Die Schwarze Schwesternschaft
brauche ich nicht, Margali, mach kein solches Theater!«
Sie sah Camilla nur an, und brummend zog die ältere den Pullover über den Kopf. Camilla war so dünn, auf dem Pass würde sie froh über die warme Kleidung sein.
Cholayna bibberte in der Kälte des großen Raums; sie hatten das Feuer niederbrennen lassen. Die Verschwendung von Brennstoff und Wärme galt in den Hellers als Kapitalverbrechen. Das Frühstück, das sie bestellt hatten, würde nicht schlechter dadurch werden, dass es von anderen gegessen wurde als den Reisenden, die dafür bezahlt hatten. Aber die ganze Nacht hindurch ein loderndes Feuer zu unterhalten, war eine Vergeudung, die Magda und Camilla, beide in den Bergen groß geworden, nicht duldeten, auch wenn das bedeutete, dass sie unter all ihren Decken schlafen mussten. Eine dünne Eisschicht hatte sich über dem Wasser in der Karaffe auf dem Tisch gebildet, an dem sie zu Abend gegessen hatten, und Eisblumen bedeckten das einzige hohe, schmale Fenster des Zimmers.
Jaelle sagte mit leiser Stimme: »Mein Bruder hat mir erzählt, dass die Novizen des Klosters mit nichts als ihren Kutten bekleidet im Schnee schlafen und barfuss laufen. Ich wünschte, ich hätte ihr Training.«
»Ich vermute, das gehört zu euren psychischen Fähigkeiten«, meinte Vanessa.
»Valentin sagt nein, das mache nur die Gewohnheit, und man müsse seinen Geist dazu überreden, dass er seine Aufgabe erfüllt und den Körper wärmt.«
Cholayna hob skeptisch eine Augenbraue. »Davon bin ich nicht überzeugt. An Unterkühlung sind schon viele Leute gestorben und sterben immer wieder welche. Wie werden sie damit fertig?«
»Val hätte keinen Grund, mich anzulügen. Er sagt, eine der Prüfungen für die höheren Grade bei den Mönchen bestehe darin, dass sie in einem Bergbach baden, der vom Gletscher des Nevarsin-Gipfels abfließt, und dann ihre Kutten mit ihrer Körperwärme trocknen. Er hat dabei zugesehen.«
»Ein Trick, um Novizen zu beeindrucken?«
»Warum sollten sie so etwas tun?«
»Ich habe auch davon gehört, als ich bei Vermessung und Erkundung anfing«, meldete sich Vanessa zu Wort, »und in der alten Zeit, vor dem Imperium, hat es auf Terra Ähnliches gegeben. Menschen, die in großen Höhen, über viertausend Metern, lebten, hatten eine größere Lungenkapazität als Flachlandbewohner, und ihre Körper waren so angepasst, dass sie in der Ebene krank wurden. Ich zweifle nicht daran, dass die Nevarsin-Brüder diese Dinge lernen. Das menschliche Tier ist erstaunlich anpassungsfähig. Viele Leute würden deinen Heimatplaneten, Cholayna, als zu warm für eine Besiedlung durch Menschen ansehen. Ich habe ihn einmal besucht und dachte, ich müsse vor Hitze sterben. Der Mensch ist nicht dazu geschaffen, in einer Luft zu leben, die normalerweise höher als seine Bluttemperatur ist.«
»Mag sein.« Cholayna zwängte ihren mit drei dicken Socken bekleideten Fuß in ihren schmalen Stiefel. »Aber ich wäre lieber dort als hier.« Sie zog die schwere Windjacke über den Pullover. »Fertig.«
Ihre Bündel über den Schultern tragend, stahlen sie sich durch die stillen Flure und einen langen Gang hinunter, der von den Wohnquartieren zu den Ställen führte. Die massiven Türen knarrten, sonst war kein Laut zu hören bis auf Cholaynas plötzlichen Hustenanfall.
»Still«, zischte Jaelle. Cholayna versuchte ohne viel Erfolg, das Husten im Ärmel zu ersticken. Ihr ganzer Körper bebte vor Anstrengung.
In einer Ecke des Stalls, der ihre Pferde und Chervines beherbergte, waren ihre Packlasten aufgestapelt, die seit ihrem Aufbruch von Thendara beträchtlich kleiner geworden waren.
Vor Erleichterung stieß Jaelle einen leisen Pfiff aus. »Also hat Arlinda meine Andeutungen verstanden. Gestern Abend waren unsere Sachen noch in ihrem verschließbaren Lagerraum.«
Beim Satteln ihres Pferdes geriet Magda neben Vanessa. Mit gedämpfter Stimme erkundigte sie sich: »Was meinst du, ist Cholayna reisefähig?«
»Wer kann das sagen? Ich habe sie untersucht, so gut es möglich war. Ihre Lippen haben eine gesunde Farbe, und ihre Lungen scheinen frei zu sein. Dieser scheußliche Husten ist nur eine Reizung durch die trockene Luft und den Wind hier oben. Hoffen wir das Beste.«
Sie legten den Chervines die Lasten auf und regelten im Flüsterton die Marschordnung. Jaelle, die die Stadt gut kannte, setzte sich an die Spitze, Camilla, die sie
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