Die schwarzen Juwelen 04 - Zwielicht
dass er keinerlei Reue mehr empfand.
»Es geht um Schatten der Dämmerung«, sagte Daemon vorsichtig.
»Ein Juwel für das Herz von Kaeleer«, erwiderte Saetan ebenso vorsichtig.
»Sie ist jetzt das, was sie sein möchte.«
»Und sie hat nichts verloren, dessen Verlust sie bereuen würde?«
Daemon nickte. Ein behutsamer Tanz der Worte, damit keiner von ihnen ihrer Königin gegenüber einen Vertrauensbruch beging. »Sie hat davon geträumt, ein außergewöhnliches, gewöhnliches Leben zu führen. Als sie noch ihre mitternachtsschwarzen Juwelen trug, konnte sie nur die eine Hälfte davon haben. Mit Schatten der Dämmerung wird sie beides genießen.«
»Bist du dir da auch ganz sicher, Prinz?«
»Ja, Höllenfürst. Da bin ich mir ganz sicher.«
Sie lächelten einander an.
»Da ist noch eine Sache«, sagte Saetan und rief ein gefaltetes Stück Pergament herbei, das er Daemon überreichte. »Es ist nicht das, was dir ursprünglich vorschwebte, aber ich denke, es wird genügen.«
Daemon faltete das Pergament auseinander und betrachtete die Worte in der Alten Sprache.
Etwas strich leicht an seinen inneren Barrieren entlang. Er öffnete die erste Barriere, und die tiefe Stimme seines Vaters
hallte in seinem Geist wider, während Saetan uralte Worte sprach, die weich und kraftvoll zugleich klangen.
Auf einmal war Daemon wieder ein Kind, das dieser Stimme lauschte, die ihm auf genau dieselbe Weise Ausdrücke in der Alten Sprache beigebracht hatte. Er hatte geglaubt, die Sprache von den Gelehrten erlernt zu haben, doch sie hatten lediglich Erinnerungen an das wachgerufen, was der Mann, der vor ihm stand, ihn einst gelehrt hatte.
Er sagte die Worte wieder und wieder, bis er nicht mehr sicher war, ob er die Stimme seines Vaters hörte oder seine eigene.
Erneut konnte er etwas in seinem Geist spüren: Saetan zog sich zurück.
Daemon faltete das Pergament und steckte es in die Tasche seines Jacketts. »Was bedeutet es?«
»Du bist mein Atem, mein Leben, mein Herz.« Saetan lächelte. »Sagt das genug aus?«
Tränen brannten in den Augen. »Das sagt alles.«
Saetan küsste ihn auf die Stirn. »Deine Lady wartet auf dich.«
Sie öffneten die Glastür und überquerten Seite an Seite die Terrasse. Dann ließ sich Saetan zurückfallen, und Daemon ging allein den restlichen Weg über den Rasen zu der Stelle, an der sein schönster Traum auf ihn wartete, um die nächste Jahreszeit ihres gemeinsamen Lebens zu beginnen.
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Anne Bishop:
Finsternis
Die schwarzen Juwelen 5
Danksagung
Mein Dank geht an Blair Boone, immer noch mein erster Leser, an Debra Dixon, die meine Texte als Zweite liest, an Laura Anne Gilman, die mir grünes Licht für diese Erzählungen gab, und an Anne Sowards, die das Buch bis zu seinem Abschluss begleitete, an Kandra, weil sie nicht müde wird, die Website zu betreuen, und an Pat und Bill Feidner für die Abendessen und das Lachen und all die anderen Dinge, die sie zu etwas ganz Besonderem machen.
Deutsche Erstausgabe 10/2006
Redaktion: Natalja Schmidt
Copyright © 2005 by Anne Bishop Copyright © 2006 der deutschsprachigen Ausgabe by Wilhelm Heyne Verlag, München,
in der Verlagsgruppe Random House GmbH
Umschlagillustration: Dirk Schulz
eISBN : 978-3-641-02855-8
http://www.heyne.de
www.randomhouse.de
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