Die schwarzen Juwelen 07 - Blutskönigin
doch war er es nicht.
Dann begriff sie, was er gerade gesagt hatte.
»Dharo?«, fragte sie und löste endlich den Blick von den Blumen. »Du willst in Dharo leben?«
»Ich will bei dir sein.« Er zog sie in seine Arme.
»Theran braucht dich«, wandte Cassidy ein.
»Und ich brauche dich. Ich weiß, dass es nicht einfach für dich ist, weil du eine ganz andere Lebensart gewöhnt bist, als wir es hier kennen. Aber vielleicht könnten wir ja auch hier einen Kompromiss finden. Können wir es nicht versuchen, Cassie? Es wenigstens versuchen?«
Er gab ihr einen sanften, tiefen Kuss, als bedeute sie ihm wirklich etwas.
Als wäre sie das Einzige, was ihm etwas bedeutete.
»Cassie?«
Sie blickte ihm in die Augen. Noch nicht ganz ein Mann, aber auch kein Junge mehr. Sie wusste nicht, ob es eine gemeinsame Zukunft für sie geben würde, doch sie liebte ihn – und war Liebe nicht der fruchtbarste Nährboden überhaupt?
»Ich würde es gerne versuchen, Gray.« In ihren Augen standen Tränen. »Ich würde es wirklich gerne versuchen.«
Sein alarmierter Gesichtsausdruck wurde nachdenklich. »Sind das Freudentränen?«
Sie umarmte ihn ganz fest. »Ja, das sind Freudentränen.« Dann trat sie einen Schritt zurück, wischte sich über das Gesicht und lächelte. »Zeig mir den Garten.«
Theran beobachtete, wie Gray Cassidy küsste, kam sich dabei aber schnell wie ein Eindringling vor. Also wandte er sich ab und öffnete die Kiste.
»An den Erben von Grayhaven.«
Unter dem mit Wachs versiegelten Papier befand sich ein Grünes Juwel, in dem noch immer das mentale Echo der Frau widerhallte, die es getragen hatte.
Und Spuren ihrer Macht, erkannte Theran, als er nun spürte, wie diese Macht verblasste, da ihre letzte Aufgabe erfüllt war.
Das Wachssiegel war so alt, dass es zerfiel, als er versuchte,
es zu öffnen, doch die Worte waren klar und deutlich lesbar.
An den Erben von Grayhaven.
Wenn du das hier liest, liegt der Schatz offen vor dir. Nicht das Gold und die Juwelen, auch wenn wir hoffen, dass diese dir dabei helfen werden, wieder zu errichten, was zerstört wurde, sondern die Königin, welche die Kraft und das Herz hat, um für unser Land und unser Volk zu sorgen. Dies ist ein Schatz von unermesslichem Wert.
Doch das weißt du bereits. Es ist etwas geschehen, das ihre Hingabe und ihren Mut auf die Probe gestellt hat – und du hast dich dazu entschieden, ihr zur Seite zu stehen. Hättest du das nicht getan, wäre der letzte Schlüssel nie gefunden worden, und Dena Nehele wäre innerhalb eines Jahrzehnts dem Untergang anheimgefallen, zersplittert, bis es nur noch eine Erinnerung gewesen wäre.
Nun habt ihr die Chance, euch daran zu erinnern, wer wir als ein Volk waren. Ihr habt die Chance, wieder ein starkes Land zu werden.
Der Schatz liegt vor dir. Ich hoffe, du kannst ihr die Wertschätzung entgegenbringen, die Jared mir entgegengebracht hat.
Möge die Dunkelheit dich umarmen.
Lia
»Theran?«
Talon stand in der Terrassentür, außerhalb der Reichweite der Nachmittagssonne.
Theran hatte einen Kloß im Hals und konnte nicht sprechen, deshalb reichte er den Brief an Talon weiter und konzentrierte sich wieder auf Gray und Cassidy. Die beiden hielten einander umschlungen und deuteten immer wieder auf verschiedene Teile des Beetes, das Gray für sie angelegt hatte.
»Mutter der Nacht«, sagte Talon, als er alles gelesen hatte.
Theran öffnete die Kiste.
»Lias«, sagte Talon mit belegter Stimme. »Ich erkenne es wieder. Das war ihr Geburtsjuwel.«
»Ich wünschte, ich könnte sie so sehen, wie er es tut«, sagte Theran, als er sich wieder umdrehte, um Gray und Cassidy zu beobachten. »Nicht in romantischer Hinsicht. Er liebt sie und er verdient es, glücklich zu sein. Doch ich wünschte, ich könnte die Königin sehen, die er sieht, wenn er sie anschaut. Die Königin, die du siehst, wenn du sie anschaust. Ich stand nicht um ihretwillen an ihrer Seite, Talon. Ich habe es für Gray getan. Ich habe es getan, weil es ihn zerstören würde, wenn ihr etwas zustößt.«
»Doch du hast dich dafür entschieden, an ihrer Seite zu stehen. Zum ersten Mal seit langer Zeit hat ein Grayhaven eine Königin verteidigt. Ich schätze, das war genug.« Talon faltete den Brief und gab ihn zurück. »Was wirst du jetzt tun?«
Theran ließ Brief und Kiste verschwinden. »Ich werde lernen, ein guter Erster Begleiter zu sein.«
»Für Gray?«
»Und für Dena Nehele. Und für mich selbst.«
Ranon trat zu ihnen,
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