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Die Schwarze Schwesternschaft

Titel: Die Schwarze Schwesternschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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zwischen tiefen Schluchten dahin, die mit Koniferen und Wolken gefüllt waren. Jaelle hatte die Führung und schlug das schnellste Tempo an, das das Pferd aushallen konnte. Dieses Land war die Heimat der Chervines, und sie rannten mit reinem Vergnügen den heftigsten Winden entgegen.
       Allmählich wurden die Berge höher, und die Pässe verliefen zwischen nacktem Fels. Jaelle achtete darauf, oberhalb der Baumgrenze nicht von der Nacht überrascht zu werden. Wenn sie sich der Wärme wegen in ihren Doppelschlafsäcken zusammendrängten, erschauerte Magda bei den von oben kommenden wilden, schrillen Banshee-Schreien, die jede Beute in Reichweite lahmten.
       »Zum Teufel, was ist das?«, erkundigte Vanessa sich ängstlich.
       »Das sind Banshees. Du hast von ihnen sicher gelesen. Unter die Baumgrenze gehen sie nur in einem extrem kalten Winter, wenn sie Hunger leiden. Wir haben aber immer noch Sommer.«
       »Ein schöner Sommer«, brummte Cholayna. »Ich bin nicht mehr warm geworden, seit wir den Kadarin überquert haben.«
       »Dann iss mehr«, riet Magda ihr. »Kalorien sind Wärme ebenso wie Nahrung.« Cholayna ertrug das Tempo, die Kälte und die Höhe besser, als Magda zu hoffen gewagt hatte. Sie muss eine unglaublich gute Agentin gewesen sein. Doch als der Weg steiler wurde und mehr einem Chervine-Kletterpfad glich, als sie gezwungen waren, abzusteigen und die steileren Hänge zu Fuß zu überwinden - hinter Nevarsin würden sie vielleicht ganz auf Pferde verzichten und Chervines reiten müssen - , da fiel das Gesicht der Terranerin von Tag zu Tag mehr ein, und die Augen versanken in immer tieferen Höhlen. Camilla war an harte Ritte gewöhnt, und Vanessa benahm sich manchmal, als sei die ganze Reise als Urlaubsklettertour für sie veranstaltet worden. Diese Haltung ging Magda zuweilen auf die Nerven, aber da Vanessas Geschick im Bergsteigen ihnen über einige der schlimmsten Strecken hinweggeholfen hatte, sagte sie sich, Vanessa stehe das Recht zu, Spaß an der Sache zu haben.
       Vor ihnen lag der Scaravel-Pass, mehr als siebentausend Meter hoch. Am fünften Tag nach der Überquerung des Kadarin schlugen sie ihr Lager auf dem unteren Hang der Straße zum Scaravel auf, nachdem sie den ganzen Tag in einem Schneetreiben geritten waren, das die Sicht auf wenige Pferdelängen beschränkte. Camilla und Vanessa hatten darüber gemurrt. Magda dagegen war dies Wetter nur recht, da konnte sie ihre Augen auf den Weg richten und wurde nicht hinter jeder Kurve mit bodenlosen Abgründen und Schwindel erregenden Felswänden konfrontiert. Der Schnee machte den Boden schlüpfrig. Gefahr bestand eigentlich nicht, und Magda kam es vage zu Bewusstsein, wie abgestumpft sie gegen Wege geworden war, die sie noch vor zehn Tagen hätten Blut schwitzen lassen.
       »Es ist immer noch hell«, meinte Vanessa. »Bis oben sind es nur noch drei oder vier Kilometer. Wir kämen noch hinüber.«
       »Wenn wir Glück hätten. Und ich verlasse mich nicht mehr auf mein Glück«, gab Jaelle empfindlich zurück. »Hier leben oberhalb der Baumgrenze Banshees, wie ich mich zu erinnern guten Grund habe. Möchtest du, dass ich dich einem im Dunkeln vorstelle? Bei Tageslicht ist es einfacher. Und wir alle brauchen Ruhe und eine warme Mahlzeit.«
       Vanessa funkelte sie an, und Magda war überzeugt, sie werde weitere Einwände vorbringen. Aber dann drehte sie sich um und sattelte ihr Pferd ab.
       »Du bist der Boss.«
       »Ich möchte, dass alle Lasten ausgepackt und neu verteilt werden, bevor wir morgen weiterreiten«, befahl Jaelle. »Wir haben einen beträchtlichen Teil der Vorräte verbraucht, und je weniger an Gewicht die Tiere zu tragen haben, desto leichter kommen wir über den Scaravel - und durch die Berge dahinter. Jenseits von Nevarsin gibt es Pässe, neben denen der Scaravel wie ein Loch im Boden aussieht.«
       Magda half mit bei den Packlasten, während Camilla ein Feuer in dem Feldkocher entfachte und Cholayna Rationen auspackte. Inzwischen war das alles bei ihnen zur Routine geworden. Bald stahl sich ein Duft nach Essen durch das Lager.
       »Der Schneefall wird stärker.« Camilla betrachtete den dunklen Himmel. »Wir werden die Zelte brauchen. Komm und hilf mir, sie aufzustellen, Breda.«
       Sie hatten es sich zur Regel gemacht, dass sie jedes Mal, wenn sie in den Zelten schliefen, die Gefährtinnen wechselten. Magda hätte es vorgezogen, das Zelt ständig entweder mit Camilla oder mit Jaelle zu

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