Die schwarzen Juwelen 07 - Blutskönigin
gefegt war. Ein schneller, brutaler Sturm, schrecklich in seiner reinigenden Wirkung, hatte Dorothea SaDiablo und alle, die von ihr verdorben worden waren, ausgelöscht. Doch er hatte auch dafür gesorgt, dass die überlebenden Blutleute dem Hass der Landen zum Opfer fielen.
»Theran!«, rief einer der Krieger. »Die Schweine haben das Südende der Stadt in Brand gesteckt!«
Er wollte durch dieses Tor reiten, wollte das Einzige beschützen, was ihm von seinem Erbe geblieben war. Doch er war zum Kämpfen erzogen worden, dafür geboren, auf einem Schlachtfeld zu stehen. Also wandte er sich ab von dem Haus und dem Land, das er wieder in Besitz nehmen wollte.
Doch als er davonritt, schwor er sich, dass er zurückkehren würde, wenn die Feuer der Rebellion erstickt waren, zurück zum Heim seiner Familie.
Falls dann noch etwas davon übrig war.
Kapitel eins
TERREILLE
Gegenwart
Als er die eingefallene Steinmauer und das zweiflügelige Tor erreichte, das halb aus den Angeln gerissen war, setzte Theran Grayhaven seine Füße auf genau die Stelle, an der er zwei Jahre zuvor gestanden hatte. Endlich waren die Aufstände der Landen niedergeschlagen und die Angehörigen des Blutes – oder diejenigen von ihnen, die noch übrig waren – konnten sich dem Versuch widmen, ihr Land und ihr Volk wieder aufzubauen.
Falls es überhaupt einen Weg gab, ihr Volk wieder aufzubauen.
»Da du es warst, der sie hierher eingeladen hat, wirst du dir wie ein Idiot vorkommen, wenn du immer noch vor dem Tor stehst, wenn die anderen Kriegerprinzen eintreffen.«
Theran blickte über die Schulter. Er hatte nicht gehört, wie der Mann sich ihm genähert hatte, hatte keine warnende Gegenwart gespürt. Noch vor einem Monat hätte ihn eine solche Nachlässigkeit das Leben kosten können.
»Du solltest nicht auf sein, bevor die Sonne untergegangen ist«, erwiderte Theran. »Das erschöpft dich zu sehr.«
Der alte Mann runzelte die Stirn, als er die Mauer und das Tor musterte – und all die anderen Spuren des Verfalls. »Ich werde schon zurechtkommen.«
»Heute Nacht wirst du Blut brauchen.«
Das Stirnrunzeln vertiefte sich. »Ich werde zurechtkommen.«
»Talon …«
»Nicht in diesem Ton, Junge. Ich kann dir immer noch ein bisschen Verstand in deinen sturen Schädel prügeln.«
Talon war ein ergrauter Kämpfer, dem zwei Finger der
linken Hand und der halbe rechte Fuß fehlten – sichtbare Beweise für den Preis gewonnener Schlachten. Außerdem war er ein Kriegerprinz, der Saphir-Juwelen trug. Da Theran ein Kriegerprinz mit grünen Juwelen war, war Talon der einzige Mann in Dena Nehele, der stark genug war, um ihm »Verstand einzuprügeln«.
Aber nur nach Sonnenuntergang.
Talon war ein Dämonentoter. Wenn er gezwungen war, im Tageslicht zu agieren, erschöpften sich seine Kräfte erschreckend schnell.
»Hast du dich jemals gefragt, ob es das alles wert war?«, fragte Theran, ohne den Mann anzusehen, der ihn großgezogen hatte.
Seinen Vater hatte er nie gekannt. Er hatte sich fortgepflanzt, um die Blutlinie der Grayhavens fortzuführen, und war dabei erwischt, zerbrochen und völlig vernichtet worden, bevor Theran auf die Welt gekommen war.
Als er sieben war, hatte seine Mutter ihn zu den Lagern in den Bergen gebracht, um so die Linie der Grayhavens vor Dorotheas Marionettenköniginnen zu schützen.
Er sah sie niemals wieder.
Talon musterte das Haupthaus und schüttelte den Kopf. »Ich führe diesen Kampf jetzt seit ungefähr dreihundert Jahren. Ich kannte Lia und ich kannte Grizelle, die vor ihr regiert hat. Ich habe mit Jared und Blaed gekämpft, als wir alle noch lebten – und mit anderen, als ich ein Dämonentoter wurde. Ich habe mich also nie gefragt, ob es das Blut, den Schmerz und die verlorenen Leben wert war, Dena Nehele wieder zu dem zu machen, was es war, als die Grauen Ladys regiert haben. Ich wusste , dass der Preis nicht zu hoch war, wenn wir all das zurückbekommen könnten.«
»Wir haben aber nicht gewonnen, Talon«, sagte Theran sanft. »Jemand anders hat den Feind ausgelöscht und trotzdem haben wir nicht gewonnen.«
»Es steht wieder ein Grayhaven auf dem Land der Familie. Das ist ein Anfang. Und wir haben noch einen Trumpf im Ärmel.«
Einen Trumpf, von dem Talon ihm erst vor ein paar Tagen erzählt hatte. »Ein gefährlicher Trumpf, wenn wir überhaupt davon ausgehen können, dass der Mann, der uns diesen Gefallen schuldet, noch am Leben ist.«
»Wir können nicht gewinnen, wenn wir nicht spielen«,
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