen Augen da und unterdrückte jeden Schmerz. Cadfael glaubte nicht, daß er noch sehr darunter zu leiden hatte, denn er war derartigen Gefühlen schon beinahe entrückt. Gemeinsam warteten sie. Gwion lag sehr still, weil Regungslosigkeit die Blutung zu verlangsamen und das Leben in ihm zu bewahren schien, und für kurze Zeit brauchte er dieses Leben noch. An seiner Seite hatte Cadfael Cuhelyns Helm mit Wasser gefüllt, womit er die Schweißperlen fortspülte, die sich auf der wie von kaltem Reif überzogenen Stirn und den Lippen seines Patienten bildeten.
    Kein Kampfeslärm drang mehr von der Küste herüber, man hörte nur noch Rufen, das Geräusch von Männern, die sich, endlich ungehindert, emsig zu schaffen machten, und das Muhen und vereinzelte Brüllen des Viehs, als es durch das Wasser die Rampen hinauf und in die Schiffe getrieben wurde.
    Ihnen stand in den tiefen Laderäumen mitschiffs eine rauhe und ungemütliche Überfahrt bevor, aber nach wenigen Stunden würden sie wieder auf grünen Weiden stehen, wo sie ungestört grasen und süßes Wasser trinken konnten.
    »Wird er kommen?« fragte Gwion, plötzlich ängstlich geworden.
    »Er wird kommen.«
    Und er kam wirklich. Einen Augenblick später hörten sie das Trappeln von Hufen, und Owain Gwynedd ritt, Cuhelyn hinter sich, von der Küste heran. Sie saßen schweigend ab, und Owain trat näher, um auf diesen siechen jungen Körper hinunterzusehen, allerdings nicht zu nah, denn er fürchtete, daß selbst stumpf gewordene Ohren noch scharf genug sein könnten zu verstehen, was nicht für sie bestimmt war.
    »Wird er überleben?«
    Cadfael schüttelte den Kopf als einzige Antwort.
    Owain ließ sich in den Sand fallen und beugte sich ganz dicht heran. »Gwion... hier bin ich. Spar dir die lange Rede, es ist nicht nötig, viele Worte zu machen.«
    Gwion schlug seine von der aufsteigenden Sonne ein wenig geblendeten Augen weit auf und erkannte ihn. Cadfael benetzte die Lippen, die sich verzerrt öffneten und mühsam seine Worte zu artikulieren versuchten. »Doch, es ist nötig. Es gibt etwas, was ich Euch sagen muß.«
    »Um des Friedens zwischen uns beiden willen, sage ich dir noch einmal, bedarf es keiner Worte. Aber wenn du mußt, sprich, ich höre dir zu.«
    »Bledri ap Rhys...«, begann Gwion und hielt inne, um Atem zu holen. »Ihr möchtet wissen, wer ihn getötet hat. Macht es keinem anderen zum Vorwurf. Ich tötete ihn.«
    Er wartete geduldig und ergeben mehr noch auf einen Ausruf des Unglaubens als der Entrüstung. Aber es folgte weder das eine noch das andere, sondern nur ein nachdenkliches Schweigen, das sich lange hinzuziehen schien, und dann ließ sich wieder Owains Stimme vernehmen, ruhig und gefaßt wie eh und je: »Warum? Er war einer von deinen eigenen Getreuen, ein Mann meines Bruders.« »Er ist es einmal gewesen«, sagte Gwion und wurde von einem Lachen geschüttelt, das seinen Mund verzerrte und einen dünnen Faden Blut über seine Wange hinablaufen ließ. Cadfael lehnte sich vor und wischte ihn weg. »Ich war froh, als er nach Aber kam. Ich wußte, was mein Herr vorhatte. Ich sehnte mich danach, zu ihm zu stoßen und ihm alles zu erzählen, was ich über Eure Streitkräfte und Bewegungen wußte. Und ich hätte ihm auch alles verraten. Es war recht und billig. Ich hatte Euch gesagt, daß ich uneingeschränkt und für alle Zeiten der Mann Eures Bruders war. Ihr kanntet meine Haltung. Aber ich konnte nicht gehen, ich hatte mein Wort gegeben, daß ich bleiben würde.«
    »Und das hast du gehalten«, sagte Owain. »Damals noch!«
    »Aber Bledri hatte kein solches Versprechen gemacht. Er konnte tun, was mir nicht möglich war. Also erzählte ich ihm alles, was ich in Aber erfahren hatte, wie viele Männer Ihr aufbringen konntet, wie schnell Ihr in Carnarvon sein würdet, alles, was mein Herr Cadwaladr für seine Verteidigung wissen mußte. Dann holte ich noch vor Dunkelheit, solange die Tore offenstanden, ein Pferd aus dem Stall und band es für ihn zwischen den Bäumen fest. Ich Narr zweifelte nie daran, daß Bledri seinem Schwur treu sein würde. Und er hörte sich alles an,

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