Die schwarzen Juwelen 05 - Finsternis
Knöpfe gewesen. Mit anderen Worten sind drei Versuche verpatzt worden, jemandem ein Zeichen zu geben oder unsere Reiseroute zu übermitteln. Zweitens rechnen unsere Verfolger gewiss nicht damit, dass Sklaven ihre Juwelen tragen.«
»Außer der Bastard hat irgendwie darüber Bericht erstattet, dass du Rot trägst«, stellte Blaed fest. »Aber du hast recht damit, dass sie auf mehr Gegenwehr stoßen werden, als sie erwarten.«
»Und drittens«, fuhr Jared fort, »befinden wir uns weniger
als drei Tagesmärsche von meinem Heimatdorf entfernt. Wenn wir uns beeilen, könnten wir es sogar in zwei Tagen schaffen.«
»Nein«, sagte Lia und versuchte, sich seinem Griff zu entziehen. »Wir haben gewusst, dass es riskant sein würde, Leute aus Raej fortzuschaffen. Es war ein Risiko, das sie eingehen mussten, um auf diese Weise ihre Freiheit zu erlangen. Aber ich werde nicht riskieren, dass ein Dorf voller unschuldiger Leute Gefahr läuft, Dorotheas Zorn auf sich zu ziehen.«
Jared sah Blaed und Thera fest an. »Mein Vater ist der Krieger von Ranonwald.« Wenn der Krieg in Shalador ein kleines Dorf wie Ranonwald erreicht hatte … Nein. Darüber würde er gar nicht erst nachdenken. Er konnte es nicht. »Dort bekommen wir Unterschlupf und Hilfe. Und wir können mit einer Kutsche auf den Winden zum Gebirgspass reisen.« Er drückte Lias Schulter. »Die Krieger der Grauen Lady werden doch bestimmt am Pass auf dich warten, nicht wahr?«
Widerwillig nickte Lia.
»Was ist mit den ganzen Geächteten?«, erkundigte sich Blaed.
Lia rieb sich die Hände an der Hose ab. »Meine Großmutter hat eine Vereinbarung mit sämtlichen Geächteten im Tamanaragebirge.«
»Deine Großmutter?«, fragten Blaed und Thera einstimmig.
»Die Graue Lady ist die Mutter von Lias Mutter«, bestätigte Jared und behielt die beiden im Auge. »Lia ist ihre Nachfolgerin.«
Thera fing an zu zischen: »Du Närrin! Du Dummkopf!« Dann verstummte sie jedoch, weil Blaeds verbale Reaktion viel kraftvoller und kreativer ausfiel als ihre eigene. Sie nickte zustimmend. »Ganz genau.«
Blaeds haselnussbraune Augen funkelten zornig. »Bist du dir sicher, dass wir eine Kutsche bekommen, die uns sicher zum Pass bringt?«, wollte er von Jared wissen.
Jared nickte. »Sollte uns mein Vater, aus welchem Grund
auch immer, die Bitte abschlagen, werde ich das verdammte Ding stehlen. Wir kommen nach Dena Nehele.«
»Zählt meine Meinung hierbei denn gar nichts?«, murmelte Lia.
»Nein«, sagten Jared und Blaed.
Sie warf Thera einen finsteren Blick zu. »Du bist nicht gerade sehr hilfreich.«
Thera starrte sie zur Antwort kühl und abschätzend an. »Du hast dein Leben und die Zukunft deines Landes aufs Spiel gesetzt, um ein paar Leute aus Raej hinauszuschaffen – und damit aus dem Einflussbereich von Dorothea. Einer dieser Menschen hat auf jeder Etappe deiner Reise versucht, dich zu verraten. Der Feind ist bisher unentdeckt geblieben, weil er auf irgendeine Weise mit Garth verbunden ist. So viel habe ich herausfinden können. Im Grunde ist es brillant. Diese Verbindung erzeugt ein Gefühl von …«
»Falschheit«, flüsterte Lia.
»Falschheit«, stimmte Thera ihr zu. »Nichts, das sich verfolgen oder ausfindig machen ließe, keine verirrten Gedanken oder Gefühle, die jemanden warnen könnten. Stattdessen wird all das zu der einen Person umgeleitet, deren mentale Signatur ohnehin schon beschmutzt ist.« Sie hielt inne. »In dieser Sache bin ich mit Jared einer Meinung. Sobald der Feind merkt, dass der Schutz, hinter dem er sich versteckt hat, hinfällig geworden ist, wird er die Flucht ergreifen oder zuschlagen müssen. Du brauchst einen stärkeren Geleitschutz, als wir ihn dir bieten können, um nach Dena Nehele zurückzugelangen.«
»Warte«, sagte Lia und setzte sich aufrecht hin.
»Nein, jetzt wartest du, Lady.« Theras grüne Augen blitzten. »Du bist die ganze Zeit über die Zielscheibe gewesen. Nicht wir, Lia. Sondern du! Versuch gar nicht erst, es abzustreiten. Du machst dich bloß lächerlich.«
Graue Augen funkelten grüne an.
Lia senkte als Erste den Blick. Sie lehnte sich vor und fuhr sich unwirsch mit den Fingern durch das Haar. »Wie konnte die Sache nur so schief laufen?«, flüsterte sie vor sich hin.
»Dorothea stellt sich wahrscheinlich genau die gleiche Frage«, versetzte Thera trocken.
Lia blickte auf. »Ihr könntet gehen. Niemand wird euch aufhalten, keinen von euch, wenn ihr auf die Winde aufspringt und nach Hause reist.«
Thera
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