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Die Schwarze Schwesternschaft

Titel: Die Schwarze Schwesternschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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führen.« Sie band sich die Kapuze fester ums Gesicht.
       Magda hatte den Eindruck, der Wind werde heftiger und bringe den Geruch nach schwerem Schneefall mit. Sie verbannte diese Gedanken. Die unmittelbare Gegenwart war schlimm genug. Doch als sie sich der Stelle näherten, wo sie die drei anderen zurückgelassen hatten, wurde sie von quälender Angst überfallen. Angenommen, das Lager war leer, Jaelle und Cholayna und Camilla waren verschwunden, umgebracht von den Zauberinnen, die schon Lexie und Rafaella hier in den Bergen ins Unglück geführt hatten?
       Auf dem letzten Abhang angekommen, erkannte Magda einen orangefarbenen Fleck vor Felsen und Schnee - Camillas alter Reitumhang - und den Schein des Feuers. Sie stolperten ins Lager, und Magda ließ sich auf einen ausgebreiteten Schlafsack fallen. Camilla drückte ihr einen Becher mit Tee in die Hand. Nichts hatte ihrer brennenden Kehle jemals so gut getan.
       Ein bisschen aufgewärmt (aber nicht genug) und erfrischt von dem heißen Getränk, erkundigte sie sich: »Wie geht es Cholayna?«
       Jaelle neigte den Kopf in die Richtung, wo Cholayna zwischen aufgestapelten Taschen und Decken schlief. Noch dort, wo sie saßen, konnte Magda ihren rasselnden Atem hören. Vanessa ging zu ihr und beugte sich nieder, um dem Geräusch aus der Nähe zu lauschen.
       Camilla fragte: »Nun?«
       »Gar nicht gut.« Vanessa presste die Lippen zusammen. »Sie hat Flüssigkeit in den Bronchien. Ich weiß nicht genug, um feststellen zu können, ob auch ihre Lungen befallen sind. Aber wir müssen bald ein Obdach für sie finden. Lasst uns beten, dass das, was wir gesehen haben, tatsächlich ein Obdach ist.«
       Und ich wollte nicht, dass Vanessa mitkam. Was würden wir ohne sie anfangen?
       Sie berichteten, was sie entdeckt hatten, sattelten die Ponys, beluden die Chervines und banden sie zusammen. Cholayna wachte aus ihrem leichten Schlaf auf und behauptete, genau wie alle anderen zu Fuß gehen zu können. Sie hörten nicht darauf und setzten sie auf ihr Pferd. Magda ergriff die Zügel, und sie begannen mit dem Aufstieg. Für den ersten Teil der Strecke brauchten sie sich wenigstens noch nicht anzuseilen.
       Aber ein paar hundert Fuß oberhalb der Stelle, wo sie nach der Lawine gelagert hatten, waren Steine und Eis auf dem Boden so lose, dass Vanessa darauf bestand, sie müssten sich alle anseilen.
       »Es tut mir Leid, Cholayna, du musst absteigen. Ich traue keinem Pferd zu, dass es hier sicher geht. Wenn du es fertig bringst, ein Chervine zu reiten… «
       »Ich kann ganz gut laufen.« Doch Cholayna konnte sich nur weiterschleppen, indem sie sich an den Sattelgurt des Chervine anklammerte. Es war ein älteres Weibchen, das zahmste von allen Tieren, und obwohl es unbehaglich schnaubte, protestierte es nicht. Die anderen Chervines folgten ihrer Anführerin, und auch den Pferden hatte man es überlassen, sich den Weg durch Eis und Geröll selbst zu bahnen. Magda war klar, dass nur ein Wunder alle Tiere unbeschädigt hinüberbefördern würde. Einmal rutschte Camilla aus, und allein das straff gespannte Seil bewahrte sie vor dem Absturz. Sie stellte sich wieder auf die Füße und fluchte dabei atemlos in einer Sprache, die Magda kaum verstand.
       »Verletzt, Camilla?«
       »Nur durchgeschüttelt.« Sie schonte einen Fuß, aber dagegen ließ sich hier nichts unternehmen. Mühsam kamen sie unter den niedrigen, schneeschwangeren Wolken voran. Magda, die den gleichen Weg heute schon einmal gemacht hatte, fürchtete, die Knie würden ihr einknicken. Sie hörte das laute Pfeifen ihres Atems. In ihrem Kopf hämmerte es, ihre Ohren schmerzten, doch in ihrem Gesicht hatte sie überhaupt kein Gefühl mehr. Als provisorische Maske zog sie sich den Schal über die Nase. Bald war das Kondenswasser ihres Atems gefroren, so dass sich ihr Gesicht mit einer Eisschicht bedeckte.
       Ihre Welt hatte sich darauf verengt, einen Schritt und noch einen Schritt zu tun. Und doch war sie sich ihrer Gefährtinnen außerhalb des vom Geräusch ihres Atems beschriebenen kleinen Kreises irgendwie bewusst. Sie fühlte den Schmerz in Jaelles verletztem Bein, das Stechen in Camillas Fuß, jedes Mal, wenn sie ihn niedersetzte, wusste sie, dass Vanessa ihr Knöchel, den sie sich zu Anfang der Reise verstaucht hatte, in dieser Kälte wieder zu schaffen machte, empfand den dumpfen Druck auf Cholaynas Brust. Magda versuchte, all das auszuschließen, denn sie konnte ihnen nicht anders

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