Die Schwarze Schwesternschaft
einigermaßen kannte, machte den Schluss. Magda blieb zurück, um Camilla beim Zuschieben der schweren Stalltür zu helfen. Den innen sitzenden Riegel konnten sie leider nicht zuschieben. »Warte, Margali«, raunte Camilla ihr zu, »ich bin gleich wieder da.« Sie schlüpfte wieder hinein, und Magda hörte den Riegel einrasten. Dann musste sie auf der Straße so lange warten, dass sie schon fürchtete, Camilla sei von einer Spionin Acquilaras erwischt worden. Wir hätten die Tür so lassen sollen, wie sie war, dachte sie. Gerade als sie den Entschluss fasste, Camilla ins Innere zu folgen, kletterte die lange Emmasca aus einem Fenster. Sie rutschte hinunter, drehte sich kurz um, blies eine Kusshand zurück und rannte Jaelle nach.
Magda lief hinterher. »Camilla, was… «
»Mein Freund mit der Wettleidenschaft. Schnell, ich habe die Klosterglocken gehört, wir dürfen keine Zeit mehr verschwenden.« Doch im Laufen kicherte sie.
»Ich möchte wissen, was sie denken, wenn sie feststellen, dass wir verschwunden sind und die Stalltür immer noch von innen verriegelt ist!«
Es gab keine Möglichkeit, den Hufschlag der Pferde und Chervines auf den gepflasterten Straßen zu dämpfen, aber wenn sie sie führten, war der Krach nicht so schlimm wie beim Reiten. Trotzdem war er laut genug; die metallenen Hufeisen schlugen Funken. Es war eiskalt und klar, Sterne funkelten über der dunklen Stadt am Himmel, und hoch oben schimmerten schwache Lichter aus den Fenstern des Sankt-Valentin-Klosters. Glockengeläut durchbrach die Stille vor dem Morgengrauen.
Während sie die steile Straße hochstiegen, verblassten die Sterne, und die erste Morgenröte zeigte sich. Magda sah ihren eigenen Atem, den ihrer Gefährtinnen und der Tiere als weiße Wölkchen vor sich. Ihre Hände in den dicken Handschuhen und die Füße in den Stiefeln waren bereits kalt. Bedauernd dachte sie an das Frühstück, das Jaelle ohne jede Absicht, es zu essen, bestellt hatte.
Immer höher hinauf ging es, die Straßen wurden steiler und steiler. Aber Magda war jetzt in so guter Kondition, dass sie kaum unter Atemnot litt, und sogar Cholayna hielt das von Jaelle angeschlagene schnelle Tempo durch.
Das Nordtor lag am höchsten Punkt der Stadt, und die Straße dahinter führte zum Nevarsin-Pass hinauf. Zwei Männer, Cristoferos nach ihrer düsteren Kleidung, aber keine Mönche, öffneten die großen Flügel und ließen sie durch.
»Ihr seid früh unterwegs, meine Schwestern«, bemerkte einer von ihnen und trat zurück, um Platz für die Tiere zu machen.
»Wir folgen zweien unserer Schwestern, die vorgestern Morgen diesen Weg genommen haben«, antwortete Camilla in dem ganz reinen Casta einer Frau aus den Bergen. »Habt Ihr sie vielleicht zur gleichen Stunde wie uns aus diesem Tor hinausgelassen, mein Bruder?«
Der Cristofero-Wächter hauchte auf seine bloßen Fingerknöchel. Auch sein Atem bildete eine Wolke. Durch sie sprach er, und er sah die Emmasca dabei missbilligend an.
»Ja, das war ich. Eine von ihnen - eine große Frau, dunkelhaarig, eine Soldatin wie Ihr, Mestra, mit einer Rryl über der Schulter -, war das Eure Schwester?«
»Meine Gildenschwester. Bitte, erzählt mir von ihr, Bruder, im Namen dessen, der die Last der Welt trägt.«
Er verzog das Gesicht. Seine Abneigung gegen eine Emmasca und Entsagende kämpfte mit der selbstverständlichen Kameradschaft unter Soldaten, ob sie nun Cristoferos waren oder nicht. Und es gab keinen halbwegs höflichen Weg, die Anwort auf eine Frage zu verweigern, die im Namen des Cristofero-Heiligen gestellt wurde.
»Aye. Sie hatte eine zweite Frau bei sich, so klein, dass ich erst dachte, sie reise mit ihrer Tochter wie eine Frau, die weiß, was sich schickt. Das Dingelchen war so vermummt, dass ich von ihr fast nur die großen blauen Augen sah.«
Lexie. Also waren sie noch beisammen, und Lexie war vor zwei Tagen noch gesund gewesen. Magda hörte, dass Cholayna vor Erleichterung leise seufzte. Vielleicht konnten sie die beiden irgendwo auf dem Pass sogar einholen.
»Sie fragte mich - die große, Eure Schwester -, ob es ein schlechtes Jahr für Banshees sei. Ich musste ihr antworten, ja, ein sehr schlechtes. Erst vor zehn Tagen beim letzten Sturm hörten wir eins direkt vor dem Tor schreien. Seid vorsichtig, Schwester. Versucht, die hohen Stellen hinter euch zu bringen, bevor die Sonne wieder untergeht«, warnte er sie. »Mögen die
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