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Die Schwarze Schwesternschaft

Titel: Die Schwarze Schwesternschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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andere Frau nicht ansah. Ihre Augen waren auf die Matrix gerichtet, und sie sah nur die sich bewegenden Lichter im Innern des Steins. Sie spürte die Kraftfelder von Jaelles Körper in ihrer Nähe, die pulsierenden Stellen, wo die Lebensströme flossen. Dann passte sie die Vibrationen ihres Steins mit äußerster Behutsamkeit denen Jaelles an. Sie nahm sie als undefinierbare Energie, die sich im Zimmer bewegte, wahr. War es Hitze, Licht? Nein, nichts so Greifbares. Ihr Herzschlag änderte sich ein wenig, stimmte sich ein auf Ebbe und Flut der angeglichenen Matrizes. Magda wusste, dass sogar das Blut in ihren Adern im gleichen Rhythmus mit dem Jaelles floss.
       Als gleite eine Hand über sie hin, spürte sie, dass Jaelle sie überwachte, sich überzeugte, dass in ihrem Körper alles in Ordnung war. Nichts entging ihr; sie bemerkte sogar den Kratzer an ihrem Knöchel, den sie sich vorgestern beim Ausrutschen über einen Kieselstein zugezogen hatte, die leichte Verstopfung ihrer Kopfhöhlen - sie musste heute im HQ an etwas geraten sein, gegen das sie allergisch war. Jaelle brachte Energien in Bewegung und beseitigte die Indisposition.
       Sie sprachen nicht, aber als Jaelle ihre Arbeit getan hatte, vernahm Magda ihre Gedanken:
       Fertig?
       Ich gehe hinaus.
       Magda löste ihr Bewusstsein von ihrem Körper, blickte hinunter und sah sich wie leblos auf ihrem gemeinsamen Bett liegen. Jaelle, in eine Decke gehüllt, saß neben ihr. Magda kam der völlig unwesentliche Gedanke: Mein Morgenrock wird wirklich zu alt und zu schäbig. Ich werde mir demnächst einen neuen zulegen müssen. Zu schade, dass ich das Nähen so verabscheue. Sie hätte im Lager des HQ einen anfordern können, doch sie hatte so lange im Gildenhaus gelebt, dass ihr dieser Schritt nicht mehr selbstverständlich war.
       Dann hatte sie das Zimmer verlassen und fand sich allein auf der grauen, konturlosen Ebene der Überwelt wieder. Kurz darauf stand Jaelle neben ihr. Wie immer in der Überwelt, wirkte Jaelle kleiner, dünner, zarter, und Magda fragte sich wie schon so oft, ob das, was sie sah, eine Projektion des Bildes darstellte, das Jaelle von sich selbst hatte, oder ob die Ursache ihr Gefühl war, sie müsse Jaelle beschützen, als sei sie selbst älter und stärker.
       Um sie gab es in jeder Richtung nichts als Gräue, ohne Form und Farbe. In der Ferne trieben Gestalten dahin. Einige, so wusste Magda, waren wie sie Pilger auf den nicht physischen Existenzebenen. Andere hatten sich im Traum oder während einer Meditation nur zufällig hierhin verirrt. Noch konnte sie keinen deutlich erkennen, denn sie hatte ihren eigenen Pfad noch nicht durch Wille und Vorsatz markiert.
       Dann war es, als verzögen sich Nebelmassen, und Magda bemerkte undeutliche Landmarken in der Gräue. Zuerst und ganz vorn erhob sich ein leuchtendes Gebilde hoch über die Ebene, hier von der Gedankenform erzeugt, die man den Verbotenen Turm nannte - eine Zuflucht vor dem Nichts der astralen Welt. Ihre Heimat, die Heimat, die sie für ihren Geist gefunden hatte. Sie teilte sie mit Menschen, die ihr mehr bedeuteten als selbst die Schwesternschaft des Gildenhauses. Magda hielt immer noch jede Bedingung des Eides der Entsagenden peinlich genau ein; sie war nicht nur dem Buchstaben, sondern auch dem Geist nach eine Freie Amazone. Aber das Gildenhaus konnte die Fülle ihres Seins nicht länger fassen.
       Mit der Geschwindigkeit des Gedankens - denn was sie sich in der Überwelt vorstellte, wurde buchstäblich Wahrheit - stand sie neben dem Turm. Gleichzeitig befand sie sich in Räumen, die in jeder Einzelheit die Suite im Oberstock des Großen Hauses von Armida zu sein schienen. Sie hatte so spät im Leben mit dieser Art Arbeit begonnen, dass sie sich nie ganz daran zu gewöhnen vermochte, wie sich Zeit und Raum auf dieser Ebene verhielten.
       Alle vier Räume waren leer - auf eine Weise, die sie nicht verstand, sah sie alle auf einmal - , aber von irgendwo kam das blaue Glühen einer Matrix. Dort hielt ein Mitglied des Turmkreises Wache. Und plötzlich, ohne einen Augenblick des Übergangs, war Callista Lanart-Carr bei ihr.
       Verstandesmäßig war Magda bewusst, dass Callista auf der physischen Existenzebene nicht so schön war wie in der Überwelt. Wenigstens in diesem Fall sah sie Callista durch die Augen des Geistes und die Augen ihrer Liebe und Verehrung für diese Frau, die im Mittelpunkt des Herzens und der Seele des Verbotenen Turms stand. In der

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