Die schwarzen Juwelen 05 - Finsternis
atmete langsam tief durch. »Wenn du jedem hier dieses Angebot unterbreitest, werden manche, wie Tomas und Cathryn, bei dir bleiben, weil sie nirgendwo sonst lieber wären. Ein paar werden bleiben, um die Zukunft von Dena Nehele zu beschützen, und einer wird bleiben, um sie zu zerstören.«
Thera trank einen letzten Schluck Whiskey und reichte Blaed die Flasche zurück. »Ich habe mich entschlossen, mich in Dena Nehele niederzulassen und auf dein Angebot zurückzukommen, dass deine Mutter meine Ausbildung zu Ende führen könnte, falls sie mich tatsächlich aufnimmt. Von daher habe ich großes Interesse an der Zukunft des Landes und der Königin, die eines Tages dort herrschen wird. Außerdem werde ich meine Kinder ganz gewiss nicht in einem Territorium aufziehen, das in Haylls Schatten steht.«
Blaed erbleichte. Dann trank er hastig selbst einen Schluck von dem Whiskey. »W-wessen Kinder denn?«
»Deine wahrscheinlich«, fuhr Thera ihn an. »Es sei denn, du gehst mir allzu sehr auf die Nerven.«
Blaed trank einen weiteren Schluck Whiskey. Er schenkte allen ein nicht allzu intelligentes, dafür aber breites Grinsen, als er seine Finger mit Theras verschränkte. »Wir sind also wirklich keine Sklaven?«
Lia schlang sich die Arme um den Leib, biss sich auf die Unterlippe und schüttelte den Kopf.
Blaeds Grinsen wurde noch breiter, als er Jared ansah. »Gibt es in deinem Dorf eine Priesterin?«
»Was?«, rief Thera aus.
Jared hüstelte höflich. »Früher schon. Ich bin mir sicher, sie würde gerne eine durch Händedruck besiegelte Trauung vornehmen.«
»Moment mal!«, knurrte Thera, die sich vergeblich bemühte, ihre Hand wieder freizubekommen. »Ich habe mich nicht bereit erklärt …«
»Entschuldigt mich«, stieß Lia mit gequälter Stimme hervor. »Ich muss dringend ein Gebüsch finden.« Sie warf die Tür auf und stürzte aus dem Wagen.
»Ich sollte besser …«, setzte Jared an.
»Bleib gefälligst hier«, sagte Thera.
Tomas hatte recht. Wenn sie wütend wurde, hatte sie tatsächlich einen Blick, der einem Mann die Hoden versengen konnte.
»Tut mir leid«, murmelte Jared und stürzte ebenfalls aus der Tür.
Theras Geschrei wurde gedämpft, als die Wagentür hinter ihm ins Schloss fiel.
Jared achtete nicht auf den Neid, der kurzzeitig in ihm hochstieg, und verschloss die Whiskeyflasche mit einem Korken, bevor er sie wieder verschwinden ließ.
Da fiel ihm auf, dass ihm eine gewisse Hexe abhanden gekommen war.
Als er die Umgebung rasch mental erkundete, wurde er von dem aufwallenden Ärger belohnt, der ihm entgegenkam.
Eine Minute später kam Lia hinter dem Gebüsch hervor, offensichtlich nicht sehr über seinen Anblick erfreut.
Er ging neben ihr her und wartete ab.
»Wir reisen nach Ranonwald«, sagte Lia leise.
»Gut«, erwiderte Jared höflich.
Er hatte gewusst, dass sie sich so entscheiden würde – nicht wegen der Hilfe, die sie dort vorfinden würden, sondern weil es sein Zuhause war. Wenn ihr klar gewesen wäre, dass das Dorf so nahe war, hätte sie wahrscheinlich schon viel früher darauf zugehalten.
Ihre Schützlinge nach Hause bringen. Einen mehr in Sicherheit zu schaffen, bevor das Glück sie verließ. Darauf würde sie sich konzentrieren, bis sie Ranonwald erreicht hatten.
Ihren Irrtum würde sie erst viel zu spät bemerken.
Jared lächelte voller Vorfreude. Es würde höchst vergnüglich sein, Lia zuzusehen, wie sie versuchte, dem Ehrenkodex seines Vaters zu entgehen.
Kapitel 16
Das Morgengrauen war diesig. Es gab kaum genug Licht, um etwas sehen zu können.
Egal.
Krelis grub sein Messer in die Strohpuppe, die zwischen den beiden Pfosten hing. Er zielte nicht zwischen die Rippen und mitten ins Herz, um schnell zu töten, sondern in den Bauch, in die Eingeweide. Wieder und wieder.
Die Strohpuppe schwang bei jedem Stich hin und her. Hin und her.
Wieder und wieder und wieder.
Sein Plan war einwandfrei gewesen. Einwandfrei.
Abgesehen davon, dass dieses kleine königliche Luder ihn von Anfang an ausgetrickst hatte.
Abgesehen davon, dass die Hohepriesterin langsam ungeduldig wurde.
Das war nicht gut. Es war gefährlich .
Aber es war nicht seine Schuld, dass das Miststück mit dem grauen Juwel ihn hinters Licht geführt hatte. Es war nicht seine Schuld, dass der zusätzliche Plan, den Dorothea zusammen mit einer anderen Schwarzen Witwe eingefädelt hatte, einen guten Hinterhalt ruiniert hatte. Es war nicht seine Schuld, dass seine Verwandtschaft seine Mutter als
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