Die schwarzen Juwelen 05 - Finsternis
Familienhure betrachtete, eine angenehme Gefälligkeit, wenn ein gesellschaftlich hochgestellter Mann sich zu einem Besuch bei ihnen herabließ. Es war nicht seine Schuld, dass sein verfluchter Erzeuger seinen Mund nicht halten konnte, nicht akzeptieren konnte, dass sich ganz Terreille allmählich veränderte, nicht bloß die lausige kleine Provinz, in der er lebte.
Es war nicht seine Schuld.
Er stach zu. Und stach zu. Und stach zu.
»Lord Krelis.«
Und jetzt musste er sich auch noch um diesen adeligen Bastard Maryk kümmern, der ihm gewiss jeden Atemzug verübelte, weil er nun Maryk Befehle erteilte, obwohl es vor einem halben Jahr noch andersherum gewesen war.
»Lord Krelis.«
Schwer atmend trat Krelis von der Strohpuppe weg und starrte seinen Stellvertreter an.
Tief in Maryks Augen funkelte etwas, als er die Gestalt betrachtete, die an die Pfosten gebunden war.
»Er war ein schwieriger Sklave«, sagte Maryk vorsichtig, wobei er die Stimme am Ende des Satzes hob, sodass es beinahe nach einer Frage klang.
Verwirrt sah Krelis zu der Strohpuppe.
Ihm fiel das Blut auf. Der Geruch nach Exkrementen. Doch er konnte sich beim besten Willen nicht entsinnen, wann genau er die Übungspuppe aus Stroh durch einen lebendigen Mann ersetzt hatte.
»Ich kümmere mich darum«, sagte Maryk leise. »Geh dich waschen.«
Krelis ließ das Messer fallen und trat einen Schritt zurück. Er stolperte ein wenig, da seine Wut mittlerweile verflogen war. Er taumelte zurück, und ihm war übel, denn das Etwas, das in Maryks Augen gefunkelt hatte, war Mitleid gewesen.
Kapitel 17
Und?«, fragte Jared, als Blaed ihn bei der Gabelung traf, an der ein steiniger Weg von der Hauptstraße abzweigte.
Blaed tätschelte der schwitzenden Stute den Hals und ließ die Zügel locker, damit das Pferd sich strecken konnte.
»Ich habe keinerlei Anzeichen entdecken können, dass Reiter den Weg benutzt haben«, sagte Blaed vorsichtig, »aber der Boden ist steinig.« Dann holte er tief Luft und ließ ein Schnauben vernehmen. »Beim Feuer der Hölle, Jared, ich bin kein ausgebildeter Wächter. Ich kann mit einem Messer umgehen und weiß, wie man mithilfe der Kunst kämpft, aber ich hätte auf etwas Offensichtliches stoßen können, ohne es zu erkennen. Der Weg scheint geradewegs nach Norden zu verlaufen. Er ist breit genug für den Wagen, wobei es allerdings eine Strecke gibt, die aussieht, als sei sie direkt aus dem Fels gehauen. Dort gibt es keinerlei Platz zum Manövrieren.«
»Wenn wir diese Stelle also erst einmal erreicht haben, können wir nicht mehr umkehren.«
Blaed nickte.
Jared rieb mit dem Daumen über den Sattelknauf. »Sonst noch etwas?«
»Zwischen den Felsblöcken gibt es ein riesiges Nest Vipernratten. Gesehen habe ich sie zwar nicht, aber gehört.«
Jared lächelte grimmig. »Wenn wir die Kinder in den Wagen sperren, gelingt es uns vielleicht zu verhindern, dass eines von ihnen gebissen wird.«
Blaed wartete ab. »Und?«
Jared blickte die Straße entlang, die er im Laufe der letzten Stunde erkundet und mental abgetastet hatte. »Ich habe
Spuren einer großen Gruppe Reiter entdeckt, die erst kürzlich hier entlanggekommen sein muss. Vor einem Tag. Vielleicht vor zweien. Aber ich konnte die Reiter nicht finden.«
Blaed massierte sich den Nacken. »Mithilfe von Rot lässt sich ein großes Gebiet erforschen.«
»Und eine Schwarze Witwe kann ein Netz spinnen, um das zu verhindern.«
Unbehagliches Schweigen machte sich breit.
Spät am vergangenen Abend hatten sie sich zu viert in dem Wagen versammelt. Im Verlauf des Gesprächs waren etliche Dinge ans Tageslicht gekommen.
Lia hatte Thera und Blaed die Gründe genannt, warum die »Graue Lady« ein letztes Mal nach Raej aufgebrochen war. Sie hatte ihnen von der Falschheit erzählt, die sie gespürt hatte, sowie von der Warnung, die sie dazu bewogen hatte, querfeldein die Flucht zu ergreifen.
Doch sie hatte ihnen nicht eröffnet, warum sie nicht in der Lage gewesen war, die Überfahrt in einer zweiten Kutsche zu bezahlen.
Dann hatte Thera ihnen dreien von den Verworrenen Netzen berichtet, die sie für den Wagen erschaffen hatte.
Jared war sich noch immer nicht sicher, ob er sich wohler gefühlt hätte, wenn er schon vorher von Theras Vorsichtsmaßnahme gewusst hätte. Doch dieses Maß an Können bei einer Hexe, die nicht fertig ausgebildet war, hatte ihm deutlich ins Gedächtnis gerufen, weswegen Schwarze Witwen aufgrund ihrer Fähigkeit, den Geist eines anderen Menschen
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