Die schwarzen Juwelen 05 - Finsternis
tiefer. Sie trank einen weiteren Schluck Whiskey. »Garth weiß Bescheid.«
»Und du?«, wollte Lia leise wissen.
Thera fing wieder zu zittern an. Ihre Hand verkrampfte sich um Lias.
»Erzähl uns, so viel du kannst«, drängte Lia. »Um den Rest kümmern wir uns schon.«
Thera holte tief Luft. »Garth weiß Bescheid.« Sie drückte sich näher an Blaed und starrte Jared an, als sei jede Form von zwischenmenschlichem Kontakt ein Strang, der ihr dabei half, in der Realität verankert zu bleiben.
Jared ließ sich von der Bank gleiten und kniete neben ihr nieder, ohne sie auch nur eine Sekunde lang aus den Augen zu lassen.
»Es ist nicht wie das Verworrene Netz, in dem du dich beinahe verfangen hättest«, erklärte Thera ihm. »Es ist weniger und mehr und schlimmer.«
Jared nickte.
»Es ist, als habe jemand innerhalb von Garths inneren Barrieren ein mentales Unkraut gepflanzt, das Ausläufer hervorgebracht hat, die sich mit ungeheurer Geschwindigkeit ausbreiten. Manche Ausläufer sind bis unter sein inneres Netz gewachsen und haben sich dann außerhalb seiner Barrieren wieder nach oben gebogen. Auf diese Weise hat sich eine Art undurchdringliches Geflecht gebildet, in dem er gefangen ist. Andere Ausläufer haben sich innerhalb seiner Barrieren ausgebreitet, sodass er gleich doppelt gefangen ist.«
»Was hast du getan?«, fragte Lia, die Thera aufmerksam beobachtete.
Thera fuhr sich mit der Zunge über die Lippen. »Ich … Mutter der Nacht, Lia, der Geist, der das erschaffen hat, ist so widerwärtig, so obszön!« Eine Minute verstrich, bevor sie fortfahren konnte. »In seinem Innern schwelt gewaltiger Zorn. Er muss versucht haben, die Ausläufer der Wurzeln wegzureißen, denn wie mir aufgefallen ist, konnte er seine erste innere Barriere ein Stückchen öffnen. Also habe ich das Gewirr um seine inneren Barrieren herum abgeschnitten und bin dann …«
»Du hast dich durch diese kleine Öffnung gequetscht, ohne zu wissen, wie schnell dieses Unkraut alles wieder zuwuchern würde, weil du einen Pfad zu dem Ort freiräumen wolltest, an den Garth sich in seinem Innern zurückgezogen hat«, sagte Lia, deren Stimme vor Wut ganz tonlos klang.
»Du hättest dasselbe getan«, verteidigte sich Thera.
Das hätte sie tatsächlich, dachte Jared, der sich ein wütendes Knurren nicht verkneifen konnte.
»Ich glaube nicht, dass die Ausläufer, die ich weggeschnitten habe, wieder nachwachsen werden. Meiner Meinung nach hat man seiner Signatur aus diesem Grund etwas so Abstoßendes hinzugefügt – damit sich ihm niemand auf diese Weise nähern würde. Es hat sich angefühlt, als … als …«
»Als wärst du kopfüber in einen gewaltigen Spucknapf gefallen«, sagte Jared.
Blaed erschauderte. Thera und Lia liefen leicht grünlich an.
»Wenn ich mich in deinen Schoß übergebe, bist du selbst schuld dran«, sagte Thera. Sie trank rasch einen Schluck Whiskey.
Lia presste sich eine Hand auf den Bauch und musste schlucken. »Sprich nicht vom Übergeben.« Sie ließ Theras Hand los und setzte sich zurück. »Ist er gebrochen?«
Nachdenklich verengte Thera die Augen zu Schlitzen.
»Ich bin mir nicht sicher. Mich hat der Eindruck beschlichen, dass das hier in aller Eile bewerkstelligt worden ist.«
Lia nickte. »Weil es nur eine vorübergehende Maßnahme sein sollte. Vielleicht ist er so weit gebrochen worden, dass er nur noch im Besitz seines Geburtsjuwels ist.«
»Aber wozu das alles?«, fragte Blaed.
Jared setzte sich wieder auf die Bank. »Um die einzige Königin umzubringen, die in der Lage ist, Dorothea SaDiablo Widerstand zu leisten.«
»Aber Lia ist nicht die Graue …« Blaed hielt inne.
Es war ihm förmlich anzusehen, wie er ein paar der Puzzleteile zusammenfügte und zu dem Schluss kam, dass es sich bei Lia um mehr als nur eine junge Königin handelte, die am Hof der Grauen Lady diente.
Der junge Kriegerprinz fluchte leise, aber voller Inbrunst.
Lia wand sich unbehaglich auf der Bank.
»Garth ist also der Einzige, der weiß, wer der Feind ist«, stieß Blaed gepresst hervor, »aber es gibt keine Möglichkeit, es herauszufinden.«
»Zumindest nicht in den nächsten paar Tagen«, sagte Thera. »Bis dahin werden sämtliche Ausläufer, die ich zerschnitten habe, so weit verwelkt sein, dass er hindurchbrechen kann.«
Lia schloss die Augen. »Noch ein paar Tage«, sagte sie matt.
Jared legte ihr einen Arm um die Schultern, um sie zu stützen. »Wir besitzen nun ein paar Vorteile. Zum einen sind da drei
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